Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderschaft der Kueste

Bruderschaft der Kueste

Titel: Bruderschaft der Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
Vom Netzwerk:
„Wenn du es denn vermagst. Ich freue mich schon darauf!“ Noch immer wütend blickte Simon ihm hinterher, wurde derweil zunehmend unsicherer, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war. Zweifel beschlichen ihn, inwiefern er in einem wirklichen Kampf gegen diesen Mann bestehen konnte. Der Spanier verwirrte ihn noch mehr als Jean. Er brauchte sich nur Miguels hämisches Grinsen vor Augen zu führen und auch die eigenartigen, unziemlichen Gefühle, die er in ihm auslöste, um wütend zu werden. Er würde ihm eine Lektion erteilen. Niemand durfte ihn dermaßen beleidigen! Niemand ihn einfach auf diese Weise anfassen! Das war zu gefährlich für Simons Seele . Was da unten im Lagerraum passiert war, nun auch das würde er Miguel jetzt heimzahlen.
     
    An Deck
     
    Die Sonne strahlte gleißend hell und heiß auf sie herab. Sie standen sich auf dem offenen Deck gegenüber. Jeder mit einem Degen bewaffnet, umkreisten sie einander schon seit ein paar Minuten. Der größte Teil der Mannschaft war anwesend, ließ sich dieses besondere Schauspiel natürlich nicht entgehen. Selbstverständlich wurde bereits gewettet. Simon hatte die Worte hinter seinem Rücken vernommen und war sich sicher, dass fast alle Wetten gegen ihn liefen. Grimmig presste er die Lippen aufeinander. Nun gut, er würde es ihnen schon zeigen. Immerhin war er ein englischer Gentleman.
    Für einen winzigen Moment glitt sein Blick unwillkürlich zu Jean hinüber, der hinzugekommen war. Er stand mit verschränkten Armen im Schatten und beobachtete sie, vielmehr ihn. Er wirkte besorgt und sein sonst so beherrschtes Gesicht spiegelte, dessen Missfallen, ja sogar etwas wie Wut wider. Sein Blick lastete unangenehm auf Simon und dieser senkte rasch den Kopf. Just in dem Augenblick sprang Miguel vor, führte einen plumpen Schlag gegen ihn, den Simon sofort lässig parierte. Der Spanier grinste zufrieden und schien sich überhaupt köstlich hierbei zu amüsieren. Simon wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dieses dumme Grinsen aus dem Gesicht wegzuwischen.
    Dieser selbstgefällige, anzügliche Blick würde dem Spanier noch vergehen! Weder Jean noch Miguel sollten ihn auf diese Weise ansehen dürfen. In einer raschen Abfolge von Schlägen und Stichen griff er an und trieb Miguel damit mehrere Schritte über das Deck zurück. Der wehrte sich kaum, duckte sich nur, wich schnell und geschickt aus. Dann hob er unerwartet den Degen und blockte einen heftigen Schlag des jungen Engländers.
    „Nette Spielerei, was du da mit dem Degen machst“, meinte er spöttisch, klang dennoch dabei auch etwas anerkennend. „Ich bin gespannt, was du noch alles vermagst“, raunte er. Betont langsam löste er seine Waffe, sprang zurück, griff nun seinerseits an und trieb jetzt Simon zurück. Rasch konterte der und fing geschickt jeden Hieb des Spaniers ab. Die Männer ringsum grölten bei jedem klirrenden Aufeinandertreffen der Waffen begeistert. Simon kniff die Augen grimmig zusammen. Vermutlich haben sie nicht damit gerechnet, dass ich mich meiner Haut durchaus erwehren kann, dachte er zufrieden. Nun, sie würden sich noch wundern, wie ein wahrer Gentleman zu kämpfen verstand. Er fühlte sich immer sicherer, nahezu euphorisch. Endlich sah ihn dieser Mann nicht mehr mit diesem Blick an, der ihn dermaßen verunsicherte, seinen Körper sich so merkwürdig verhalten ließ. Ohne zu zögern, griff er Miguel jetzt unablässig an, tanzte regelrecht um ihn herum, trieb ihn immer wieder mit seinen Attacken vor sich her, spielte alles aus, was er je gelernt hatte. Schweiß lief ihm den Rücken hinab, seine braunen, lockigen Haare klebten ihm an der Stirn, sein Herz schlug hart und schnell und die gespannte Erregung des Kampfes durchdrang ihn. Es tat gut, nicht mehr nur ein Opfer, eine willenlose Beute zu sein, tatenlos zusehen zu müssen, hilflos isoliert und gefangen zu sein. Er hatte genug davon, eine Beleidigung nach der anderen zu schlucken, Teil eines Spiels zu sein, das Jean mit ihm spielte. Eine Marionette zu sein, an deren Fäden der Pirat nach Belieben zog. Jetzt konnte er sich endlich dagegen wehren.
    Miguels Lächeln verschwand nicht, auch wenn er offensichtlich von den entschlossenen, wütenden und immer heftigeren Angriffen des jungen Mannes überrascht war. Weiter wich Miguel zurück, blockte die schnellen Hiebe ab, stolperte schließlich über ein Tau und ging zu Boden. Hastig warf er sich herum, rollte sich hektisch aus der Reichweite der Waffe seines Gegners,

Weitere Kostenlose Bücher