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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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den Matsch kämpfen müssen. Du wirst noch Freude
haben an deiner Pelzdecke, das kannst du mir ruhig glauben.«
    Immerhin bescherte ihnen das Tauwetter wieder ein paar zum Vorschein
kommende Pilze, über die sie sich heißhungrig hermachten. Vier volle Tage lang
stapften sie so durch rote Pfützen und rötlichschwarzen Morast, die Nachtruhen
und Zwischenrasten verbrachten sie auf niedrigen Monolithen. Das Wetter wurde
in diesen vier Tagen tatsächlich beständig kälter, bis die ersten Pfützen
überfroren waren und die Klebrigkeit des Untergrundes durch tückische Glätte
ersetzt wurde. Bestar schlug mit Skergatlu Kerben in Eisflächen, damit die
anderen besser darüberlaufen konnten. Mit Hilfe ihres Brennholzes konnten sie
vereiste Pilze auftauen und abbraten. Eljazokad konnte kaum in Worte fassen, wie
sehr diese Pilze ihm inzwischen zum Halse heraushingen.
    Am Morgen des fünften Tages seit der Käferfelsenstadt erblickten sie
die große rote Fläche, gegen Mittag erreichten sie sie: Schnee, so weit man
schauen konnte. Die Monolithen endeten hier und wurden ersetzt durch
winterliche Nadelbäume, die sich unter ihrer roten Last duckten.
    Tatsächlich war es klirrend kalt geworden. Bestar war so tief in
Fell, Behelfsschal und eine aus einer Decke improvisierte Kapuze gehüllt, daß
nur noch seine gerötete Nase und Teile seines eiszapfenklirrenden Bartes
herausschauten.
    Â»Das ist Bazuzary«, erläuterte Eljazokad bibbernd. »Hier muß es
Menschen geben. Magier. Blauhaarige.«
    Â»Zumindest vor dem Krieg«, gab Tjarka zu bedenken. »Sagten die
Flüchtlinge nicht, daß nördlich von Melronia nichts mehr lebt? Wenn das stimmt,
steht es ziemlich schlecht um uns. Warum lösen wir nicht einfach wieder die
Martelaskette aus und fliegen auf einer Gribaille weiter?«
    Â»Weil ich nicht weiß, ob wir eine Gribaille bekommen. Möglicherweise
kriegen wir nur Schneeschuhe, wenn überhaupt.«
    Â»Immerhin«, brummte Tjarka in ihren Schal.
    Â»Ich verstehe das mit der Kette sowieso nicht«, mischte sich Bestar
ein. »Hat der Spiegelritter dir nicht gesagt, um zum Tor von Bauscheld zu
kommen, brauchst du die Kette? Warum lösen wir sie nicht komplett aus und
kommen so ans Tor, anstatt jahrelang dorthin zu watscheln?«
    Eljazokad schüttelte den Kopf. »Die Martelaskette bringt mich nicht
zum Tor. Sie hilft mir nur, den Weg zu überstehen.«
    Â»Glaubst du. Aber sicher bist du dir nicht.«
    Â»In dieser Welt weiß ich leider überhaupt nichts mit Sicherheit.«
    Â»Also, was haben wir dann zu verlieren? Mir knurrt der Magen, mir
ist kalt bis auf die Knochen. Ein Kämpfchen würde uns immerhin wieder
aufwärmen!«
    Â»Gib … gib uns noch einen Tag und eine Nacht«, bat Eljazokad. »Wenn
wir bis dahin kein Dorf gefunden haben oder Menschen, die uns weiterhelfen
können, dann wagen wir den nächsten Kampf.«
    Der Klippenwälder willigte ein, und sie wanderten weiter durch
Tiefschnee.
    Am Morgen des folgenden Tages gelang es Tjarka, einen zu nahe
herangekommenen Rabenvogel mit ihrer Steinschleuder zu erlegen. Das Fleisch war
zäh und bitter, aber es war wenigstens etwas zu essen, nun, da sie auch keine
Pilze mehr finden konnten. Da ihr Brennholz zur Neige ging, versorgten sie sich
unter Zuhilfenahme Skergatlus mit trockenem Tannenholz.
    Die roten Winterwälder Bazuzarys schienen vielen Tieren eine Heimat
zu sein, andauernd stieß Tjarka auf Wildfährten. »Man könnte hier gut jagen,
wenn man Schneeschuhe hätte und Pfeil und Bogen. Wir müßten … zwei bis drei
Tage dafür opfern, dann könnte ich uns das alles herstellen. Pfeile ohne Spitze
zwar, aber immerhin schießbar.«
    Â»Laß uns lieber ein Dorf suchen«, beharrte Eljazokad. »Es muß hier
Menschen geben.«
    Â»Warum?« bezweifelte Tjarka.
    Â»Der Spaziergänger hat uns von ihnen
erzählt«, murmelte der Lichtmagier.
    Sie wanderten weiter und fanden nichts. Sie betraten einen tiefen
Wald und fanden nichts. Sie verließen den Wald auf der anderen Seite und fanden
nichts. Schon längst war der eine Tag, den Eljazokad Bestar noch abgerungen
hatte, verstrichen. Ein zweiter Tag verging. Der Klippenwälder brummte nur noch
wie ein alter, verwundeter Bär und schien ernsthaft wütend auf Eljazokad

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