Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
erwiderte dieser den Blick mit einem Lächeln. Auch der fürstliche Gesandte lächelte, denn er spürte, dass Eldilion ihm mit diesen Worten Mut und Hoffnung geben wollte. Sie sprachen nicht mehr, während sie sich wieder in die Mitte des Lagers begaben, um zusammen mit den anderen die Mittagsmahlzeit zu teilen. Deryn ahnte, dass auch Eldilion dem Treffen mit den Drachen mit gemischten Gefühlen entgegensah. Die Drachenritter wollten mit den Gegnern Frieden schließen, gegen die sie ihr ganzes Leben lang gekämpft hatten, doch bereits jetzt hatten sie einen hohen Preis für die Abkehr von ihren alten Prinzipien bezahlt. Einige der Drachentöter hatten schwarze Kreise auf ihre Brustpanzer gemalt – ein Zeichen dafür, dass sie ihre Schwertbrüder verloren hatten. Immer noch waren die Gesichter der Ritter erfüllt von Trauer, aber auch von einer grimmigen Entschlossenheit. In den Kämpfen, die nun bevorstanden, würde viel von diesen Männern abhängen.
    Es blieb allerdings ungewiss, ob die finsteren Mächte, die Car-Carioth zu überwältigen drohten, überhaupt mit Waffengewalt abgewehrt werden konnten. Womöglich oblag diese Aufgabe nun Zauberern und Priestern. Während er auf einem Streifen getrockneten Fleisches herumkaute, sah Deryn verstohlen zu Timon hinüber. Seit er den Jungen vor einigen Tagen kennengelernt hatte, schien sich irgendetwas in ihm gewandelt zu haben. Zwar war er immer noch oft verschlossen und in sich gekehrt, in seinem Blick war jedoch eine Entschlossenheit aufgetaucht, die nicht zu seinem Alter passen wollte. Gegenwärtig war er mit Grimstan in eine Debatte vertieft, und sie beachteten kaum die Menschen um sich herum. Auch die Rolle, die Grimstan in diesem Abenteuer spielte, war eine Überraschung für Deryn gewesen. Schon als kleiner Junge hatte er den alten Mann gekannt, der bereits für Loridans Eltern gearbeitet hatte. Bisher hatte Grimstan allerdings nie etwas über seine Vergangenheit erzählt, außer, dass er einmal Soldat gewesen war.
    Das Signal zum Aufbruch riss Deryn wenig später aus seinen Gedanken, und bald saßen sie wieder auf ihren Reittieren zu einem weiteren Abschnitt ihrer Reise in den Norden. Im Westen hatten sich bereits wieder schwere Regenwolken gesammelt, doch im Osten war der Himmel aufgeklart, und die Sonne weckte die Hoffnung auf einen trockenen und warmen Nachmittag. Deryn musterte kritisch die kargen Pflanzen, die das Land überwucherten. Es war vielleicht kein sehr fruchtbares Land, aber sicherlich ließen sich auch hier verschiedene Feldfrüchte anbauen. Weiter im Osten zeichneten sich bewaldete Gebiete ab, sodass es auch Material geben würde, um Häuser zu bauen. Und Eldilion hatte recht – einen Mangel an Fleisch würde es hier nicht geben. Während ihrer Reise hatten sie immer wieder ganze Scharen von Sandechsen aufgeschreckt, die dann leise zischend im nächsten Gestrüpp verschwunden waren. Auch das nahe Meer versprach eine nahezu unerschöpfliche Quelle von Nahrung zu sein. Ja – dieses Land konnte viele Menschen ernähren, und wenn die Drachen dem zustimmten, dann könnte es die zukünftige Heimat der Menschen aus Car-Carioth werden.
    Mehr als eine Stunde war vergangen, als vor ihnen auf einem kahlen Hügel die Silhouette eines Reiters erschien. Schnell allerdings verschwand er wieder aus ihrer Sicht, als er in das Gestrüpp an der Flanke des Hügels eintauchte. Auf Eldilions Befehl hin bildeten die Drachenritter eine Reihe, während sie mit geübten Bewegungen ihre Helmvisiere schlossen und den Sitz ihrer Schwerter in den Scheiden prüften. Die Anspannung griff auf Deryn über, und auch er fasste mit einer Hand an den Griff seines Schwertes. Als der fremde Reiter wenig später vor ihnen auftauchte, machte sich Erleichterung breit, denn er trug die Rüstung eines Drachentöters. Winkend und rufend kam er ihnen entgegengeritten. Er trug keinen Helm, und so erkannten sie bald, dass es Herubald war.
    »Endlich seid ihr gekommen!«, rief er mit lauter Stimme. »Wir halten schon seit Tagen Ausschau nach euch.«
    Eldilion und die anderen Drachenritter grüßten ihn mit ernster Freude, und Deryn sah, wie Herubalds Gesicht sich verdüsterte, als er die Neuigkeiten aus Car-Elnath hörte. Nachdem Herubald auch mit Deryn, Timon und Grimstan einige Worte getauscht hatte, drängte er zum raschen Aufbruch.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte er. »Und bald könnt ihr euch mehr ausruhen, als euch lieb sein wird. In den letzten Tagen ist uns schon langweilig

Weitere Kostenlose Bücher