Brücke der brennenden Blumen
Forker lieber nicht erwähnt, weil unsere Zusammenarbeit ja schon
beendet war und man im Thost die Schnauze halten soll, wie er immer gesagt hat.
Ich fürchte, ich habe nicht die Schnauze gehalten. Ich habe euch Namen
verraten, die ihr noch nicht kanntet.« Während er plapperte, zog Glauber Gudvin
mit einer ganz beiläufig natürlichen Bewegung einen langen, schmalen Dolch aus
seinem Gurt.
Bestar hob Skergatlu ein wenig an. Das Metallerz irisierte düster.
»Laà es einfach«, empfahl der Klippenwälder sanft.
»Was denn? Was soll ich lassen?«
»Uns bekämpfen. Wir sind drei gegen dich. Ich alleine würde schon
ausreichen, um dich in handliche Streifen zu schneiden.«
»Oh, aber ich will euch doch gar nicht bekämpfen. Warum sollte ich
so einen Quatsch machen?« Gudvin rammte sich den Dolch in die eigene Brust.
Bestar war so verblüfft über diesen einwärts gewandten StoÃ, daà er gar nicht
reagierte. Mit einem zu einem Grinsen verzerrten Gesichtsausdruck stürzte
Gudvin vornüber ins nasse Gras.
»Was ⦠was ist denn jetzt los?« stammelte Bestar.
Tjarka und Eljazokad sprangen gleichzeitig zu Gudvin hin, drehten
ihn auf den Rücken und untersuchten ihn. Er war tot. Das schreckliche Grinsen
hing wie festgefroren auf seinen Lippen.
»Ich habâ nichts gemacht«, entschuldigte sich Bestar, »ich habâ ihn
doch nur vom Kämpfen abhalten wollen â¦!«
»Du kannst nichts dafür«, beruhigte ihn Eljazokad. »Genaugenommen
war es meine Schuld. Ich habe ihn dazu gebracht, Geheimnisse auszuplaudern. Wer
nicht die Schnauze hält im Thost, der richtet sich selbst.«
»Das hat mit dem Thost nichts zu tun«, widersprach ihm Tjarka
energisch. »Der Thost treibt einen nicht in den Selbstmord. Er mag einen
verschlossen machen, aber das mit dem sinnlosen Töten geht von diesen
Siusan-Brüdern aus.«
»Ja. Rugerion Siusan ist hier irgendwo im Wald. Sein Bruder Carmaron
dort, wo wir herkommen: in Warchaim. Wir müssen ihnen das Handwerk legen. Diese
Brüder tragen den Wahnsinn in die Welt. Ich nehme nicht an, daà du Gudvins
Spuren bis zu Siusans Versuchs ort zurückverfolgen
kannst, Tjarka?«
»Vielleicht könnte ich es. Aber es könnte Wochen dauern, je nachdem,
wie lange Gudvin schon nicht mehr dort war und herumstreifte.«
»Das bedeutet, daà wir überhaupt nicht weitergekommen sind. Wir
haben nur Zeit verloren.«
»Vielleicht hat er ja irgend etwas bei sich.« Tjarka untersuchte die
Kleidung des Toten. Eljazokad wunderte sich darüber, daà er selbst nicht auf
diese Idee gekommen war. Das Töten und der Umgang mit Toten waren ihm so fremd,
daà er alles, was damit in Zusammenhang stand, am liebsten verdrängte.
»Hier ist etwas«, sagte Tjarka. Sie zog ein kleines, knitteriges
Pergament aus Gudvins Hosentasche. Beim Daraufschauen verfinsterte sich ihr
Gesicht noch mehr als ohnehin schon. Es war keine Karte. Sie gab das Pergament
an Eljazokad weiter. Der entzifferte:
Â
zum Tor von Bauscheld
über die Ebene der Geräderten
Ueschdreff
Destrisch
und Akiään muà weit im Westen liegen
einer, der auf Siebenbeinern reitet
hört auf den Namen: Riachia
Â
»Hat irgendeines dieser Worte irgend etwas mit dem Thost
zu tun?« fragte Eljazokad das Mädchen.
Sie schüttelte nur den Kopf. »Hier heiÃt nichts so. Hier gibt es
auch keine Ebene der Geräderten und keine Siebenbeiner.«
»Die Frage ist: Wo auf dem Kontinent gibt es so etwas?« Eljazokad
erwartete keine Antwort. Er hatte das merkwürdige Gefühl, daà es gar keine gab.
Sie kratzten hier an etwas, das alles Verstehen überstieg. Das zu begreifen man
vielleicht von Sinnen sein muÃte, wie dieser klägliche Selbstmörder vor ihnen.
»Ich weiÃ, wo wir von hier aus hingehen könnten«, schlug Tjarka
schlieÃlich vor. »Vor zwei Stunden haben wir die Zugfährte der Unsteten gekreuzt â ich weià nicht, ob ihr das bemerkt
habt, es war eigentlich kaum zu übersehen. Jedenfalls war die Fährte noch nicht
alt. Von gestern. Da die Unsteten viel langsamer sind
als wir, könnten wir sie heute nachmittag noch einholen, wenn wir uns beeilen.«
»Und was bringt uns das?« Eljazokad fühlte sich müde und
richtungslos.
»Die meisten Waldführer sind dort«, versuchte Tjarka ihn
aufzumuntern. »AuÃerdem besitzen
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