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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Versionen herausdestillieren, daß er ein Entstellter
sei oder ein Verbrannter oder sogar ein bereits vor hundert Jahren Ermordeter,
der die Kaninchen um sich schare, um sie vor Jägern zu schützen oder sogar in
den Kampf gegen Jäger zu führen. Im Thostwald schrieb man Waidleute, die von
wilden Tieren zerfleischt worden waren, oftmals angreifenden Kaninchen zu. Das
war Eljazokad vollkommen neu.
    Â»Kaninchen stellen hier also tatsächlich so etwas wie eine …
Bedrohung dar?« fragte er ungläubig nach.
    Â»Es ist eine Thostlegende«, stellte die alte Frau klar. »Ich glaube
nicht, daß die armen Kaninchen jemals jemandem ein Leid angetan haben.«
    Â»Nach meinen Informationen gibt es nun keine Kaninchen mehr im
Thost«, erläuterte Eljazokad stockend. »Meint ihr, daß man sie systematisch
ausgerottet hat, um … einem Angriff des Kaninchenfürsten zuvorzukommen? Forker
Munsen war besessen von dieser Legende, und jetzt hat er sich umgebracht, weil
er etwas Schlimmes getan hat.«
    Â»Vorstellbar ist alles«, sagte die alte Frau. »Die Königin wird ja
auch irgendeinen Grund gehabt haben, eine Armee ins Affenmenschenland zu
schicken. Uns einfachen Menschen bleiben diese Gründe meistens verborgen.«
    Â»Willst du damit sagen, daß Siusan, Scord, Tellures und Gudvin im
Auftrag der Königin arbeiten?«
    Â»Ich weiß es nicht«, wehrte sie mit beiden Händen ab. »Ich sagte
nur: Vorstellbar ist alles.«
    Â»Alles ist möglich «, zitierte der Greis
heiser.
    Eljazokad schmerzte der Kopf. Jeder Ort, an dem er sich – auch
gedanklich – aufhielt, schien eine Kreuzung mit eintausend abzweigenden Pfaden
zu sein. Neunhundertneunundneunzig dieser Pfade führten in die Irre, in Tod,
Wahnsinn oder Sinnlosigkeit. Nur einer dieser Pfade führte zur Wahrheit und zu
seinem eigenen verlorengegangen Licht.
    Â»Und der Spaziergänger?« fragte er dann beinahe bange. »Seid ihr dem
schon einmal begegnet, oder wißt ihr etwas über ihn?«
    Â»Er geht rückwärts, nicht wahr?« lächelte die Alte. »Auf die Art
kann er am besten betrachten, welchen Weg er gekommen ist. Aber ich würde ihn
nicht anhalten, um zu fragen, welche Gefahren voraus liegen.«
    Auch diese Antwort mußte der Lichtmagier erst mal sacken lassen. Er
machte eine Notiz und räusperte sich. Alles ist möglich ,
dachte er. Alles ist ineinander verheddert. Wenn ich nun
einen Vogelblick bekommen könnte wie den von Siusan
versprochenen …? Hätte Rodraeg das Angebot, die Karten gelegt zu bekommen, auch
nur für einen Augenblick von sich gewiesen?
    Â»Ich möchte euch allen danken«, sagte er laut. »Aber je mehr ich
erfahre, desto verwirrter werde ich. Vorhin habe ich das Angebot mit den Karten
ausgeschlagen, weil ich fürchtete, ich könnte vor lauter Bedeutungen den
Überblick verlieren. Jetzt aber denke ich, daß fünf Karten mir vielleicht
helfen könnten, das Gestrüpp klarer zu überblicken. Fünf ist eine überschaubare
Zahl. Gilt dein Angebot noch, mir die Karten zu legen?«
    Â»Ich bin selbst sehr gespannt darauf«, antwortete die Alte.
    Â»Dann möchte ich meinen Freund Bestar aber dabeihaben und das
Mädchen auch, denn auch sie ist mit ihrem Leib und ihrem Leben in dem Gestrüpp
verfangen. Du müßtest uns dreien die Karten legen, geht das?«
    Â»Das ist kein Problem. Ihr zieht abwechselnd die Karten. Die fünfte
und letzte wird ohnehin nicht gezogen, sondern aus den anderen vier errechnet.«
    Die vier hilfreichen Sippenmitglieder verließen den Wagen, während
die Alte die Schicksalskarten ausgiebig mischte. Die sommersprossige Frau holte
Tjarka und Bestar herbei. Bestar hatte eine bereits halb abgenagte Fasanenkeule
in der Hand, und sein Bart roch feucht nach Met. »Ich dachte immer, das spielt
man zu mehrt und um die Wette«, wiederholte er Eljazokads Zweifel und
Unkenntnis von vorhin. Während der Lichtmagier ihm und Tjarka alles erläuterte,
sorgte die Sommersprossige für eine stimmungsvolle Beleuchtung mittels
rotgefärbter Glaswindleuchten.
    Â»Fünf Karten nur, mehr nicht«, raunte die Alte, von mehreren eigenen
Schatten umgeben. »Die erste seid ihr selbst. Wer will ziehen?«
    Â»Mach du das, Bestar«, schickte Eljazokad den Klippenwälder vor. »Du
bist von Anfang an beim Mammut , ich bin ja erst
später

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