Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
geworden.«
    Kaum eine Stunde später erreichten sie das Lager ihrer Gefährten – drei Zelte, die sich an den Hang eines Hügels drängten. Enttäuscht nahm Deryn zur Kenntnis, dass Loridan und Danira nicht dort waren, aber er war beruhigt darüber, auch keine Drachen vorzufinden. Nur zwei weitere Drachenritter erwarteten sie, die der fürstliche Gesandte nur flüchtig kannte. Es dauerte bis zum Abend, bis Loridan, Selina und Danira ins Lager zurückkehrten. Deryn grüßte seinen Freund mit einer herzlichen Umarmung, doch er bemerkte, dass Loridans Miene trotz seines Lächelns ernst war.
    »Nur wenig Hoffnung kann ich dir bringen«, sagte der Ritter. »Denn die Drachen wollen ihr Land nicht für die Menschen öffnen. Es sei denn, dass Timon sie vielleicht noch umstimmen kann. Eisenklaue ist neugierig darauf, den Menschen zu treffen, der in Car-Elnath starb und dennoch in diese Welt zurückkehrte.«
    »Auch ich bin begierig, den Drachen zu begegnen«, sagte Timon. »Wann können wir sie sehen?«
    »Sie sind nicht fern von hier«, erwiderte Loridan. »Lasst uns nun zusammen speisen, und wir werden euch alles erzählen, was sich bisher ereignet hat. Danach ist noch genügend Zeit für einen Besuch bei den Drachen.«
    »Gut.« Der Junge bedachte den Ritter mit einem Nicken. »Doch zuvor habe ich noch etwas für Danira.«
    Während Timon auf das Mädchen zutrat, zog er die Rune aus seiner Tasche hervor, die sofort in einem sanften Licht zu glühen begann.
    »Dies ist Thrya«, sagte er. »Die Rune des Feuers. Möge sie dir mehr Glück bringen als die letzte Rune, die ich dir schenkte.«
    *
    Gerugrim sah von seinem Schreibpult auf, als angsterfüllte Schreie durch das geöffnete Fenster des Studierzimmers an seine Ohren drangen. Es war Abend, und die Dämmerung war schon hereingebrochen, doch immer noch waren von draußen die Stimmen von Menschen, das Knarren von Wagenrädern und das beständige Klopfen eines Hammers zu hören gewesen. Aber nun schien irgendetwas geschehen zu sein. Der Zauberer erhob sich und blickte durch das Fenster auf die Straße hinaus. Harkean, der Küfer, saß vor seinem Haus und nutzte das letzte Licht des Tages, um die Arbeit an einem Fass zu vollenden. Kinder spielten im Schmutz der Straße ihre lärmenden Spiele, doch zwischen die fröhlichen Laute mischten sich die Stimmen von Erwachsenen. Die erregten und verängstigten Rufe waren zunächst aus größerer Entfernung zu hören gewesen, nun näherten sie sich schnell, und Panik breitete sich aus. Die Menschen begannen zu rennen, ihre Blicke nach oben gerichtet. Dann kam die Vernichtung. Eine Feuerwolke wälzte sich durch die Straße, und für einen Moment vertrieb der Feuerschein die Schatten der Dämmerung, die sich in den Mauern der Stadt ausgebreitet hatten. Gerugrim spürte einen Hauch heißer Luft in seinem Gesicht, denn er hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt, um die Ursache der Katastrophe zu ergründen, die sich vor seinen Augen abspielte.
    Als die Feuerwolke sich aufgelöst hatte, sah er dort, wo kurz zuvor Harkean gestanden hatte, einen verkohlten Körper reglos am Boden liegen. Gleich darauf zog eine andere grauenvolle Erscheinung den Blick des Zauberers auf sich: eine Gestalt, die brennend noch einige Schritte lief, bevor sie sterbend zusammenbrach. Schreie waren von überall her zu hören – die Schreie von Verwundeten und Sterbenden. Und dann sah er den Drachen, der in einer engen Schleife über die Stadt hinwegflog. Irgendwo wurde eine Glocke geläutet.
    Gerade hatte Gerugrim sich von dem Fenster abgewandt, als er rasch noch einmal zurücktrat, um den hölzernen Fensterladen zu schließen. Danach eilte er die Stufen hinauf, die zu seinem Arbeitszimmer im Obergeschoss führten. Beinahe stolperte er über die magische Apparatur, die seit der Nacht, in der er den verhängnisvollen Zauber gewagt hatte, fast unverändert geblieben war. Fast unverändert – denn den Blauen Stein hatte Gerugrim wieder in der Schublade des Schrankes verschlossen, in der er seine größten Schätze verwahrte. Kleine Glassplitter knirschten unter seinen Füßen, als er den Raum durcheilte. Seit die Apparatur geborsten war, hatte er noch keine Gelegenheit gefunden, den Boden zu fegen. Mit zitternden Fingern versuchte er, den kleinen silbernen Schlüssel in das Schlüsselloch der Schublade einzuführen. Endlich fand er das winzige Loch, der Schlüssel wollte sich jedoch nicht drehen lassen. Gerugrim schalt sich selbst einen Narren, weil er sich nie

Weitere Kostenlose Bücher