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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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die
Rauchöffnung geplumpst, ein silbrig öliger Sack, pumpend wie eine Membran. Die
Flüchtlinge flohen auch hier in die äußersten Winkel des Raumes. Bestar war es
schließlich, der sich, Skergatlu vorgestreckt wie einen Blindenstab, näher
heranwagte an den Sack, der aus dem Feuer gerollt war, fettig qualmte und
zuckte, als wäre ungeborenes Leben in ihm. Kurz bevor Bestar den Sack berühren
konnte, platzte dieser auf, und Hunderte von Käfern, halbdaumengroß und
durchsichtig schimmernd wie Quallen, strömten aus dem Sack. Gleichzeitig fielen
zwei weitere Säcke von oben herab ins Feuer, brachten Funken zum Aufstieben und
entließen ihren Käferinhalt ins Freie. Im Nu wimmelte der ganze Boden. Bestar
hüpfte und zertrat, schlug mit seinem Schwert zu und wütete unter den ihn
bestürmenden Käfern. Auch Tjarka zückte ihr Waldmesser und hielt dem
Klippenwälder den Rücken frei, indem sie ihn umrundende Käfer zielgerichtet
durchschnitt. Eljazokad fühlte sich nutzlos, zauberte dann aber ein wenig mehr
Licht in den Raum, so daß Bestar und Tjarka sich besser wehren konnten.
    Die vier Ledernen schrien und kreischten in heller Panik. Einer zog
einen Säbel und drosch ebenfalls auf die Käfer ein, aber er besaß weder Bestars
raumgreifende Geschwindigkeit noch Tjarkas an Nadelstiche gemahnende Präzision.
Weitere Käfersäcke fielen durch die Decke, sechs, sieben, acht Stück, Hunderte
von Quallenkäfern krochen an dem Kämpfenden hoch und ließen ihn schier
durchdrehen. Seine Lederkluft schützte ihn vor Bissen, aber sein Hals, sein
Schädel und seine Handrücken wurden heftig attackiert.
    Â»Raus! Wir müssen raus hier!« brüllte einer der anderen, warf sich
gegen die Barrikaden, zerrte soviel wie möglich beiseite und verschwand wild um
sich schlagend im sofortigen Hereinquellen des roten Schnees nach draußen. Ein
zweiter folgte ihm. Der letzte versuchte, dem mit den Käfern Ringenden zu
helfen und geriet dabei ebenso in Bedrängnis wie sein Freund.
    Immer noch kamen aufplatzende Säcke. Dann zwängte sich ein
gallertiger Käfer durch die Öffnung, der zwanzigmal größer als die anderen war.
Eljazokad spürte, wie er vor Entsetzen zitterte. »Wir müssen auch raus! Bestar,
Tjarka! Es werden immer mehr, das hat keinen Sinn!«
    Bestar kämpfte sich knurrend bis zum flockentosenden Eingang, Tjarka
folgte ihm, ließ Eljazokad noch an sich vorbei und bildete die Nachhut. Draußen
heulte der Sturm. Die zwei Ledergekleideten, die nicht geflohen waren, waren
inzwischen im Matsch zertretener Käfer ausgeglitten und wurden bei lebendigem
Leibe gefressen. Es war entsetzlich. Eljazokad konnte sehen, wie die
transparenten Käferleiber sich mit Blut und Fleisch füllten, bis sie rot und
prall aussahen.
    Alles war nun rot. Jede Schneeflocke schien ein weiterer,
vollgefressener Käfer zu sein. Bestar glitt beinahe von der vereisten
Außentreppe, konnte sich jedoch aus eigener Kraft noch festhalten. »Wo sollen
wir hin?« keuchte er. »Dieser Sturm bringt uns um!«
    Â»Wir müssen in den Höhlen bleiben!« übernahm Tjarka die Führung.
»Auf der Ebene verrecken wir. Irgendwo wird es doch eine Höhle ohne Kaminloch
geben.«
    Â»Dann können wir aber auch kein Feuer machen und werden erfrieren«,
nörgelte Bestar.
    Â»Egal. Eins nach dem anderen. Erst müssen wir die Käfer überleben.
Dann den Sturm.«
    Auf verschiedenen Stockwerken suchten sie nach einem tauglichen
Unterschlupf. Die Kletterpartie im heftigen Wind der Felsenstadtfassade war
rutschig, trügerisch und lebensgefährlich. Mehrmals mußten sie sich gegenseitig
vor dem Absturz bewahren. Aber als sechsbeiniger Käfer mit drei Leibsegmenten,
die durch hilfesuchende Griffe fest miteinander verbunden waren, kamen sie
vorwärts, und die ungefähr zwanzigste Höhle war ohne herankrabbelnde Käferflut,
ohne einen Großkäfer, der sich zitternd in ihre Richtung wandte, ohne einen
unter der Decke hängenden, pumpenden Membransack und ohne eine zweite Öffnung.
Allerdings gab es kein Material zum Abdichten des Eingangs.
    Â»Egal«, traf erneut Tjarka die Entscheidung. »Die Käfer kommen ohnehin
nicht durch den Schnee, höchstens die großen. Und die mußt du dann abfangen,
Bestar.«
    Â»Wird mir ein Vergnügen sein.«
    Sie verkrochen sich im hintersten Winkel,

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