Bruderschaft der Kueste
beäugte ihn misstrauisch, kam sich plötzlich entblößt und überaus verletzlich vor. Dieser Mann war gefährlich. Auf eine andere Weise als Jean, dennoch ebenso gefährlich für ihn. Wie er ihn ansah! Was war in seinem Blick? Sein starker, männlicher Geruch hing in der trägen Luft, und wie sein kräftiger Körper dort ausgestreckt vor ihm lag, sich ihm deutlich präsentierte .
„Wagt es nicht, mich noch einmal anzufassen“, zischte ihn Simon mutiger an, als er sich fühlte. Die Berührung war irgendwie angenehm gewesen, nur die Vorstellung, dass dieser Dieb ihn berührt hatte ... Schaudernd zuckte er zurück. Miguel lächelte nur und sein Blick musterte den jungen Mann vor sich unverhohlen von oben nach unten. Auch wenn es viel zu heiß war und er es sicherlich bereuen würde, zog Simon hastig sein Hemd über, nur um sich dem lüsternen Blick dieser Augen zu entziehen.
„Wie alt bist du wohl?“, erkundigte sich Miguel interessiert, ohne den Blick auch nur einmal von ihm abzuwenden. „Neunzehn“, antwortete Simon abweisend. Er wollte sich nicht weiter mit diesem Abschaum unterhalten, mit keinem dieser Männer wollte er mehr etwas zu tun haben.
„So jung noch?“, bemerkte Miguel amüsiert, bemerkte, wie Simon den Mund augenblicklich ärgerlich verzog, und fragte: “Und du darfst dich hier frei bewegen, obwohl du Jeans persönliche Geisel bist?“
Kopfnickend bestätigte Simon und rückte noch etwas weiter von Miguel ab.
„Im letzten Sturm hat es vier Mann über Bord geweht. Er brauchte jemanden, der etwas Arbeit übernimmt“, gab er knapp die Antwort. Jeans Angebot, sich als Teil der Mannschaft frei an Bord bewegen zu dürfen, war unerwartet gekommen. Nach den langen Wochen in dem dunklen Verschlag unter Deck hatte er durchaus gerne angenommen. Was Jean noch damit beabsichtigt hatte, dass er ihn zu einem der ihren machen wollte, war ihm erst später klar geworden, denn der Piratenkapitän tat nichts ohne Hintergedanken. „Ist diese Arbeit denn etwas für deine schlanken, vornehmen Händchen?“, meinte Miguel spöttisch, richtete sich plötzlich auf und ergriff Simons rechte Hand.
Ehe der sich versah, hatte er sie an den Mund gezogen und einen sanften Kuss darauf gehaucht. Simons Haut prickelte sofort unter der liebevollen Berührung. Fassungslos entzog er sie ihm hastig wieder. Was erlaubte sich dieser Halunke nur? „Besser als da in dem finsteren Loch unten zu sitzen und gar nichts tun zu können“, schnaubte Simon und wischte sich seine, noch immer prickelnde, Hand demonstrativ an seiner Hose ab.
Dieser Mann hatte ihm wahrhaftig einen Handkuss gegeben! Wie einer vornehmen Lady. War er denn völlig verrückt?
„Verzeihung, Eure Lordschaft“, grinste Miguel frech. „Euer vollständiger Name fällt mir gerade nicht recht ein.“ Der Spott in Miguels Stimme machte Simon immer wütender. Stolz straffte er seinen Körper und versuchte, Miguel möglichst verächtlich anzusehen.
„Mein Name ist Simon Brandon Lord of Fenderwick“, erklärte er in hochnäsigem Ton.
„Ah, also ein wahrer englischer Gentleman!“, bemerkte Miguel jetzt erst recht spöttisch. In seinen Augen war ein anderer, für Simon nicht deutbarer Ausdruck erschienen. Fast wehmütig. Aber er war zu schnell verschwunden und machte einem höhnischen Lächeln Platz. „Verzeiht, ich bin nur Miguel“, stellte der sich schmunzelnd vor und deutete eine Verbeugung an. „Zu Euren Diensten, edler Herr.“
„Ihr seid also Spanier?“, fragte Simon abfällig, versuchte würdevoll über Miguels schelmischen Gesichtsausdruck hinwegzusehen. Ganz offensichtlich nahm ihn der Mann nicht wirklich ernst. Ein breites, überaus gefährlich wirkendes Lächeln überzog plötzlich Miguels dunkle Gesichtszüge und er beugte sich näher. Seine Augen schienen Funken zu sprühen und Simon sog überrascht die Luft ein er und unerwartet stieg Wärme in ihm auf. Unerwartet deshalb, weil sie eindeutig aus seinem Lendenbereich kam. Verflucht, wieso reagierte er auf diese Weise auf diesen Mann?
„Ein Teil von mir ist sicher spanisch“, antwortete Miguel grinsend mit einer besonders dunklen Stimme, die die Wärme in Simon noch weiter zu steigern schien.
„Der Rest ...“, e r zuckte beiläufig mit den Schultern. „Ich hätte da wohl die Auswahl unter rund hundert Freiern aller Nationalitäten, die jemals meine Mutter bestiegen haben“, meinte er lässig und beobachtete Simon ganz genau.
Erschrocken sog der Engländer den Atem ein, starrte
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