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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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keinem seiner bisherigen Leben hatte er oft zu Firion gesprochen, denn immer war er ein Zauberer gewesen, und er erinnerte sich vage an endlose Dispute, die ihn von den Priestern entzweit hatten. Nie hatte er sich in den Tempeln als willkommener Gast gefühlt, doch das war vielleicht ein Fehler gewesen, denn es hätte nicht sein Ziel sein sollen, die Gunst der Priester zu suchen. Firions Gunst war alles, was zählte. Timon versuchte, seinen Geist zu öffnen, denn Firion würde selbst wissen, in welcher Not seine Auserwählten waren. Halb hoffte er, irgendein Zeichen zu erhalten, irgendeinen Hinweis, dass der Schöpfer von der Not seiner Diener wusste und ihnen Hilfe schicken würde. Und dann formte sich die Stimme in seinem Geist.
    »Timon – hörst du mich?«
    Verwundert öffnete der Junge seine Augen, und er bemerkte, dass Danira, die ihm gegenübersaß, ihn anblickte. Doch wer hatte zu ihm gesprochen?
    »Timon, antworte mir.« Erst als er die Stimme zum zweiten Mal hörte, begriff Timon, dass es Grimstan war, der ihn rief. Eilig fasste er in seine Tasche und suchte nach dem Kristall, den der alte Mann ihm gegeben hatte.
    »Ja, ich höre dich«, sagte er in Gedanken, als er den glatten, kalten Stein in seiner Hand hielt.
    »Ich spüre Erschöpfung und Sorge in dir«, sagte Grimstan. »Was ist geschehen?«
    »Wir sind in einen Sturm geraten. Schon einen ganzen Tag lang treibt er uns vor sich her.«
    »Ist euer Schiff in Gefahr?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Timon. »Unser Kapitän gibt sich zuversichtlich, aber mir will es erscheinen, als würden Wind und Wellen das Schiff zerschmettern.«
    »Ich rufe dich, um dir einen Ort für unser Treffen zu nennen. Es gibt eine Bucht, westlich von Car-Angoth. Wenn ihr euch von Osten her nähert, werdet ihr eine Felsnadel im Meer sehen. Die Einfahrt in die Bucht ist dann nicht mehr fern.«
    »Im Moment haben wir keine Gelegenheit, nach Felsnadeln Ausschau zu halten. Ich werde froh sein, wenn wir heil aus diesem Sturm herauskommen – egal, an welche Küste er uns trägt.«
    »Egal?«, fragte Grimstan. »Wenn ihr die richtige Küste nicht findet, dann ist unser Kampf vorbei – vorbei und verloren. Ich hoffe, du vergisst das nicht. Und auch euer Kapitän muss das wissen.«
    »Ich habe es nicht vergessen.« Timon seufzte. »Wann werdet ihr an dem Ort sein, den du mir genannt hast?«
    »Drei Tage vor der Konjunktion vielleicht – wenn alles gut geht. Der Weg ist weit, und ich weiß nicht, welche Gefahren das Land noch birgt. Bereits gestern hatten wir ein erstes Hindernis zu bewältigen. Soldaten haben uns angegriffen – doch ihre Zahl war nicht groß, und sie waren in keiner guten Verfassung. Schon seit Wochen lagen sie dort verborgen, und ihre Vorräte waren knapp geworden.«
    »Aber wie ist es dir sonst ergangen?«, fragte Timon. »Wie ist die Lage in Car-Osidia?«
    »Schwere Kämpfe haben stattgefunden, innerhalb der Mauern der Stadt. Schließlich hat Calidor gesiegt, und mit vielen seiner Männer ist er nun bei mir. Wir werden den Alten eine große Schlacht liefern, doch ohne euch wäre alles vergebens. Ihr müsst rechtzeitig an unserem Treffpunkt sein.«
    »Wenn Firion es will, dann werden wir dort sein.«
    »Nein«, sagte Grimstan. »Auch wenn Firions Wohlwollen euch gewiss ist, dürft ihr euch nicht auf seine Hilfe verlassen, denn seine Gedanken sind gebunden durch den Kampf gegen Thaur-Angoth. Ihr müsst die Stadt des Bösen aus eigener Kraft erreichen. Oder wenn das nicht genügt, dann durch die Kraft der Runen.«
    »Wir haben darüber beraten. Aber die anderen fürchten sich, die Runen einzusetzen.«
    »Wenn sie schon Angst vor einem Sturm haben, dann werden sie nie den Mut haben, sich gegen die Alten und Thaur-Angoth zu stellen. Sage ihnen das.«
    »Das werde ich.«
    »Gut. Ich werde auf euch warten – an dem Ort, den ich dir genannt habe.«
    »Wir werden kommen«, sagte Timon. »Auf Wiedersehen, Grimstan.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Timon öffnete seine Augen, und er blickte nachdenklich auf den Kristall in seiner Hand. Dann erst bemerkte er, dass seine Gefährten ihn erwartungsvoll und verwirrt ansahen.
    »Ich habe eine Nachricht für euch«, sagte er.
    *
    Die Drachen hatten sich auf dem Felsplateau versammelt, das ihnen schon oft als Treffpunkt gedient hatte. Gerade ging weit im Osten die Sonne auf, und ihre Strahlen wuschen den Himmel rein von dem roten Licht, das ihn während der Nacht besudelt hatte. Im Westen erstreckte sich das Meer als glatte, dunkle

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