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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Admiral musterte ihn frostig. »Ich bin der jungen, hitzigen Offiziere müde, die weder etwas von Strategie verstehen, noch Disziplin kennen.«
    Bolitho wartete, bis er wieder ruhiger atmete.
    »Freibeuter sind nur ein Teil der Sache. Die wirkliche Gefahr bilden die Franzosen.«
    Langes Schweigen, in das Getrampel der Seeleute und gedämpftes Schmettern eines Horns klangen. Verglichen mit einer Fregatte, war der Zweidecker so etwas wie eine kleine Stadt, aber Bolitho konnte es kaum erwarten, sie hinter sich zu lassen und den beleidigenden Bemerkungen des Admirals den Rücken zu kehren.
    »Geben Sie auf der Patrouillenfahrt gut acht, Bolitho«, sagte der Admiral beiläufig. »Und teilen Sie das Frischwasser und alle Vorräte gut ein. Noch kann ich nicht sagen, wann Sie abgelöst werden.«
    »Meine Männer sind erschöpft, Sir.« Bolitho versuchte nochmals, die kalte Rücksichtslosigkeit des Admirals zu durchbrechen. »Einige sind seit Jahren nicht an Land gewesen.«
    Er dachte daran, wie sie zu den grünen Bergen und dem weißen Strand hinübergestarrt hatten.
    »Ich bin dieses Gesprächs überdrüssig, Bolitho.« Napier läutete eine kleine Glocke. »Erfüllen Sie die Ihnen übertragene Aufgabe und erinnern Sie sich stets daran, daß ich nie Eigenmächtigkeit dulden werde. Tollkühne Pläne gelten mir nichts. Lassen Sie Ihre Urteilskraft nicht unter Ihrer augenscheinlichen Selbstüberschätzung leiden.« Er winkte, und hinter Bolitho öffnete sich leise die Tür.
    Im Gang zitterten ihm die Hände vor Groll und unterdrückter Wut. Als er das Fallreep erreichte, lag über seinem Gesicht wieder die Maske der Empfindungslosigkeit, aber er wagte kaum, auf die ruhigen Worte zu antworten, die der Kapitän der Cassius äußerte, als er ihn zum Fallreep begleitete.
    »Seien Sie vorsichtig, Bolitho«, sagte der Ältere leise. »Sir Robert hat auf der Andiron seinen Sohn verloren. Er vergibt Ihnen nie, daß Sie sie entkommen ließen, ganz gleich, aus welchen Gründen. Schlagen Sie daher seine Warnungen nicht in den Wind.«
    Bolitho grüßte die unter Gewehr angetretene Wache. »Ich bin letzthin mehrfach gewarnt worden, Sir. Aber im Notfall nutzen Warnungen selten etwas.«
    Der Kapitän des Flaggschiffs verfolgte, wie Bolitho ins Boot stieg und wie die Gig aus dem Schatten der Cassius glitt.
    Grimmig dachte er: trotz seiner Jugend wird dieser Bolitho anderen und sich noch erhebliches Ungemach bereiten. Er sieht ganz danach aus.
    »Achtung! Der Kapitän kommt zurück.«
    Herrick eilte aus dem Schatten des Besanmastes zum Fallreep. Er strich ein paar Krümel vom Halstuch und zog hastig seine Schärpe zurecht. Bis jetzt hatte ihm das einförmige und schlecht zubereitete Essen an Bord nichts ausgemacht.
    Doch nun, da die Phalarope vor Anker lag, die reichlichen Vorräte von English Harbour in Reichweite, hatte er sich geradezu zwingen müssen, das Essen hinunterzuwürgen.
    Er blinzelte über die glitzernde Wasserfläche. Seine scharfen Augen erspähten sofort die zurückkehrende Gig, die sauber und hell angezogenen Bootsgasten, die sich wie Möwenflügel hebenden und senkenden Riemen. Er versteifte sich innerlich, als der Erste neben ihn trat.
    »Nun werden wir es ja erfahren.«
    »Ich wette, der Admiral war begeistert.« Herrick vergewisserte sich durch einen schnellen Blick, daß die Wache ordentlich angetreten war. »Ein Lob kann unseren Leuten nur gut tun.«
    Vibart zuckte mit den Schultern. »Was verstehen schon Admiräle?« Er schien sich nicht unterhalten zu wollen. Seine Augen hafteten auf der näherkommenden Gig.
    Bolitho saß auf der achteren Ducht. Die Sonne blitzte auf seinen goldenen Litzen.
    »Zwei Wasserleichter legen von Land ab, Sir«, sagte ein Steuermannsmaat plötzlich. »Dem Aussehen nach voll beladen.«
    Herrick blickte in die Richtung, in die der Mann wies, und sah, wie zwei Leichter von Land ablegten. Sie hielten schwerfällig auf die Fregatte zu, die langen Riemen bogen sich beinahe.
    »Ich dachte, das hätte Zeit, bis wir nach drinnen verholt haben?« stotterte Herrick.
    Vibart hieb sich mit der Faust in die Handfläche. »Bei Gott, ich wußte, daß es so kommen würde. Ich wußte es von Anfang an!« Seine massige Gestalt drehte sich zur See. »Die ist für uns, Mr. Herrick. Für die Phalarope gibt es nichts anderes, weder jetzt noch später.«
    Ein Bootsmannsmaat rief: »Achtung!«
    Die Pfeifen trillerten Salut, und die schwitzende Wache präsentierte die Gewehre.
    Herrick salutierte und musterte das

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