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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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die Unsteten viel
Wissen. Altes, verlorengegangenes Wissen unter anderem. Sie hören und sehen
viel von dem, was im Thost vor sich geht. Vielleicht haben sie einen
Schmetterlingsmann oder einen lachenden Verrückten gesehen. Oder sie können
etwas anfangen mit diesem Pergament. Weil sie den ganzen Kontinent bereisen.«
    Eljazokad seufzte. »Also gut. Suchen wir die Unsteten .«
    Â»Zuerst aber müssen wir Glauber Gudvin bestatten. Man läßt im Thost
keinen Toten einfach liegen. Er könnte zum Spaziergänger werden.«
    Mit einem Schaudern dachte Eljazokad an die verwesenden Leichname,
die, vom Zepter des Riesenkönigs magisch angezogen, auf das Mammut und die Bande der Ritterin zugetorkelt waren.
    Â»Ich kümmere mich darum«, sagte Bestar. Der Klippenwälder machte
sich mit seinem Schwert Skergatlu sofort an die Arbeit, und schabte am Rande
der Lichtung eine flache Mulde in den nassen und immer wieder klebrig
nachrutschenden Boden. Eljazokad, der kein geeignetes Werkzeug dabeihatte,
starrte unterdessen in die Kaninchenbauten, wie Gudvin es getan hatte. Sie
wirkten verwaist, hohl und vergessen. Schließlich setzte er sich an einen
trockengebliebenen Baumstamm und machte ein paar Notizen in sein Tagebuch.
    Aus Eljazokads Tagebuch:
    5. Blättermond
    Unser fünfter Tag im Thost.
    Ein Selbstmord. Nach Munsen schon der
zweite.
    Was für Menschen sind das, die in den Tod
gehen, ohne sich davor zu fürchten? Solche, die davon ausgehen, daß der Tod
nicht das Ende ist? Daß es dahinter einen Ort gibt, an dem man sich aufhalten
und ausruhen kann?
    Das Tor von Bauscheld?
    Akiään weit im Westen?
    Oder ist es vielleicht die Brücke der
brennenden Blumen, von der wir ja bereits wissen, daß sie ein Ort zwischen dem
Tod und dem Leben ist?
    Rodraeg ist auf dieser Brücke. Jetzt, in
diesem Augenblick.
    Dort, wo Glauber Gudvin vor wenigen
Sandstrichen vorüberging.
    Führt auch Riban Leribins neuester Auftrag
letzten Endes wieder zu Rodraeg hin, so wie die Höhle des Alten Königs zu
Rodraegs Heilung führte und die Höhle der jungen Königin bei Terrek zu Rodraegs
Vergiftung?
    Wenn ja, wenn Rodraeg immer Ziel von allem
ist – was ist dann das Besondere an Rodraeg Talavessa Delbane aus den Sonnenfeldern?
    Sind es seine Träume? Daß er ein Mammut
sehen kann?
    Das Mammut scheint ansteckend zu sein. Naenn
hat es gesehen, die Dreimagier haben es gesehen, ich habe es gesehen. Jeder,
der die Tür des Mammuthauses betrachtet, kann eins sehen.
    Ist es das, worum sich alles dreht? Daß
Rodraeg die Mammuts zurückbringt in den Kontinent? Erst nur als Traum, dann als
Idee, dann als eine Sache, der man sich verschreibt und an die man glaubt, dann
als eine Bewegung wie die der Heugabelmänner, zuletzt als eine Religion, ein
moralisches Prinzip, eine Grundhaltung.
    Die Menschen dürfen nicht Götter werden. D.
M. d. n. G. w.
    Das Mammut, der neuen Göttlichkeit
Wunderzeichen. D. M. d. n. G. W.
    Ich muß aufhören mit diesem DMDNGW -Unsinn.
    Die Sache, der wir hier auf der Spur sind,
hat überhaupt nichts damit zu tun und ist womöglich noch viel bedeutsamer.
    Bestar und Tjarka legten Glauber Gudvin in sein feuchtes
Grab. Bestar hatte kurz darüber nachgedacht, dem Rothaarigen das Grinsen aus
dem Gesicht zu modellieren, aber ein über das Schließen der Augen
hinausgehendes Einwirken auf den Ausdruck eines Gestorbenen war wohl nicht
schicklich.
    Blut war kaum zu sehen. Der Dolch verschloß die Wunde wie ein
Korken. Aller Schaden war innerlich, so wie auch alle Informationen und Lebensgeschichten,
die Glauber Gudvin für sie bereitgehalten hätte, innerlich blieben. Weggesperrt
und begraben.
    Keinem fielen Worte für eine Ansprache ein. Sie wußten nichts über
Gudvin und hatten auch immer noch nur ungefähre Ahnungen, welche Verbrechen
Siusan und seine Männer hier im Thost begingen. Daß es Opfer gegeben hatte –
das allein war zweifelsfrei erwiesen.
    Mit Skergatlu schippte Bestar etwas Erde auf den Toten. Den Rest
schoben sie mit ihren Schuhen in das ohnehin sehr brüchige und wässrige
Grabloch.
    Dann eilten sie weiter, den Unsteten auf
der nieselfeuchten Wagenspur.

7

Karten
    Sie erreichten die Wagenburg der Unsteten in der Abenddämmerung. Durch das rötliche Sonnenlicht wirkte der Thost
noch herbstlicher. Geregnet hatte es nicht mehr im weiteren Verlauf dieses
Tages, aber ein ganz

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