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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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weiter vorzudringen. Wir drangen weiter vor, wobei Bestars mystisches
Erzschwert Skergatlu uns so manches Mal trutzig den Weg bahnte.
    Der Weg durch das Unterholz und die
andauernde Hitze machten mir im Verlauf des Tages schwer zu schaffen, deshalb
war ich froh, als wir am Nachmittag einen schmalen Bach erreichten. Wir
rasteten einige Zeit am Ufer des Gewässers. Ich für meinen Teil rastete im
Gewässer. Das kühle Naß des Flusses umschmeichelte meinen Körper, als ich mich
mitten in die flache Strömung legte. Bestar versuchte inzwischen, mit den
Händen einen Fisch zu fangen, hatte dabei jedoch keinen Erfolg. Dann versuchte
er es mit seinem Schwert, doch das war nicht erfolgreicher, nur gefährlicher.
    Ich spürte im Fluß dem Stadtschiff von
Tengan nach. Ob ich dies auch verloren habe mitsamt meiner Magie in der Höhle
des Alten Königs. In der Höhle hatte ich ja schon zu glauben begonnen, daß das
Schiff mich immer holen kommen wird, wenn mein Körper sich im Element Wasser
befindet, und so richtig widerlegt wurde diese Theorie mir bislang nicht. Aber
nun, im klaren Wasser dieses namenlosen Thostbaches, geschah mir nichts, nichts
außer Belebung und Erfrischung.
    Noch immer habe ich den niemals zuvor
gehörten Namen des Zielortes im Kopf, den der Seemann des Stadtschiffes mir
nannte: Etridti Djuzul.
    Ob ich einen Ort dieses Namens jemals finden
werde im Leben?
    Ob er überhaupt existiert?
    Ich trieb im Wasser und wurde von
Melancholie erfaßt. Fast kamen mir die Tränen, doch es gelang mir, dies vor
Bestar zu verbergen.
    Schließlich setzten wir unseren Weg fort,
bis wir bei einbrechender Dunkelheit unser Lager aufschlugen.
    Wir fanden nichts von dem, was wir suchten.
Keine wahnsinnigen Fremden, keine Kaninchen, kein Waldführermädchen in
Jungenhosen, keinen Kaninchenfürsten, keinen Bartendrachen, keinen Wurzelschrat
und keinen Schatz.
    Aber wir einigten uns darauf, daß Naenn uns
doch noch zehn zusätzliche Tage zugebilligt hatte, als sie sagte, daß ihr Kind
wohl eher später als zu früh zur Welt kommen wird. Zehn zusätzliche Tage im
Thost bedeuten fünf weitere Tagesreisen in sein dunkles, verwachsenes Herz
hinein. Vielleicht müssen wir uns einfach treiben lassen, die Leiber
umschmeichelt von Astwerk und Laub.
    Daß wir uns so schnell einigen konnten,
erfüllt mich mit Zuversicht. Es ist verblüffend einfach, mit Bestar
auszukommen, obwohl er eigentlich als Schwertkrieger ziemlich genau das
Gegenteil von mir darstellt, der ich Waffen schon immer verabscheut und
mißtraut habe. Aber wir haben keine Schwierigkeiten miteinander. Wann immer
sich auch nur eine halbe Gelegenheit ergibt, scherzen wir und halten uns so bei
Laune. Ich werde jetzt versuchen, genügend Schlaf zu finden, damit morgen die
Nachforschungen gründlicher werden.
    Aus Eljazokads Tagebuch:
    2. Blättermond
    Etwas Eigenartiges ist geschehen.
    Als ich gerade – es ist noch morgens,
wir sind noch nicht wieder aufgebrochen – meine gestrigen Notizen überflog,
wollte ich den letzten Satz abändern. Zu umständlich schien mir die
Wortstellung. »Damit die Nachforschungen morgen gründlicher werden« wäre doch
ein deutlich einfacherer Satz gewesen.
    Aber der Satz stand so da, wie ich ihn
geschrieben habe, und in seiner Sperrigkeit fiel er mir ins Auge. Ich
betrachtete ihn genauer.
    Die letzten sechs Worte beginnen mit den
Buchstaben: d. m. d. N. g. w.
    Kann das ein Zufall sein? Das muß ein Zufall
sein, oder? Meine Nerven spielen mir einen Streich, wenn ich da etwas hineinlesen
möchte. Ich war müde gestern abend, das Licht zum Schreiben mehr als
ungenügend, ich habe mir nichts gedacht bei diesem Satz, und schon gar nicht
stand ich unter einem fremden Einfluß, als ich ihn schrieb.
    Ein Zufall, mit Sicherheit. Ich werde Bestar
nichts davon erzählen. Auslachen kann ich mich auch selbst.
    Und dennoch: Es war das Ende des allerersten
Eintrages meines ersten Tagebuches. Es waren die Worte, die mir als letztes
durch den Sinn gingen.
    Bedeuten diese Worte etwas? Müssen die
Nachforschungen des Mammuts gründlicher werden, damit wir nicht vorm Nebelmond
vernichtet werden?
    Aus Eljazokads Tagebuch:
    2. Blättermond (mitten am Tag)
    Es ist geradezu unglaublich, wie sehr
wir uns verirrt haben. Da man sich am Stand der Sonne zwischen den Wipfeln ganz
gut orientieren kann, wissen wir zwar, daß wir uns in

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