Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
Strauchelnden rückwärts zu Boden.
    Töte ihn schnell , schrie ein Instinkt in
Bestars Innerem, bevor er wieder zu quatschen anfängt oder
einen weiteren magischen Trick aus dem Ärmel zieht , doch es war bereits
zu spät. Hinter Bestar war eine Bewegung. Dann hüllte ihn plötzlich ein
bräunlicher Rauch ein. Tellures begann schallend zu lachen.
    Wütend stach Bestar auf Tellures ein und versuchte wenigstens diesen
einen zu vernichten, doch der Lachende wurde zur Schlange und wand sich
aufreizend geschmeidig mit vorgerecktem Kinn zwischen allen Todesstößen
hindurch. Hinter Bestar faselte die ganze Zeit über eine gleichgültige,
gelangweilte Stimme. »Es tut mir leid, daß es zum Äußersten kommen muß, aber
ich kann nicht zulassen, daß ihr meinen Assistenten verletzt. Ich brauche ihn
doch noch, das große Experiment steht kurz vor der Vollendung.« Wo immer sich
Bestar hindrehte, die Stimme war stets hinter ihm. Langsam wurde sein gesamtes
Gesichtsfeld von dunkelbraunem Sirup überschwemmt. Er konnte nichts mehr sehen,
wischte sich über die Augen. »Zwei meiner Assistenten sind mir schon abhanden gekommen,
drei, wenn man den Waldführer dazuzählt, der dem Druck nicht standgehalten hat.
Insofern ist es natürlich aufmerksam von euch, zu dritt zu mir zu kommen. Ihr
könnt meine Assistenten sein, oder besser noch: Ihr könnt dort fortfahren, wo
die Kaninchen bedauerlicherweise endeten.« Tellures lachte Bestar von vorne ins
Gesicht, zwischen seinen Zähnen hingen stinkende Fetzen unverdauten Fleisches.
Bestar stach nach ihm, doch Skergatlu wurde schwerer und schwerer, wurde zum
Tropfstein, rammte sich in die Erde und spießte Bestar beinahe auf sich auf.
Hilfesuchend krallten Bestars Hände sich in das Fell von dicht an dicht
stehenden Kleintieren, doch es entpuppte sich als Gras. Die Stimme hinter ihm
schwebte von oben auf ihn herab wie ein himmlisches Gedicht. »Schlaft jetzt,
mein Freund. Die Arbeit, die getan werden muß, gönnt einem leider keine Ruhe.
Genießt den letzten Schlummer, der Euch nun vergönnt ist – danach machen wir
uns alle zusammen ans große Werk.«
    Schon wieder hatte jemand Bestar »mein Freund« genannt, doch diesmal
war es das Böse, das da sprach. Der Geisterfürst, der zottelige Gott der
Affenmenschen, der Teufel aus den Hesselylegenden, der Versenkermann der
Seefahrer, der Vielgestaltige, von dem die Breanner erzählten, der Vaterwolf
aus den Angstträumen von Kindern. Bestar spürte, daß er das Mammut an das absolute Böse vertändelt hatte, und die Trauer darüber drosselte
ihn bis zur Besinnungslosigkeit.
    Sie erwachten, weil ihnen feuchte Tücher auf die Gesichter
gelegt wurden. Das Atmen gegen einen Widerstand, der sich rauh bis in die
Nasenlöcher und Münder hineinblähte, wurde zur Pein und führte schließlich zum
Schrecken.
    Sie waren festgeschnallt auf drei massiven, blutverkrusteten
Tischplatten. Sie waren nackt, auch Tjarka, und ihre Hälse, Handgelenke,
Fußgelenke und Oberschenkel wurden von einschneidend enganliegenden
Lederschlaufen an das Holz gepreßt. Bestar lag links, Eljazokad in der Mitte,
Tjarka rechts. Tjarka zitterte vor Scham, Kälte und Wut, aber in der
schummrigen Lampenbeleuchtung des aus feuchter Erde bestehenden und von
Wurzelwerk durchzogenen unterirdischen Raumes hätten Eljazokad und Bestar sie
nicht richtig betrachten können, selbst wenn die Halsschlaufen es ihnen erlaubt
hätten, die Köpfe zu drehen.
    Der Raum stank auf das Entsetzlichste. Nach dem Urin von Tieren,
Blut, Eingeweiden und Verwesung. Der Gestank rührte in erster Linie von links
her, irgendwo dort neben Bestar mußte sich noch ein Raum befinden, aus dem
unablässig übelkeitserzeugendes Faulgas waberte.
    Tellures und Siusan waren beide anwesend und wuschen die drei
Liegenden mit denselben rauhen feuchten Tüchern, mit denen sie sie geweckt
hatten.
    Â»Das Wohlergehen unserer Gäste liegt uns sehr am Herzen«, sagte
Siusan, ein dicklicher Mann mit Halbglatze und einem gutgelaunten, geradezu
freundlichen Gesicht. »Für den Geruch muß ich mich entschuldigen. Wir haben
schon versucht, mit Kräuteraufgüssen und aromatischem Rauch dagegen vorzugehen,
aber letzten Endes ist das sehr mühsam, wir sind nur zu zweit, und unsere Nasen
haben sich schon längst an das Übel gewöhnt. Wo gehobelt wird, da fallen nun
mal

Weitere Kostenlose Bücher