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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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auszufechten hatten, wird es ein harter Kampf werden.« Herrick sah den anderen unverwandt an, spähte nach einem Zeichen des Zweifels oder der Belustigung.
    Aber der Leutnant sagte unbewegt: »Wir haben von der Geschichte mit der Andiron gehört. Unverständlich, daß sie Ihnen entwischen konnte. Ich hoffe, Sie haben die Möglichkeit, die Scharte auszuwetzen. So wie der abtrünnige John Paul Jones mit uns Katz und Maus spielt und unsere Verbindungslinien stört, steht zu erwarten, daß andere seinem Beispiel folgen werden.«
    »Ich verstehe nicht, warum man es Kapitän Masterman als Schande anrechnet, daß er sein Schiff im Kampf verloren hat.«
    »Ach, das wissen Sie nicht?« Der Offizier senkte die Stimme.
    »Sie stand gleichzeitig mit zwei französischen Fregatten im Kampf. Auf dem Höhepunkt des Gefechts wurde die Andiron von einem amerikanischen Offizier angerufen. Er forderte die Mannschaft der Andiron auf, auf seine Seite überzuwechseln.«
    »Und so kam es auch?« Herrick stand der Mund offen.
    »Genauso.« Der andere nickte. »Den Franzosen hätten sie sich nie ergeben. Aber bei diesem Amerikaner klang es nach einem neuen Leben, was riskierten sie also? Und selbstverständlich werden sie nun um so besser kämpfen – gegen uns. Jeder Mann weiß, daß es Auspeitschung und Galgen bedeutet, wenn er gefangengenommen wird.«
    »Wie lange lief die Andiron unter unserer Flagge?«
    »Das weiß ich nicht genau. Etwa zehn Jahre, glaube ich.« Er sah, wie es hinter Herricks Stirn arbeitete, und fügte hinzu: »Halten Sie Ihre Leute also scharf im Auge. Hier draußen, Tausende von Meilen fern von England und von Feinden des Königs umgeben, spielen Gefühle eine große Rolle, was die Loyalität der Männer anlangt.« Und er setzte beziehungsvoll hinzu: »Vor allem auf einem Schiff, wo sich Unruhe bereits eingeschlichen hat.«
    Vibart kam vom Hauptdeck heran, und der Offizier brach ab.
    Er grüßte und sagte förmlich: »Ich habe fünfundzwanzig Mann für Sie im Kutter, Sir. Ersatz für die Gefallenen.« Vibart blickte ins Boot hinab, während die Leute der Phalarope die neuen, hager aussehenden Männer musterten.
    Der Offizier sagte hastig: »Ich habe bereits zuviel geredet, Kamerad. Aber diese Leute sind Ausschuß. Fast alle haben das eine oder andere auf dem Kerbholz. Meines Erachtens geht es Sir Robert mehr darum, sie und ihr schlechtes Beispiel loszuwerden, als darum, Ihrem Kapitän zu helfen.« Er blickte kurz zu Cassius hinüber und danach auf sein wartendes Boot.
    Dann flüsterte er abschließend: »Sir Robert beobachtet alles.
    Ohne Zweifel wird es bald allgemein bekannt sein, daß ich mich zehn Minuten unterhalten habe – mit Ihnen.«. Damit eilte er fort.
    »Wir werden die Leute sofort einweisen, Mr. Herrick«, sagte Vibart mit gerunzelter Stirn. »Sicher will der Kapitän, daß sie genauso eingekleidet werden wie der Rest seiner kostbaren Mannschaft.« Er verzog das Gesicht. »Meiner Meinung nach passen dreckige Lumpen besser zu ihnen.«
    Herrick folgte Vibarts verärgertem Blick und fühlte sich noch bedrückter. Diese Männer waren nicht frisch gepreßt. Es waren abgehärtete Berufsseeleute, und zu jeder anderen Zeit wären sie ihr Gewicht in Gold wert gewesen. Doch jetzt. . . Während der Steuermann und Fähnrich Maynard sie nach Dienstalter ordneten, standen sie müßig und unverschämt da und verfolgten alles mit der Arroganz wilder Tiere. Flüche und Hiebe würden diese Sorte nicht beeindrucken, dachte Herrick. Selbst Auspeitschen würde sie kaum verändern.
    »Warten wir ab, wie der Kapitän mit diesem prächtigen Haufen fertig wird«, murmelte Vibart.
    Herrick schwieg. Er konnte sich die Schwierigkeiten vorstellen, die sich mit jeder Stunde höher auftürmten. Trennte der Kapitän diese Unruhestifter vom Rest der Mannschaft, würde er den Respekt verlieren, den er gewonnen hatte. Tat er es nicht, konnte ihr Einfluß im Logis Verheerungen auslösen.
    Herrick stellte sich plötzlich vor, wie es auf der Andiron ausgesehen haben mußte, als Kapitän Mastermans Mannschaft zum Feind überging. Er starrte über das sonnige Achterdeck.
    Trotz der Hitze fröstelte es ihn bei dem Bild, das er sich ausmalte: er, plötzlich allein, auf einem Schiff, dessen bisher disziplinierte und loyale Matrosen Fremde und Meuterer geworden waren.
    Fähnrich Maynard beobachtete ihn besorgt: »Signal, Sir.
    Flaggschiff an Phalarope. Vervollständigen Sie Ausrüstung.
    Segeln Sie dann sofort.«
    Herrick sagte: »Bestätigen Sie

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