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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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nicht den ›Rothaarigen‹. Das ist einfach
zu vage. Überall laufen Leute zu viert herum. Das Mammut waren
ja auch bis vor kurzem Rodraeg plus drei Mann.«
    Bestar dachte einen Augenblick nach. Die Höhle
des Alten Königs hatte ihn einmal nach Vier Brüdern gefragt.
Er hatte zwar einhundert Antworten gefunden, aber die richtige war nicht
darunter gewesen. »Vielleicht ist ›S‹ Rodraegs Bruder. Hat Rodraeg einen
Bruder?«
    Â»Stell lieber den Schnaps weg«, drohte ihm Eljazokad. »Wir
verzetteln uns hier nur. Ich möchte noch mit dem Dorfhüter und dem Imker
sprechen. Habt Dank für alles, Durssa. Ach, noch etwas: Ihr sagtet, daß Ihr
Forker Munsens Sachen verkauft. Kann ich diese letzte Notizenkladde erstehen
mitsamt dem Wachsschreibstift – für zehn Taler?«
    Â»Aber die Kladde ist fast leer. Nur die ersten sieben Seiten sind
beschriftet.«
    Â»Genau das will ich. Ich will eigene Notizen machen.« Rodraeg hat das auch öfters getan. Und hätte Munsen niemals
Notizen gemacht, würden wir jetzt vollkommen im Dunkeln tappen, wenn wir in den
Wald gehen.
    Â»Also gut. Aber zehn Taler sind viel zuviel. Sagen wir – neun.«
    Eljazokad lachte und bezahlte.
    Â»Und grüßt mir die Hagelfels!« sagte Durssa zum Abschied.
    Â»Machen wir gern. Woher kennt Ihr sie eigentlich?«
    Â»Sie hat hier in der Gegend einen ihrer Kinderhöfe aufgemacht.«
    Â»Kinderhöfe?«
    Durssa seufzte über die Ahnungslosigkeit des jungen Mannes. »Ein
Bauernhof mit vielen Tieren als Zuhause für Waisenkinder. Das war damals,
während des Bürgerkriegs von Jazat, als es Hunderte von Kriegswaisen gab. Die
Hagelfels hat vier oder fünf solcher Höfe gegründet und geleitet. Nach der
großen Dürre in den Sonnenfeldern gingen die meisten dieser Höfe pleite und
mußten geschlossen werden. Die Kinder aber waren inzwischen erwachsen und
selbständig und haben sich in alle Winde zerstreut. Forker Munsen war eins
dieser Kinder.«
    Â»Ich verstehe.« Eljazokad nickte. Daher hatte der Kreis Munsen gekannt und ihn dem Mammut empfohlen.
»Was ist aus dem Hof geworden?«
    Â»Das Dorf Clellach hat ihn gekauft, und heute wird er von einer
eingewanderten Familie geführt, den Ruschenners.«
    Nach einem letzten Winken schloß Durssa die Tür hinter ihnen.
Eljazokad mußte sich kurz an Bestars Arm festhalten.
    Â»Was ist denn mit dir los?« fragte der Klippenwälder.
    Â»Der Schnaps. Mir ist ganz trieselig.«
    Â»Du machst wohl Witze? Von den paar Fingerhüten voll? Außerdem hast
du nicht mal halb soviel getrunken wie ich.«
    Â»Wie kann man dieses selbstgebrannte Zeug nur freiwillig in sich
hineinschütten? Das ist doch wie Schwertschlucken mit Mandelentzündung.«
    Die restlichen Nachforschungen in Clellach waren binnen
zweier Stunden erledigt.
    Ljus tauchte wieder auf, beglückwünschte die beiden dazu, daß sie »den
faselnden Bartendrachen überlebt« hätten, und führte sie zum Haus von Bohod,
dem Dorfhüter.
    Bohod war ein unglaublich langgewachsener Mann, der sehr langsam und
bedächtig sprach und einfach Ruhe ausstrahlte, weshalb die Bewohner Clellachs
ihn wohl auch gerne als Sprecher und Hüter behielten. Er bestätigte noch mal,
daß alle Waldführer zur Zeit unterwegs seien und Forker Munsen ohnehin der
fähigste von ihnen gewesen war. Von S. und seinen Schergen hatte Bohod keine
Kenntnis. Was die Kaninchen anging, war ihm auch schon aufgefallen, daß die
Fallensteller in den letzten Wochen keine mehr gefangen hatten, aber solange es
noch Hasen, Rehe, Fasanvögel und Wildschweine gab, brauchte man sich um die
Versorgung des Dorfes keine Sorgen zu machen. Möglicherweise trieb sich ein
Raubtier im Thost herum, das es auf Kaninchen abgesehen hatte.
    Â»Was ist eigentlich der genaue Unterschied zwischen Kaninchen und
Hasen?« fragte Eljazokad, der bisher überwiegend in Städten gelebt hatte, ganz
unbedarft.
    Bohod und Bestar sahen sich an. »Hasen sind viel größer«, sagte
Bohod langsam. »Wiegen sechs Festliter. Kaninchen nur drei.«
    Â»Außerdem«, ergänzte Bestar, »graben Hasen keine Erdlöcher,
Kaninchen schon.«
    Â»Und«, vollendete Bohod, »Hasenkinder kommen sehend auf die Welt,
Kaninchenkinder blind.«
    Â»Hasen werden also zur Zeit noch gefangen im Thost, nur keine
Kaninchen mehr?« hakte Eljazokad

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