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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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schwarzen, krallenartig
langgewachsenen Fußnägeln und hatte eine zerbeulte Trompete am Gürtel baumeln.
Eljazokad fragte sich, wie Forker Munsen wohl ausgesehen hatte, wie kauzig er ihnen vorgekommen wäre.
    Tjarka verheimlichte das Auffinden und Sterben Glauber Gudvins und
erkundigte sich verhältnismäßig beiläufig nach einem Schmetterlingsmann, einem
lachenden Fremden und der allgemeinen Kaninchenlage.
    Â»Ich habe schon seit einem Mond kein Kaninchen mehr zu Gesicht
bekommen«, sagte der Barfüßige tabakkauend. »Was merkwürdig ist, weil sich die
kleinen Kerle durch den langen Sommer eigentlich ganz vorzüglich hätten
vermehren müssen.«
    Â»Neulich hat es im Wald nach Honig gerochen«, merkte der mit der Nestweste
an. »Aber es war nicht Löwenzahnhonig, sondern eher Tannenhonig. In der Nähe
war ein wilder Bienenstock.«
    Â»Schmetterlingsmenschen habe ich im Thost noch nie gesehen«,
antwortete der Schnauzbärtige auf Tjarkas entsprechende Frage. »Ich dachte
sowieso immer, daß die ihren Larn nicht verlassen. Wie viele soll’s von denen
noch geben? Weniger als hundert? Kaum einer von denen geht jemals raus in die
Welt.«
    Schließlich fragte Tjarka die erfahrenen Führer noch nach einigen
der Worte von Gudvins Pergament. »Das Tor von Bauscheld? Ueschdreff? Akiään?
Sagt euch das etwas?«
    Alle schüttelten die Köpfe, betonten aber, daß es außerhalb des
Thost gewiß Orte und auch Sprachen gab, von denen sie noch nie etwas gehört
hatten.
    Â»Und in früheren Zeiten?« hakte Eljazokad nach. »Könnte es sein, daß
es alte Namen sind, vielleicht aus Zeiten, als die Schmetterlingsmenschen noch
überall auf dem Kontinent lebten, auch im Thost? Gibt es hier etwas, das man
ein Tor nennen könnte?«
    Â»Das kommt nur darauf an, wie wählerisch man ist«, antwortete der
Barfüßige. »Manche sehen zwei beliebige Bäume mit einem tiefreichenden Ast
dazwischen schon als Tor. Für andere mag der ganze Thost ein Tor sein, das Tor
zum Meer oder das Tor zum Wildbart, je nachdem, aus welcher Richtung man
reist.«
    Bei diesen dreien gab es nichts Weiterführendes zu erfahren.
Eljazokad interessierte sich nun mehr für die Unsteten .
    Insgesamt lebten etwa hundert von ihnen in dieser Wagenburg. Die
zehn Wagen waren darüber hinaus den Gottheiten geweiht, jeder einer. Außenstehenden
gegenüber nannten die Unsteten nur ungern ihre Namen,
zu kompliziert würden sie fremden Ohren erscheinen, sagten sie. Bestar, der
sich die viersilbigen Namen der Riesen und auch den siebensilbigen seines
Landsmannes Cruath Airoc Arevaun nur schwerlich hatte merken können, unternahm
eine Stichprobe und entlockte einem kleinen braungebrannten Jungen seinen
Namen. »Sjemmen Joki?« lachte der Klippenwälder anschließend. »Das ist doch
nicht allzu schwierig.«
    Â»Sjemmenjoki ist mein erster Vorname«, stellte der Junge richtig.
»Mit vollem Namen heiße ich Sjemmenjoki Erlornesjemmen Selokki
Nenekkanesjimme.«
    Â»Und wie rufen dich deine Freunde?« ächzte Bestar.
    Â»Na, Sjemmenjoki! Wie denn sonst?«
    Â»Unsere Namen erzählen Geschichten«, erläuterte eine runzelige Frau,
möglicherweise das Sippenoberhaupt. »An Kürze ist uns nicht gelegen. Auch
unsere Reise ist endlos, vom Anfang des Kontinents bis zu seinem Ende und
darüber hinaus, denn einzig die Unsteten werden am
Ende die Wege kennen, die darüber hinausführen.«
    Â»Das ist sehr interessant«, sagte Eljazokad. »Ich würde euch gerne
ein paar Fragen stellen nach Orten, über die wir stolpern, obwohl sie auf
keiner Karte verzeichnet sind.«
    Â»Auf den Karten ist alles verzeichnet«, antwortete sie rätselhaft.
»Alles was war, was sein wird, wer ihr seid und wen ihr bekämpft. Folgt mir,
hübscher Reisender. Ich werde euch die Karten werfen.«
    Eljazokad blickte Tjarka fragend an. Die nickte aufmunternd. Bestar
entfernte sich ohnehin gerade, denn in der Mitte der Wagenburg wurde Fleisch am
Spieß gegrillt.
    Der Lichtmagier folgte der Alten in einen niedrigen Innenraum, der
über und über bemalt war mit magischen, göttlichen und alchemistischen
Symbolen. Es gab keine Sitzgelegenheiten, nur Tierfelle aus fremden,
unzugänglichen Gegenden, auf denen man Platz nehmen konnte.
    Â»Du bist mit den Schicksalskarten vertraut?« fragte die Alte,
während sie

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