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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vielen Pferdchen!
Angeschirrt und losgeritten, ohne daß wir etwas mitbekommen haben!«
    Tjarka trat aus dem Wald. Sie wirkte ausgeruht und frisch, aber ihre
Miene war umwölkt wie immer. »Ihr wart nicht wachzubekommen. Da mußten sie eben
um euch herumfahren.«
    Â»Haben sie uns etwas in den Met getan?« fragte der Magier, dessen
Kopf sich anfühlte wie eine Trommel.
    Â»Ich denke, die Unsteten tun immer etwas
in den Met«, sagte Tjarka. »Sie meinen es gut mit ihren Gästen. Wollen keinen
Schlaf stören durch ihren Aufbruch.«
    Eljazokad brummte etwas und erfrischte sich mit etwas Trinkwasser.
    Â»Ich schlage vor, wir gehen jetzt nach Anfest und Stoerig«, sagte
die Waldführerin. »Vielleicht haben die Leute dort etwas gesehen oder gehört,
das uns weiterhilft.«
    Â»Ich habe etwas Besseres«, widersprach Eljazokad. »Wir gehen zu
Fenchels Gebet.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich habe einen Hinweis erhalten, daß dort der Wahnsinn in den
Bäumen hängt.«
    Tjarka und Bestar wechselten einen beunruhigten Blick.
    Dann brachen die drei wieder auf.

8

Brunnen
    Tjarka führte, Bestar und Eljazokad folgten. Das Wetter
blieb eigenartig unentschlossen. Ausdauernder Nieselregen sprenkelte die Luft
und verwandelte jeden Sonnenstrahl in eine blinkende Perlenkette. Darüber
hinaus war der Wald deutlich abgekühlt.
    Aber immer noch trieb eine gewisse schwüle Stickigkeit den Schweiß
aus den Poren. Nirgendwo waren Kaninchen zu finden. Zwei große Hasen, mehrere
Waldmäuse, ein dunkles Reh, sogar ein fauchender Fleckkopfmarder – aber keine
Kaninchen. Der Boden des Thost verfestigte sich langsam, aber Tjarka folgte
ohnehin keinen in Lehm gefaßten Spuren. Sie folgte den Wolken und der
angewiesenen Richtung.
    Als die Sonne ihren höchsten Stand verließ, fanden sie eine mit
schwarzem Klee bewachsene Wiese.
    Â»Dies ist Laigens Wohl, eine nicht leicht zu findende Heilpflanze«,
erklärte Tjarka. »Kaninchen mögen sie gern, und deswegen sind sie selten. Aber
so, wie sich das Wohl hier ausgebreitet hat, ist hier schon lange kein
Kaninchen mehr vorbeigekommen.«
    Â»Wir pflücken ein bißchen«, schlug Bestar vor.
    Â»Was willst du denn damit?« fragte Eljazokad geistesabwesend.
    Â»Naenn schenken. Sie weiß doch, was man mit Kräutern anfangen kann.«
    Bestar pflückte eine Handvoll Laigens Wohl und verpackte es
sorgfältig in seinem Rucksack. In seinen großen Händen sahen die Kleeblätter
noch winziger aus als ohnehin schon.
    Sie gingen weiter. Es war kein Rennen mehr, kein Eilmarsch wie bei
der Verfolgung Glauber Gudvins, aber sie versuchten dennoch, zügig
voranzukommen. Immerhin war es schon ihr sechster Tag im Thost.
    Am Nachmittag erreichten sie den ersten Brunnen. Ein ausgemauerter
Schacht, fünf Schritte tief. Unten lagen Erde und Gras.
    Â»Hier gibt es neun solcher Schächte, mit dem Niemalsbrunnen als
Zentrum«, mußte Tjarka erneut erklären. »Man sagt, daß die Menschen versucht
hätten, den Niemalsbrunnen nachzuahmen, aber immer schon nach wenigen Schritten
Tiefe gescheitert wären.«
    Â»Die Menschen?« fragte Bestar. »Heißt das, der Niemalsbrunnen wurde
nicht von Menschen angelegt?«
    Â»Niemand weiß, von wem.«
    Â»Und was ist das Besondere an dem Niemalsbrunnen?« erkundigte sich
Eljazokad.
    Â»Das werdet ihr gleich sehen. Er ist dort drüben, hinter diesen
Bäumen.«
    Sie sahen noch zwei weitere blinde und trockene Brunnenschächte im
Boden, dann erreichten sie den Niemals. Er hatte als einziger eine aus
gemörtelten Natursteinen gesetzte Einfassung, ohne Seilwinde zwar, aber mit
einer kreisrunden, moosbewachsenen hölzernen Abdeckung. Tjarka wuchtete diesen
Deckel von der Öffnung. »Seht hinein, aber seid vorsichtig.«
    Bestar und Eljazokad näherten sich dem Brunnen, stützten ihre Hände
auf den Rand und schauten aus beinahe gegenüberliegenden Winkeln in die Tiefe.
    Das Loch verlor sich in Finsternis und Kälte.
    Bestar zuckte die Schultern. »Ist tief. Aber ist auch Wasser unten?
Er hat gar kein Eimerseil. Eljaz? Eljaz!«
    Der Magier starrte in die Tiefe, die Hände wie um Halt bemüht in den
Rand der Einfassung gekrallt, so daß die Knöchel weiß hervortraten.
    Sein Blick raste nach unten, Meile um Meile, ungebremst von
jeglichem Ende. Ungehalten. Frei im Fall. Er hätte ausleuchten und loten

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