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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sagte ich: „Warum hast du das getan, Ol i ver?“
    „Was getan?“
    „Mich gezwungen, den Hippie zu verarschen.“
    „Ich will endlich ans Ziel unserer Reise“, sagte Oliver. „Hast du schon einmal erlebt, daß ich einen Anhalter mitgenommen habe? Tramper bedeuten immer Ärger. Sie bedeuten immer Verzögerungen. Du hättest ihn noch über eine Seitenstraße bis zu seiner Kommune gebracht ein oder zwei Stunden Verzögerung.“
    „Das hätte ich nicht. Davon abgesehen hast du dich über seinen Geruch beschwert. Du hattest Angst, erst o chen zu werden. Was sollte das, Oliver? Hast du wegen deiner langen Haare nicht genug paranoide Reaktionen erlebt?“
    „Vielleicht habe ich nicht logisch gehandelt“, sagte Oliver, der nie anders als logisch in seinem ganzen Leben gedacht hat. „Vielleicht bin ich zu aufgeregt, will zu sehr vorankommen, daß ich Sachen sage, die ich gar nicht so meine“, sagte Oliver, der nie anders sprach, als lese er von einem Manuskript ab. „Ich weiß es auch nicht, ich hatte nur in der Magengegend so ein komisches Gefühl, das sagte, wir sollen ihn nicht mitnehmen“, sagte Oliver, der nur Unbehagen in der Magengegend hatte, wenn er auf die Toilette mußte. „Tut mir leid, wenn ich dir zu nahegetreten bin, Ned“, sagte Oliver.
    Nach zehnminütigem Schweigen sagte er: „Ich glaube, wir sollten eine feste Regelung treffen. Von jetzt an bis zum Ende der Reise werden keine Anhalter mitgeno m men, okay? Keine Anhalter.“

18. KAPITEL
Eli
     
    Sie hatten ganz richtig gehandelt, dieses erschütternde und runzelige Terrain als Standort für das Schädelhaus auszusuchen. Altertümliche Kulte benötigen einfach eine Umgebung von Geheimnis und romantischer Abgelege n heit, wenn sie sich gegen die krachenden, klingenden Resonanzen des skeptizistischen, materialistischen zwa n zigsten Jahrhunderts behaupten wollen. Eine Wüste ist dafür ideal. Hier ist der Himmel auf schmerzhafte Weise blau, der Boden besteht nur aus einer dünnen, verbran n ten Kruste über einem Felsmassiv, die Pflanzen und Bäume sehen verdreht aus, dornig und bizarr. An Orten wie diesem scheint die Zeit stillzustehen. Hier können die alten Götter gedeihen. Die moderne Welt kann hier nicht eindringen und nichts durcheinanderbringen, wir überleben die alten Götter, und die alten Gesänge tönen gegen den Himmel, unbehelligt vom Gebrüll des Ve r kehrslärms und dem Klappern der Maschinen. Als ich Ned von diesem Eindruck erzählte, widersprach er. Die Wüste sei nur eine Theaterkulisse und hohl, sagte er, e t was zum Campen. Und für solche Überbleibsel aus dem Altertum wie die Hüter der Schädel, sei der beste Platz das Herz einer geschäftigen Großstadt, wo der Kontrast zwischen ihrer Art und unserer Welt am deutlichsten werde. Zum Beispiel ein unauffälliges Haus im Osten, 63. Straße, wo die Priester selbstgefällig ihren Riten nachgehen könnten, zwischen Kunstgalerien und Hund e salons. Eine weitere Möglichkeit, schlug er vor, sei ein einstöckiges Gebäude aus Stein und Glas, eine Fabrikha l le auf einem Vorort-Industriegelände, wo vorher Klim a anlagen und andere Büroausstattungen hergestellt wo r den sind. Kontrast ist alles, sagte Ned, das Mißverhältnis die Essenz. Das Geheimnis der Kunst liege darin begrü n det, einen sinnvollen Widerspruch herauszuarbeiten, und was sei die Religion anderes als eine Kunstkategorie? Aber ich glaube, Ned wollte mich wie gewöhnlich auf den Arm nehmen. Wie dem auch sei, ich kann mit seinen Thesen von Kontrast und Gegensätzlichkeit nicht warm werden. Diese Wüste hier, dieses trockene Ödland, ist der ideale Standort für das Hauptquartier derer, die nicht sterben werden.
    Als wir von New Mexico in den Süden Arizonas g e langten, ließen wir damit die letzten Spuren des Winters hinter uns. Noch in Albuquerque war die Luft frisch, s o gar kalt gewesen, aber hier sind die klimatischen Ve r hältnisse einfach angenehmer. Das Land senkte sich, als wir an der mexikanischen Grenze nach Phoenix abbogen. Die Temperatur stieg sprunghaft an, von 10 auf 25 Grad oder sogar noch höher. Die Berge wurden niedriger und sahen aus, als seien sie aus Bröckchen rotbrauner Erde gemacht, die zu Klumpen zusammengepreßt und mit Klebstoff überzogen worden waren. Ich stellte mir vor, ich könnte mit dem Finger ein tiefes Loch in solche Erde bohren. Sanfte, verletzliche, abfallende Hügel, die pra k tisch nackt waren. Wie eine Mars-Landschaft. Auch die Vegetation war hier anders. Statt an

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