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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der bezeichneten Stelle
den erfrierenden Eljazokad, ein totes Mädchen und zwei tote Krieger gefunden.
Außerdem Kampfspuren. Den hilfsbereiten Geweihwassermenschen war nicht klar,
was überhaupt geschehen war.
    Â»Der eine tote Krieger war unser Gegner«, versuchte Eljazokad zu
erklären. »Der … geköpfte Krieger und das Mädchen waren meine Gefährten. Ohne
die Hilfe des Ritters wäre ich nun ebenfalls tot.«
    Im Laufe des Gespräches füllte sich die Hütte, denn mehr und mehr
Bewohner wollten mitbekommen, was der Fremde zu erzählen hatte. Es schien mehr
Frauen als Männer zu geben und kein Dorfoberhaupt. Alle hatten Mandelaugen,
schöne lange Haare und waren in einfache, aber geschmackvolle Kleider gehüllt.
    Â»Wir haben die drei Toten in unserer Coquille bestattet«,
erklärte die Schwangere. »Möchtest du sie sehen?«
    Eljazokad war sich gar nicht sicher, ob er die Leichen betrachten
wollte. Daß Bestar und Tjarka nun tot waren, bedeutete nur, daß sie zurück
waren im Thostwald. In großer Gefahr.
    Â»Ich habe keine Zeit, es tut mir leid«, sagte er heiser. »Ich danke
euch sehr, ihr habt mir das Leben gerettet. Aber ich muß weiter. Ich habe …
Verpflichtungen.«
    Sie gaben ihm seine gesäuberte Kleidung, Proviant, festes,
wintertaugliches Schuhwerk und Schneeschuhe zum Unterschnallen. Sie boten ihm
sogar eine aus Hartholz gefertigte Stichwaffe an. Eljazokad dachte nach über
Martelas Fünf und wie wehrlos er ohne Bestar und Tjarka nun wäre, entschied
sich aber dennoch gegen die Waffe. Er ordnete seine Pergamente, stopfte sie in
seine Tasche und schickte sich an zu gehen. Eine Frage jedoch brannte ihm noch
auf dem Herzen.
    Â»Habt ihr … ein verwundetes Kind hier? Zwei, drei Jahre alt? Von
einem Tier angegriffen?«
    Die Bewohner sahen ihn seltsam an, verneinten jedoch.
    Er zuckte die Schultern. Offensichtlich war er immer noch nicht am
richtigen Ort, obwohl die Mandelaugen mit seinem Traum, der ihn zum Mammut geführt hatte, übereinstimmten. Die Dorfbewohner
verabschiedeten ihn und nannten ihn einen Guérisseur ,
und genau wie bei dem Wort Coquille fehlte ihm auch
hier eine sinnstiftende Übersetzung. Sie beschrieben ihm den Weg, der am
schnellsten aus dem Schnee herausführen würde, und wünschten ihm Gesundheit und
ein gutes Leben zum Abschied. Dann war Eljazokad allein, wanderte durch Wald
und weinfarbenen Schnee, tagsüber im fahlen Schein der Sonne, des Nachts im
grünlichen Schimmer eines eiförmigen Mondes.
    Als seine Vorräte aufgebraucht waren, erreichte er das Ende der
roten Winterlandschaft und konnte sich mit Früchten und Beeren wieder selbst
versorgen. Pferde mit dichtem, langen Fell galoppierten in Herden durch
endlose, dornige Wiesen. Es gelang dem Lichtmagier nicht, eines dieser Pferde
zu fangen, aber er war froh um sein neues Schuhwerk, denn das Gras war
scharfkantig und starr und zerschnitt einem bei der Beerensuche leicht die
Finger.
    Er traf blauhaarige Menschen in einem Dorf namens Berumbur, in dem
alle sich von flachem, äußerst mürbe- und hartgebackenem Brot ernährten, das,
mit Körnern bestreut, jedoch sehr schmackhaft und sättigend war. Einen Krieger
namens Udin Ganija jedoch kannte dort niemand. Zuerst unterhielt Eljazokad die
Berumburi nur mit ein paar einfachen Licht-Fingerfertigkeiten, aber dann
erlernte er innerhalb weniger Tage das Handwerk des Schneidgrasflechtens und
erhielt dadurch die Möglichkeit, die Berumburer Gastfreundschaft nicht nur mit
echter Arbeit zu vergelten, sondern verdiente darüber hinaus auch noch ein paar
Korkplättchen, die hier als Währung galten. Er blieb zwei Wochen in Berumbur,
dann fuhr er auf einem Karren mit, weiter nach Norden.
    Der Fahrer des Karrens erntete Kristalle, die in einer Ebene
wucherten und dabei harfenartige, jedoch sehr dissonante Geräusche von sich
gaben. Eljazokad ging ihm zur Hand, bis der Karren mit Kristallen gefüllt war.
Dann fuhr der Ernter nach Berumbur zurück, und Eljazokad wanderte nordwärts
weiter.
    So kam er zur Ebene von Darigré. Am Rand dieser verbrannt und düster
wirkenden Fläche lebten Bauern, die menschliche Schädel auf schwarzen Äckern
pflanzten, düngten und gossen, um den Schädeln beim Denken zuhören zu können.
Einige gaben den Schädeln sogar Küßchen. Die Schädelfelder waren bei aller
Merkwürdigkeit ein Ort

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