Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
zu
sein.                  
    Schließlich gab Tjarka auf. »Ich kann nicht mehr. Ich sterbe vor
Hunger, und ohne Ausrüstung kann ich nicht jagen. Es ist Wahnsinn, was wir hier
tun. Wälder sind meine Freunde, auch im tiefsten Winter, aber man muß sie ernst
nehmen, sonst kommt man einfach nur in ihnen um.«
    Â»Ich kann nicht kämpfen«, gab Eljazokad kleinlaut zu.
    Â»Ich kämpfe, an Bestars Seite«, nickte Tjarka entschlossen.
    Eljazokad suchte Bestars Augen für eine Bestätigung oder Ermutigung
irgendeiner Art, doch der Klippenwälder trug seinen Winteratem vorm Gesicht wie
eine Verschleierung und stützte sich auf sein Erzschwert wie auf einen
Wanderstab.
    Â»Martelas Vier«, sagte Eljazokad leise. Leise würde genügen.
    Drei dunkle Gestalten brachen in fünfhundert Schritten Entfernung
von unten durch die Schneedecke und kamen in eigentümlich langarmiger Haltung
auf sie zugetobt. Nicht vier, nicht zwölf, sondern drei. Drei, wie sie selbst.
Eljazokad wurde bewußt, daß er das System immer noch nicht begriffen hatte.
    Â»Affenmenschen«, sagte Bestar beeindruckt. Keiner von ihnen hatte
jemals einen Affenmenschen von Angesicht zu Angesicht gesehen, aber Bestar
kannte ihr Aussehen aus den Schnitzereien des alten Selt Fremmender.
    Die drei Angreifer waren groß, beinahe so groß wie Bestar.
Schwarzes, dichtes, silbrig schimmerndes Fell bedeckte ihre muskulösen Arme und
Beine. Sie trugen Brustrüstungen aus lose übereinanderliegenden Hornplatten,
gezackte Helme wie aus Perlmutt, wadenlange Röcke aus fransigen Tüchern
gebunden. Ketten aus kontinentalen Münzen klirrten an Handgelenken, Hälsen und
Ohrmuscheln. Die Gesichter waren unter den Helmen nicht zu sehen. Die Arme
reichten bis zum Boden, und zum schnelleren Vorankommen liefen sie nicht nur
auf ihren Fußsohlen, sondern auch auf ihren Handrücken. Die Geräusche, die sie
dabei machten, klangen wie ein heiseres, hustendes Bellen.
    Â»Sie sind unbewaffnet, aber wahrscheinlich stark genug, uns mit
bloßen Klauen in Fetzen zu reißen.« Bestar ging in Kampfstellung, was im mehr
als knietiefen Schnee gar nicht so einfach war.
    Â»Sind das … Frauen?« fragte Tjarka, auf die Röcke deutend.
    Â»Wenn das wirklich Frauen sind, dann möchte ich ihre Männer lieber
nicht kennenlernen«, brummte Bestar.
    Â»Bei dreißig Schritt Entfernung: Bedeckt eure Augen«, sagte
Eljazokad und öffnete in sich Schleusen. Energie durchflutete ihn von allen
Finger- und Zehenspitzen her. Fünzig Schritt. Vierzig. Jetzt.
    Tjarka und Bestar preßten sich ihre Armbeugen über die Augen.
Eljazokad entfesselte ein Gleißen, so strahlend hell, daß der rote Schnee weiß
wurde wie zu Hause. Da existierte nichts anderes mehr im Weiß als ihre eigenen
gekrümmten Schlagschatten.
    Die Affenmenschen stockten, blieben stehen, rieben sich über die
Helme, stießen dumpfe Klagelaute aus. Einer riß sich den Helm vom Kopf. Er
hatte ein beinahe schönes, menschliches Gesicht, unbehaarter als das von
Bestar. Seine langen Haare waren zu kunstvollen Knoten gebunden. Die drei
verständigten sich in einer harten, rauh klingenden Sprache, wischten sich
Tränen des Schmerzes aus den Augen, dann stürmten sie weiter, blind, aber
schnuppernd ihren Nasen folgend.
    Â»Golkhor!« schrien sie vor dem Zusammenprall.
    Â»Taggaran!« schrie Bestar.
    Der Klippenwälder zog alle drei Angreifer auf sich. Tjarka fiel dann
mit ihrem Waldmesser von der Seite dazu.
    Eljazokad wich unwillkürlich zurück, bis er den Stamm eines Baumes in
seinem Rücken spürte. Waren das tatsächlich Affenmenschen?
Aber das waren doch Menschen, keine affenähnlichen Ungeheuer mit Reißzähnen,
wie auf den ersten Seiten der Encyclica abgebildet! Aus
seiner Position konnte er den Kampfverlauf gut überblicken. Bestar durchbohrte
einem der beiden noch Behelmten Hornpanzer und Brust. Tjarka wurde von einem
anderen beiseitegedroschen, mühte sich aber schneeverklebt wieder hoch und
kämpfte weiter.
    Dann starb Bestar. Es ging rasend schnell und war dadurch um so
furchtbarer. Der verbliebene Behelmte packte Bestars Kopf von hinten mit beiden
Händen und riß dem Klippenwälder mit einem Ruck den Kopf von den Schultern.
Bestars Arm schien den geplanten Schlag mit Skergatlu noch auszuführen, dann
stürzte sein Rumpf

Weitere Kostenlose Bücher