Brücke der brennenden Blumen
hielten sich eng
aneinandergeschmiegt warm und dösten. Bestar saà in der Mitte, sein Körper
strahlte die gröÃte Hitze aus. Der bibbernde Eljazokad wäre ohne den
Klippenwälder womöglich erfroren.
Sie warteten. Das Licht änderte sich nicht. Der Sturm tobte und
brauste, ohne nachzulassen, schmià ab und zu eine wolkige Bö Schnee zu ihnen
hinein, wirbelte aber ansonsten achtlos an ihnen vorbei. Kein Käfer tauchte
mehr auf. Kein Flüchtling.
Sie teilten sich ihre letzten Pilze. Für einen einfachen Laib Brot
hätte jeder von ihnen einen Arm gegeben. Zum Notizenmachen war es Eljazokad zu
kalt.
Noch ein ganzer Tag und eine ganze Nacht vergingen so. Dann erstarb
der Sturm zu einem Wimmern und war vorüber.
Steifgliedrig und argwöhnisch tappten die drei nach vorne zur
Ãffnung. Die Wüste war verschwunden. Statt dessen erstreckte sich, so weit das
Auge reichte, eine dunkelrote Schneelandschaft, geschmückt mit den nun
abgerundeten Konturen der eingeschneiten Monolithen.
Tjarka nahm etwas Schnee in die Handfläche und kostete davon.
»Schmecktâs wenigstens nach Kirschen oder Himbeeren?« fragte Bestar.
»Nein. Aber an Trinkwassermangel werden wir vorerst nicht zugrunde
gehen. Das mit den Pilzen wird aber schwierig. Die kann man nun nicht mehr
sehen.«
»WeiÃt du denn überhaupt noch, in welche Richtung wir müssen?«
fragte Eljazokad matt. »Für mich sieht jetzt alles gleich aus. Die ganzen
markanten Wegpunkte sind ⦠wie mit rotem Tuch verhüllt.«
»Die Richtung ist kein Problem«, winkte Tjarka ab. »Die Witterung
schon eher. Wir hatten in der ersten Höhle doch Felle zum Abdichten gefunden.
Jeder von uns nimmt sich so ein Fell, sonst brauchen wir gar nicht erst
loszugehen.«
»Und aus den Möbeln könnten wir Brennholz machen«, ergänzte Bestar.
»Sehr gut.« Tjarka rieb sich die Hände. »Also durchsuchen wir noch
mal alles.«
Sie tasteten sich über die schlüpfrigen AuÃentreppen aufwärts und
abwärts. Die meisten der Wohnhöhlen wimmelten von Käfern, die sich aber nicht
nach drauÃen in den Schnee wagten. In der Höhle, in der sie ursprünglich mit
den vier Benitdouleurern Zuflucht gefunden hatten, kauerten sechs der
Riesenkäfer dicht beieinander und betasteten sich gegenseitig mit ihren
durchsichtigen Fühlern. Von den beiden Toten war nichts mehr zu sehen, nicht
einmal Knochen. Auch von den beiden Geflüchteten fehlte jede Spur. Aber Tjarka,
Bestar und Eljazokad fanden immerhin einige Felle und ein paar Stühle, die zu
Scheiten zerbrochen werden konnten und in Bestars ausuferndem Rucksack
verschwanden. Jeder warf sich ein Fell über, dichtete sein Schuhwerk mit
reichlich Lederumwickelungen ab, stopfte sich Schnee in die Feldflasche,
wickelte sich Fetzen eines Vorhangs als Schal um Hals, Ohren und Mundpartie,
und dann stapften sie los. Der Schnee war einen Schritt tief, das Vorankommen
eine echte Tortur.
»Wir bräuchten Schneeschuhe«, haderte Tjarka. »Aber so was war da
drinnen nirgends zu sehen. Wie denn auch? Das war eine Wüste, verdammt noch
mal.«
»Sagt mal«, lieà sich Eljazokad vernehmen, der sich noch mal zur
Felswand hin umgeblickt hatte, »bildeten die Höhlen mit ihren
Treppenzwischengängen auch schon als wir ankamen den Umrià eines Käfers?«
»Ist mir nicht aufgefallen«, antwortete Bestar. »Aber du hast recht.
Sechs Beine, zwei Fühler. Das ist einer von diesen Durchsichtigen. Die ganze
Felswand ist ein riesiges Bild. Wie ein Tempel.«
»Jetzt kann ich mir vorstellen, was aus den früheren Bewohnern geworden
ist«, sagte Tjarka und wandte sich schaudernd ab.
Da die Witterung zwar deutlich abgekühlt war, aber immer
noch keine winterlichen Temperaturen aufwies, setzte schon bald das groÃe rote
Tauen ein. Der Schnee wurde knirschiger und mürbe, unter einer roten, eisigen
Kruste verwandelte sich der staubige Wüstensand in tiefen, kalten Schlamm.
»Warum schleppen wir eigentlich diese muffigen Felle mit uns herum?«
ärgerte sich Bestar. »Ich schwitze mich eher tot, als daà mir kalt ist!«
Tjarka seufzte. »Du hast es immer noch nicht begriffen, oder? Wo
dieser Sturm herkam, muà Schnee liegen. Höchstens einen normalen Tagesmarsch
entfernt, würde ich schätzen, nur daà wir eben viel länger brauchen, weil wir
uns so unendlich langsam durch
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