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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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einen Schrank öffnete und ihm ein patiniertes Holzkästchen entnahm.
    Â»Schicksalskarten? In den Städten der Westküste spielt man damit um
Geld.«
    Â»Ja, Narren tun dies. Indem man versucht, die Stärke der Karten
gegeneinander auszuspielen, kann man sich gegenseitig um Geld betrügen. Man
zieht aber so keinen echten Nutzen aus den Karten. Man spricht nicht mit ihnen.
Wir beide jedoch, wir werden ihnen Fragen stellen. Setz dich doch.«
    Â»Ã„hhh … ich sollte wohl besser gleich darauf hinweisen, daß ich nur
noch über sehr wenig Geld verfüge, und dieses wenige wollten wir euch
eigentlich im Tausch gegen Nahrungsmittel geben.«
    Â»Hast du mir nicht zugehört? In diesem Spiel geht es nicht um Geld.«
Sie entnahm mit ihren zerknitterten Händen dem Holzkästchen ein Deck
Schicksalskarten. Sie alle waren mit bunten, vieldeutigen und überwiegend
rätselhaften Zeichnungen verziert. »Wir spielen ein Spiel der fünf Karten. Das
ist die einfachste, am wenigsten verfängliche Art, Fragen zu stellen. Die erste
Karte zeigt, wer du bist. Die zweite Karte zeigt deine Gegner. Die dritte Karte
zeigt dein Gestern. Die vierte Karte zeigt dein Morgen. Die fünfte und letzte
Karte wird aus den Zahlenwerten der ersten vier errechnet und beschreibt einen
Weg, auf dem du dich, deine Gegner, deine Vergangenheit und deine Zukunft
zusammenführen könntest.«
    Â»Ist das … wünschenswert? Alles zusammenzuführen?«
    Â»Es bedeutet Lösung der Probleme. Loslösung. Auflösung. Erkennen der
Mitte und der eigenen Position. Du kannst die fünfte Karte auch ignorieren und
einen eigenen Weg wählen. Du wirst jedoch einen anderen eigenen
Weg wählen, als wenn ich dir die fünfte Karte nie gezeigt hätte. Bist du
bereit?«
    Â»Ich glaube nicht an so etwas. Und ich glaube, ich möchte dieses
Spiel nicht spielen.«
    Â»Glaubst du nicht an die Götter?«
    Eljazokad sah sich im Raum um. Überall nur Schatten, staubige Pelze,
Hornschmuck und Uneindeutigkeiten. »Ich schließe nicht aus, daß es sie einmal
gegeben hat. Aber heutzutage nicht mehr.«
    Â»Ist dir noch nie Magie begegnet?«
    Unwillkürlich zuckte Eljazokad leicht zusammen. »Doch. Ich selbst …
war ein Magier. Zur Zeit habe ich meine Magie verloren. Möglich, daß ich sie
noch einmal wiederfinde.«
    Â»Und die Verbitterung über deinen Verlust läßt dich zum Ungläubigen
werden?«
    Â»Nein. Es ist genau andersherum. Ich kenne Magie.
Ich weiß, wie sie funktioniert. Das ist nichts Göttliches, das ist etwas ganz
Natürliches für mich. Ich habe dem Aberglauben derer, die sich Magie mit Hilfe
von Symbolen erklärenmüssen, nie viel Vertrauen
geschenkt, denn ich weiß ja, wie begrenzt, mühsam und letzten Endes kümmerlich
alles in Wirklichkeit ist.«
    Die alte Frau sah traurig auf ihre Karten hinab. »Ich wollte nur
helfen.«
    Â»Das kannst du. Verrate mir alles, was du über das Verschwinden der
Kaninchen in diesem Wald weißt. Über einen Mann namens Rugerion Siusan und
seinen Bruder Carmaron. Über Männer namens Tellures, Glauber Gudvin, Scord,
Penob, Forker Munsen und Cruath Airoc Arevaun. Über das Tor von Bauscheld, die
Ebene der Geräderten, Ueschdreff, Destrisch, Akiään, Siebenbeiner und einen
Reiter namens Riachia. Damit«, lächelte Eljazokad, »könntest du mir wirklich
weiterhelfen.«
    Jetzt war es an der Alten, sich zu setzen. »Du bist ein Mann mit
fast so vielen Fragen, wie ich Karten habe. Aber nur drei der Namen, die du
eben nanntest, habe ich jemals gehört, und zwei von denen gehören zu ein und
derselben Person. Ich denke, daß es bei der Vielfalt deiner Fragen ratsam wäre,
noch ein paar von uns hinzuzuholen – vorausgesetzt, deine Fragen müssen nicht
geheim bleiben.«
    Â»Nur zu.«
    Die Alte ließ sich von Eljazokad aufhelfen und verließ schnaufend
den Wagen. Nach ein paar Sandstrichen kam sie mit vier weiteren Mitgliedern
ihrer Sippe zurück. Ein alter Mann mit langen weißen Haaren, eine junge
sommersprossige Frau, ein schlaksiger Dreißigjähriger mit dünnem
Oberlippenbärtchen und eine gemütliche, rundliche Frau mittleren Alters. Namen
wurden keine genannt. Selbst Eljazokad hätte sie sich wahrscheinlich nicht
merken können.
    Der Lichtmagier wiederholte seine Fragen und beschrieb Tellures,
Scord und Gudvin

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