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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Rudeln an. Aber mit fünfen wärst du ohne Schwierigkeiten fertiggeworden.
Fünf bringen auch immerhin zwölf Punkte, weißt du?«
    Bestar packte sie. Irgend etwas an ihrem Geruch, an ihren Haaren,
die ihr in die Augen fielen, an ihrer Stimme und an seiner eigenen Schwäche
ließ ihn für einen Augenblick die Beherrschung verlieren.
    Â»Was tust du?« fragte sie und sah ihm fest und forschend in die
Augen.
    Beschämt ließ er sie los. »Verzeih mir. Ich bin ein … grober Kerl.
Ich hab’ mir nichts gebrochen, vielen Dank.« Er erhob sich und zog sich wieder
etwas über seinen Oberkörper. »Mir fehlen immer noch fünfzig Punkte. Wie oft
muß ich gegen fünf kämpfen, um auf fünfzig zu kommen?«
    Â»Viermal gegen fünf und dann noch zwei Einzelkämpfe oder einer gegen
zwei.«
    Â»Dann mache ich es so.«
    Â»Morgen wieder?«
    Er nickte grimmig.
    Â»Ich möchte nicht mehr gegen dich kämpfen«, sagte Aube. »Aber ich
würde dir gerne dabei helfen, die Freiwilligen auszusuchen. Ich bin länger bei
diesem Turnier als du. Ich kenne so manchen Teilnehmer vom Sehen.«
    Â»Ja, ich … denke, ich könnte … Hilfe gebrauchen.«
    Sie strahlte, als hätte Eljazokad einen seiner Lichttricks
entzündet. »Dann auf morgen.«
    Â»Auf morgen.«
    Eljazokad studierte. Tjarka badete viel in verschiedenfarbenen
Wassern und erkundete alle Kammern und Fluchten von vierzehn verwinkelten
Etagen.
    Gegen Abend begegnete sie Eljazokad, der eben, nur mit seiner Hose
bekleidet, aus seinem Zimmer kam, um für sich und Slanja etwas zu trinken zu
holen.
    Â»Eljazokad, ich habe nachgedacht«, begann Tjarka eifrig. »Wie können
wir so sicher sein, daß die Zeit hier soviel schneller vergeht als im Thost?
Nur, weil das bei deinem Freund auf der Brücke so war? Der hat sich aber nie
von der Brücke fortbewegt! Wir jedoch sind in einem anderen Land! Ist es denn
nicht … völlig unvorsichtig, davon auszugehen, daß man alles begriffen hat,
obwohl man eigentlich gar nichts mit Sicherheit weiß, und dabei vertrödelt man
dann wertvolle Zeit?«
    Eljazokad legte ihr lächelnd die Hände auf die Schultern. »Ich
glaube nicht, daß ich zufällig hier bin. In Destrisch wurde ich erneut mit
einer Art Foltertisch konfrontiert, aber diesmal in Form eines Rades. Nur
aufgrund dieser Wiederholung wurde ich in die Lage versetzt, euch nachholen zu
können. Und in Melronia wiederum haben die Vorfahren von Naenns Sohn eine
Bibliothek für mich errichtet, die uns über alle weiterführenden Fragen
hinweghelfen kann. Das ist zu kompliziert, um dir das alles zu erklären – du
kennst Naenn nicht, du weißt nicht, wofür sie steht. Aber du mußt mir
vertrauen. Ich fühle, daß ich hier am richtigen Ort bin.«
    Â»Du fühlst es«, wiederholte Tjarka mißbilligend, als Eljazokad
halbnackt den Gang hinunterflanierte. »Statt zu fühlen, solltest du vielleicht
mal dein Gehirn wieder anschalten.«
    Am folgenden Tag beobachtete Tjarka aus einem zugigen
Turmfenster heraus, wie Bestar sich unten auf der Ebene mit fünf halbwüchsigen
Lümmeln herumprügelte. Alle benutzten umwickelte Waffen, wurden von zwei
Wichtigkeit vortäuschenden Notizenmachern umtanzt und von Schaulustigen
beklatscht und bejubelt. Es war ein derbes Spektakel, und nachdem Bestar die
fünf nach geraumer Zeit zu Boden gedroschen und gedemütigt hatte, sackte er
selbst auf die Knie und konnte nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen. Eine
junge Frau kümmerte sich aufdringlich um ihn und scheuchte alle anderen,
möglicherweise kundigeren Helfer fort.
    Eljazokad verabschiedete sich an diesem Tag. Er wollte mit Maitr’
Calmant zusammen aufsteigen in den allerhöchsten Turm, zweihundertsiebenundsechzig
Stockwerke über dem Erdboden, und die künstliche Sonne erblicken. Der Weg
dorthin und zurück war lang und umständlich und würde drei bis vier Tage in
Anspruch nehmen. Die beiden nahmen Reiseproviant mit, und Decken zum
Übernachten. Kopfschüttelnd nahm Tjarka dies alles zur Kenntnis.
    Als sie nachts in der Badehalle in heiß dampfendem, gelb
phosphoreszierendem Wasser planschte, näherte sich ihr Diener Enschen nackt und
mit einem großen Handtuch in Händen. »Bitte laßt mich Euch endlich zu Diensten
sein!« flehte er mit erbärmlichem Gesichtsausdruck, und sie bekam

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