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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zuzuhören. »Die Phalarope ist ein Schiff des Königs. Die Flagge streicht sie nicht.«
    Er verschränkte die Hände unter den Rockschößen und ging langsam zur Luvreling. Es würde nicht mehr lange dauern. Zu Proby, der neben dem Rad stand, sagte er: »Wir luven gleich an, Mr. Proby.« Er hörte ihn murmeln und fragte sich, was der Steuermann von dem angekündigten Befehl denken mochte.
    Der amerikanische Kapitän würde wahrscheinlich annehmen, daß die kleinere Phalarope versuchen wollte, wieder mit dem Wind abzulaufen. Doch sobald sie abdrehte, würde er ihr Heck mit der vollen Backbordbreitseite überschütten, wie er es von Anfang an beabsichtigt hatte. Doch Bolithos Manöver würde die Phalarope auf die Andiron zudrehen lassen, und mit etwas Glück mußte Herrick in der Lage sein, die erste Salve abzufeuern.
    Auf dem Achterdeck der Andiron funkelte ein Fernrohr in der Sonne auf, und Bolitho wußte, daß der andere Kapitän ihn beobachtete.
    »Achtung, Mr. Proby!« Bolitho schwenkte den Hut und rief über das Hauptdeck: »Jetzt, Jungs! Eine Breitseite für Old England!«
    Knarrend schwangen die Rahen herum. Die Segel donnerten.
    Bolitho wurde der Mund trocken, sein Gesicht erstarrte zu einer Maske.
    Das war der entscheidende Augenblick.
    John Allday kauerte neben der zweiten Kanone der Steuerbordbatterie und starrte gebannt durch die offene Stückpforte. Trotz der kühlen Morgenbrise schwitzte er, und sein Herz schlug wie eine Trommel.
    Er fühlte sich als das hilflose Opfer eines Alptraums. Jede Einzelheit war deutlich und klar, schon bevor sie sich ereignete.
    Irgendwie bildete er sich ein, diesmal würde es anders sein, aber es war dasselbe. Er hätte genausogut zum erstenmal in die Schlacht segeln können, neu und unerfahren, von quälender Spannung fast in Stücke gerissen.
    Er löste die Augen von dem Wasserviereck, das er durch die Stückpforte sehen konnte, und blickte über die Schulter zurück.
    Die gleichen Männer, die Ferguson verspottet oder Evans in drohendem Schweigen umringt hatten, standen oder kauerten jetzt nicht anders als er, Sklaven ihrer Kanonen, die Gesichter nackt und voller Furcht. Ein Stück entfernt von der Batterie, den Rücken am Vormast, stand Leutnant Herrick. Er sah zum Achterdeck hinauf, die Finger umschlossen den Degengriff.
    Seine blauen Augen, die nicht eine Sekunde blinzelten, verrieten nichts.
    Allday folgte den Blicken des Offiziers und bemerkte den Kapitän an der Achterdeckreling. Die Hände auf dem glatten Holz, beobachtete er mit leicht vorgerecktem Kopf die andere Fregatte. Das hohe Schanzkleid, die Gangway und die anderen Kanonen versperrten Allday den Blick auf die Andiron.
    Immerhin sah er ihre Masttopps und geblähten Segel, als sie auf das Achterdeck zuhielt, bis sie wie eine Klippe über der Phalarope zu hängen schien.
    Pryce, der Stückmeister, band sich das Pulverhorn um die Hüfte und hockte sich neben die Lafette, die Abzugsleine in Händen. »Hört zu, Jungs«, sagte er mit einer Stimme, die fremd und gepreßt klang. »Wir feuern zuerst eine Breitseite ab.« Er blickte von einem zum anderen, ohne die Kanoniere an der nächsten Stückpforte zu beachten. »Danach hängt alles davon ab, wie schnell wir nachladen und wieder ausrennen. Also muß jeder Handgriff sitzen. Und wie der Kapitän gesagt hat, achtet nicht darauf, was um euch vorgeht, verstanden?«
    Ferguson umkrampfte die Stücktalje und keuchte: »Ich halte das nicht aus. Bei Gott, dieses Warten halte ich nicht aus.«
    Von gegenüber höhnte Pochin: »Was ich gesagt habe: Hübsche Kleider allein machen aus Leuten wie dir noch lange keine Männer.« Er riß wild an der Talje. »Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe, würdest du sterben vor Angst, Mann.« Und zu den anderen: »Ich habe gesehen, wie sich ganze Flotten ineinander verbissen.« Er ließ seine Worte wirken. »Die ganze See nur Masten, wie ein Wald.«
    Pryce zischte: »Halt's Maul!«
    Er hob den Kopf, als Herrick rief: »Geschützführer! Sobald wir auf Backbord gefeuert haben, die besten Leute zur Verstärkung an die andere Batterie unter Mr. Okes!«
    Die Geschützführer hoben bestätigend die Hände und richteten ihr Augenmerk dann wieder auf die leere See.
    Allday schaute zu Okes hinüber. Das Gesicht des Offiziers glänzte vor Schweiß. Er sah bleich aus. Als wäre er bereits eine Leiche, dachte Allday.
    Durch das Sprachrohr erklang hohl Vibarts Stimme. »An die Brassen! Klar zum Wenden.«
    Alldays Finger glitten über das

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