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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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was die Götter für uns geplant haben. In den
Klippenwäldern zumindest denkt man so.« Während er mit Eljazokad redete,
wechselte Bestar dringliche Blicke mit Tjarka. Sie sollte wachsam sein, die
Umgebung im Auge behalten, und das tat sie auch. Dies war schon das zweite Mal
innerhalb einer Stunde, daß Eljazokad zusammenbrach. Irgend etwas griff ihn an,
körperlich und geistig. Aber es war nichts zu sehen und zu hören. Es war immer
noch totenstill ringsum, der Thost immer noch abwesend, verstorben oder
taubstumm geworden.
    Und dann mischte sich in Eljazokads langsam ruhiger werdendes Weinen
ein anderes Geräusch, das gegensätzlicher nicht hätte sein können: Gelächter.
Leises, kicherndes Gelächter.
    Tjarka glaubte plötzlich einen Mann zu sehen, der an seinen Armen
von einem tiefhängenden Ast hing wie ein schaukelndes Kind. Der Mann nickte ihr
zu, winkte sie mit dem Kinn heran. Sein Mund lachte, seine Augen jedoch waren
kalt und hart. Eine merkwürdige Anziehungskraft ging vom Irrsinn dieses Mannes
aus.
    Â»Ja, die Götter sind fort«, lachte der Mann. »Also was glaubt ihr?
Was glaubt ihr, weshalb wir von hier weggehen wollen?« Er schaukelte weiter
nach vorne, damit seine scharfgeschnittenen Gesichtszüge Tjarka noch tiefer ins
Bewußtsein dringen konnten. »Wir sind im Besitz der Weisheit, die ihr niemals
erlangen werdet.«
    Â»Bestar?« tastete Tjarka mit zittriger Stimme.
    Â»Ja?«
    Â»Der Mann dort …«
    Â»Welcher Mann? Wo?« Der Mann an dem Ast war weg. Für einen Moment
bedauerte Tjarka dies, sehnte sich regelrecht nach seinem bösen, spöttischen
Gesicht, dann schwanden ihr die Sinne. Sie fiel ins Gras, ohne sich abzufangen,
der Länge nach, und blieb liegen.
    Bestar brauchte ein, zwei Augenblicke, um zu begreifen, daß auch der
in seinen Armen ruhiger werdende Eljazokad das Bewußtsein verloren hatte.
    Er nahm sich die Zeit, ihn sanft ins Gras zu betten. Dann richtete
Bestar sich zu voller Größe auf und zog das Erzschwert Skergatlu. Sein Atem
ging ruhig, wie er es im Stelenfeld der Riesen gelernt hatte.
    Â»Ich bin jetzt das Mammut «, dachte er.
»Wenn ich auch noch falle, ist alles aus.«
    Dann griffen die Kaninchen an. Sie schwärmten aus allen Richtungen,
sprangen von Baumästen herunter, wanden sich aus Falltürspinnentrichtern
heraus, rannten in Rotten räudig und mit schweißnassen Fellen durchs hohe Gras
auf ihn zu, die Gesichter ähnlich denen von Fleischfliegen verzerrt zu Fratzen
voller nadelspitzer Reißzähne. Bestar zerteilte die vordersten zu feinem, nach
Lavendelöl duftendem Rauch. Skergatlu glitt schwer und massig durch die
kleinen, sich streckenden Leiber hindurch und hinterließ nichts als Schlieren
und Ahnungen in der Luft. Nach einem halben Sandstrich war der Spuk vorbei.
Kein einziges der Aberhunderten von Raubkaninchen war echt gewesen. Auch die,
denen es gelungen war, Bestar zu erreichen und zu beißen, hatten keinerlei
Spuren hinterlassen.
    Â»Das ist so ein Problem«, sagte eine Stimme hinter dem
Klippenwälder, und er wirbelte herum, sein Atem nun bei weitem nicht mehr so
ruhig, wie er sich das gewünscht hätte. Dort stand Tellures zwischen den
Bäumen, es mußte Tellures sein. Das schiefe Grinsen, der herausfordernde Blick,
das böse, spöttische Gesicht. »Sie sind alle tot. Es ist eigentlich nicht
möglich, aus ihnen weiterhin Nutzen zu ziehen. Ich jedoch, das kann ich dir
versichern, bin echt. Also wollen wir doch mal sehen, was du draufhast.«
    Bestar wollte sich nicht durch langes Gequatsche einlullen lassen.
Er ging sofort zum Angriff über. Wenn dieser Gegner besiegt war, blieb nur noch
der Anführer übrig. Alle anderen Angreifer waren nicht echt. Es war also zu
schaffen.
    Der Kampf wurde rasend schnell und heftig. Tellures attackierte und
parierte mit einer langen Metallstange, die er beidhändig und einhändig
abwechselnd zu führen verstand. Jedesmal, wenn Skergatlu dröhnend auf die
Stange aufschlug, platzten von ihr Kaninchenfell und -blut ab, aber Bestar war
fest entschlossen, sich von derartigen magischen Augenwischereien nicht
verwirren zu lassen. Er verlagerte sein ganzes Selbst in das Führen dieses einen
Kampfes, und nach etwa dreißig Kontakten und einer wuchtigen
Vorhand-Rückhand-Vorhand-Dreierkombination trümmerte er Tellures die verbeulte
Stange aus den Fingern und stieß den

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