Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
die Schulter.
    Selbst für einen erfahrenen Seemann war es keine Kleinigkeit, bei Dunkelheit oder Dämmerung ein Schiff auszumachen und zu identifizieren. Dies war ganz gewiß ein Engländer. Und irgendwie kam Bolitho der Umriß sogar vertraut vor.
    Hinter sich hörte er die Rufe der Maate und das schrille Trillern der Pfeifen.
    »Alle Mann an Deck! Alle Mann an Deck! Nehmt die Beine in die Hand!«
    Während von vorn die üblichen Gerüche aus der Kombüse drangen, stellte er sich vor, wie die schlaftrunkenen Männer stöhnend und schimpfend aus den Hängematten kletterten. Ein neuer Tag auf See, doch dieser war nicht wie jeder andere. Die See war nicht länger leer und feindlich. Das andere Schiff erinnerte die Männer womöglich daran, daß sie Teil von etwas Wirklichem und Wichtigem waren.
    Bolitho bemerkte, daß die großen Rahen der Fregatte gebraßt wurden, und hörte Herrick sagen: »Sie halst, Sir. Wir werden bald auf gleicher Höhe liegen.«
    Bolitho nickte abwesend. Das fremde Schiff würde halsen, um mit ihnen parallel zu laufen, wobei es die Phalarope in Lee lassen würde. Wie Herrick vermutet hatte, konnte das gut und gern neue Befehle bedeuten.
    Bolitho kletterte aus den Wanten an Deck zurück. Er fühlte sich plötzlich müde. Ihn fröstelte. Das Spritzwasser hatte sein Hemd durchnäßt. Es klebte ihm am Leib, und an den Wangen spürte er sein feuchtes Haar. Sein Schiff hatte sich von neuem verändert. Auf dem Achterdeck schienen sich die Menschen geradezu zu drängen. Die Offiziere hielten sich auf der Leeseite und beobachteten die andere Fregatte durch ihre Gläser.
    Fähnrich Maynard sah aufgeregt zu dem fremden Schiff hinüber. Durch sein großes Fernrohr versuchte er so viel wie möglich zu erkennen. Da er Signalfähnrich war, wußte er, daß Bolitho ihn nicht aus den Augen ließ.
    Auf dem Hauptdeck drängten sich die aus dem Schlaf gerissenen Leute, und die Bootsleute mußten ihre Tampen häufiger als sonst gebrauchen, um jene vom Schanzwerk zu treiben, die über das Wasser spähten. Erregt und schwatzend verstauten sie ihre Hängematten in die Kästen. Während sie sich dem Niedergang zur Kombüse zubewegten, starrten sie noch immer auf das fremde Schiff.
    Bolitho hob das Glas ans Auge, als kleine schwarze Bälle zu den Rahen des anderen Schiffs hochstiegen und sich im Wind entrollten.
    Vibart lehnte sich an das Kompaßhaus und knurrte Maynard an: »Los, entschlüsseln Sie.«
    Maynard blinzelte und blätterte hastig im Signalbuch. »Sie hat ihre Nummer gesetzt, Sir: achtunddreißig. Es ist die Andiron, unter Kapitän Masterman.«
    Bolitho schob das Fernrohr mit einem Ruck zusammen.
    Natürlich. Er hätte sie sofort erkennen müssen. Als er noch auf der Sparrow war, hatte er die Andiron häufig genug zur Patrouillenfahrt vor der amerikanischen Küste auslaufen sehen.
    Masterman war schon lange bei der Marine und ein bewährter Kapitän. Viele Erfolge gegen den Feind standen für ihn zu Buch.
    Die Andiron hatte ihr Manöver beendet und lief jetzt mit der Phalarope auf gleichem Kurs. Der weite Bogen hatte sie hinter die Phalarope gebracht, aber als sich ihre Segel blähten und füllten, kam sie schnell luvwärts auf.
    Maynards Signalgasten setzten das Unterscheidungssignal der Phalarope. Bolitho fragte sich, was Mastermann sagen würde, wenn er ihn als Kommandanten vorfand. Das Signalbuch wies noch Pomfret als Kapitän aus.
    »Signal, Sir«, rief Maynard. »Andiron an Phalarope. Drehen Sie bei. Haben Botschaften an Bord.«
    Die Sonnenstrahlen fuhren glitzernd über die geschlossenen Stückpforten der Andiron, als sie leicht auf die Phalarope zuschwang.
    »Sie braucht kein Boot zu fieren, Sir«, sagte Herrick. »Sie könnten einen Steg rüberlegen.« Er rieb sich die Hände. »Ob sie frisches Gemüse an Bord hat?«
    Bolitho lächelte. Auf so etwas hatte er gehofft. Eine Zerstreuung. Das würde die Männer von ihren Sorgen ablenken, wenn auch nur vorübergehend.
    »Machen Sie weiter, Mr. Vibart. Lassen Sie bitte beidrehen.«
    Vibart hob das Sprachrohr. »Braßt die Großmarsrah!
    Bewegung, Leute!«
    Stockdale tauchte neben Bolitho auf. Er brachte den blauen Rock und den Hut des Kapitäns. Er blinzelte zu dem anderen Schiff hinüber und grinste. »Wie in alten Zeiten, Kapitän.« Er blickte nach vorn, als Quintal, der Bootsmann, eine Flut von Flüchen und Obszönitäten losließ. Die Männer hatten auf die plötzlichen Befehle nur langsam reagiert. Auf dem überfüllten Deck herrschte bereits ein

Weitere Kostenlose Bücher