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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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anderen getrennt
worden und hatte gleichzeitig andere Abenteuer erlebt als sie. Das alles
sinnvoll zusammenzufassen würde länger dauern als nur eine Nacht.
    Kurz nachdem Eljazokad mit schmerzenden Augen und pochendem Kopf das
Licht gelöscht und sich aufs Bett fallengelassen hatte, pirschte im Erdgeschoß
Cajin zur Haustür und kauerte sich mit seiner Decke neben den Türrahmen. Falls
es noch einmal raschelte, falls noch eine Drohbotschaft das Mammut erreichen sollte, wollte er diesmal schneller sein und den
geheimnisvollen Zusteller auf frischer Tat ertappen.
    Aber nichts geschah. Am Morgen wachte Cajin wie immer als erster
auf, überzeugte sich, daß nichts vor der Tür lag, und bereitete das Frühstück
für die anderen vor.

3

Zwischen den Gräbern
    Man schrieb jetzt den 19. Rauchmond.
    Eljazokad hatte eigentlich mitgehen wollen zum Leer
das! , aber er saß
immer noch über dem Bericht. Also schärfte er Bestar die Verhaltensregeln ein.
    Â»Keine Rauferei. Kein Wettsaufen. Kein Kampf auf Leben und Tod. Einfach
nur reden.«
    Â»Ist klar.«
    Â»Und merke dir den Namen des Ermordeten. Damit kannst du den
Klippenwälder vielleicht aus der Reserve locken.«
    Â»Welcher Ermordete?«
    Â»Hegiel Schimmens aus Endailon. Von Heydens Geschäftsfreund.«
    Â»Ach, der. Schon klar.«
    Â»Vielleicht will Arevaun dich anheuern für die Sache, dann laß dich
zum Schein drauf ein. Das hätten wir in Wandry auch schon so machen sollen.«
    Â»Ja, klar. Sonst noch was?«
    Â»Erwähne das Mammut nicht.«
    Â»Das Mammut klebt draußen an unserer Tür,
und jeder kann es sehen.«
    Â»Auch wieder wahr. Komm zügig zurück und erstatte Bericht.«
    Â»Ja, ja, ja. Warum schickst du nicht Cajin mit, damit der mich an
einer kurzen Halsleine führen kann?«
    Â»Keine schlechte Idee. Vielleicht wirklich keine schlechte Idee …«
    Â»Ich bin längst weg. Bis später!«
    Bestar ging in vollem Ornat. Segmentrüstung, Wallehaare,
gekämmter Bart, das unverkleidete, düster glänzende Erzschwert in einem
improvisierten Gehenk, denn es gab keine passende Scheide für eine dermaßen
ausgefranste und unregelmäßig gewachsene Klinge. Er wollte Eindruck machen auf
sein Gegenüber. In den Klippenwäldern war dies die einfachste Form des
Ärgervermeidens.
    Das Leer das! war um diese Tageszeit nur
ein fahles, verkatertes Gespenst seiner nächtlichen Ausschweifungen. Das
Sonnenlicht ließ jeden Fleck, jeden Kratzer, jede Pfütze, jedes verschmierte
Fenster und jede Staubschicht überdeutlich hervortreten und machte aus dieser
Kaschemme so ziemlich den häßlichsten Ort auf dem Kontinent. Abgesehen von
Taggaran, Bestars Heimatdorf.
    Â»Ich suche jemanden«, erklärte Bestar dem speckigen Wirt, der
momentan Aufsicht hatte über zwei dösende Dauergäste. »Ein Klippenwälder mit
einem komplizierten Namen.«
    Â»Cruath? Der ist oben, Zimmer zwei. Ich will aber keinen Ärger
haben.« Zaghaft deutete der Speckige auf Bestars Schwert.
    Â»Du wirst keinen Ärger haben«, grinste Bestar und ging die knarzende
Stiege nach oben. Zimmer zwei. Es gab nur zwei. Bestar klopfte.
    Â»Nur herein«, sagte eine Stimme von drinnen. Bestar schob langsam
die Tür ganz auf. »Und wen haben wir hier?« fragte Cruath Airoc Arevaun. Er lag
bei offenem Fenster angezogen auf seinem Bett und las ein Buch. Bestar konnte
den Titel nicht erkennen, weil er des Lesens nicht mächtig war. Er konnte aber
sofort spüren, daß er es hier mit dem besten und gefährlichsten Kämpfer zu tun
hatte, dem er je in seinem Leben begegnet war. Kein Kruhnskrieger, kein
Schemenreiter, kein blauhaariger Hüne, kein Riese, sondern ein einfacher Mann
aus der Heimat.
    Arevaun war etwa zehn Jahre älter als Bestar, also um die dreißig,
einen halben Kopf kleiner, aber noch kräftiger und kantiger gebaut. Auch er
trug einen Vollbart, in den nach Art der Klippenwälder kleine Zöpfe geflochten
waren. Bestar zählte etwa ein Dutzend. Jeder stand für einen besiegten Gegner.
Für einen Augenblick ärgerte sich Bestar darüber, daß er sich die Zöpfchen aus
seinen Haaren bei den Riesen ausgekämmt hatte, denn nun mußte ihn Arevaun für
jemanden halten, der noch nie einen Gegner bezwungen hatte, aber der Ärger
verging rasch. Um wieviel wuchtiger war die hochaufragende Ehrenhaftigkeit

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