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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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unsere Geister vereinen und nach Grimstan suchen – vielleicht spüren wir dann, in welche Richtung wir uns wenden müssen.« Mit fragendem Blick schaute Loridan in Selinas Augen. »Schon zweimal hat es gewirkt.«
    »Ja, zweimal hatten wir Erfolg«, sagte Selina. »Als wir nach Danira suchten und nach Jandaldon, die Auserwählte sind wie wir. Grimstan gehört nicht zu unserem Kreis, dennoch können wir es versuchen, denn einige von uns kennen ihn gut.«
    »Gerne will auch ich diese Erfahrung einmal machen«, sagte Jandaldon. »Es war mir ein Rätsel, wie Ihr mich damals finden konntet.«
    Eilig schritt Loridan zu Danira und Timon hin, die zusammen mit Raydan am Bug des Schiffes standen. Timons Augen leuchteten auf, als er von dem Vorhaben des Ritters hörte, und er willigte sofort ein. Bald hatten sich die fünf Auserwählten in einem der Laderäume versammelt, wo sie sich auf den Boden setzten und einander die Hände reichten. Sofort als der Kreis geschlossen war, fühlten sie, dass eine magische Kraft sie durchströmte.
    »Was ist das?«, fragte Jandaldon, der zwischen Selina und Loridan saß.
    »Es ist die Kraft, die aus uns entspringt und uns aneinander bindet.« Selina blickte kurz zu dem Sänger hin, dann schloss sie ihre Augen. »Zum ersten Mal sind wir alle vereint – die fünf Auserwählten und die fünf Runen. Bitte sprecht nun nicht mehr, denn wir wollen unsere Gedanken auf Grimstan richten. Ich selbst weiß nicht viel über ihn, obwohl ich eine weite Strecke mit ihm gereist bin. Loridan kennt ihn am längsten, doch Danira und Timon sind womöglich noch enger mit ihm vertraut. Sie müssen versuchen, ihn zu finden. Wir anderen können ihnen nur unsere Kraft zur Verfügung stellen. Lasst uns nun beginnen.«
    Auch Danira hatte ihre Augen geschlossen, und sie lenkte ihre Gedanken auf Grimstan. Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung, damals, auf dem Landgut von Loridans Familie. Anfangs hatte sie ihn gefürchtet, dennoch hatte sie bald ein Zutrauen zu ihm gefasst, das sie selbst überraschte. Das Gesicht des alten Mannes erschien vor ihr, so wie sie es immer gekannt hatte – faltig und unrasiert und von wirrem Haar umgeben. Wenige Augenblicke später hatte Danira das Gefühl, Grimstans Ausstrahlung zu spüren, die seltsame Düsternis, die ihn immer zu umgeben schien, aber auch seine Stärke und Zuversicht. Gleichzeitig veränderte sich das Bild, das Danira vor sich sah. Grimstan erschien ihr nun anders – immer noch faltig, doch frisch rasiert und gekämmt. Neugier stieg in ihr auf. Warum hatte sie diese seltsame Vision? Sah sie ihn, wie er früher einmal ausgesehen hatte? Vielleicht konnte sie hier in dieser Scheinwelt mehr über Grimstan lernen, als er selbst von sich preisgeben wollte. Sie konzentrierte sich weiter, als plötzlich etwas ihre Gedanken störte. Timon, der neben ihr saß, hielt ihre Hand umfasst, und sein Griff verstärkte sich mehr und mehr. Gleichzeitig spürte Danira die Nähe von Timon auch in ihrem Geist. Auch er war auf Grimstans Spur, und seine forschenden Gedanken waren wie ein Leuchten, das Danira sehen konnte.
    Verbissen suchte Timon nach einem Hinweis auf Grimstan, ließ seinen Geist hinausgreifen in weite Fernen, die für Gedanken kein Hindernis darstellten. Das Gefühl faszinierte ihn, viel mehr noch als bei den letzten Suchen, an denen er sich beteiligt hatte. Denn nun war er selbst der Sucher und nicht nur ein Quell der Kraft, der die Gedanken eines anderen vorantreiben sollte. Er wusste, dass Selinas Worte wahr waren. Nur er und Danira würden eine Chance haben, Grimstan zu finden. Schon glaubte er, eine Schwingung zu spüren, die ihn an den alten Mann erinnerte. Und er spürte auch Daniras Nähe – sie war gleichauf mit ihm auf Grimstans Spur. Mit einer zusätzlichen Anstrengung versuchte Timon, Danira hinter sich zu lassen, um als Erster zu Grimstan vorzudringen. Endlich erkannte er, dass sein Ziel vor ihm lag, und als sich sein Geist dem alten Mann näherte, fühlte er sich plötzlich von Gefühlen überflutet. Etwas Vertrautes spürte er, als er Grimstans Geist berührte, aber gleichzeitig auch etwas Schreckliches und Bedrohliches. Der Schreck ließ ihn verwundert aufblicken, doch niemand wurde auf ihn aufmerksam, da die anderen ihre Augen noch geschlossen hatten. Noch einmal steigerte Timon seine Konzentration. Er schaffte es, seine Suche dort fortzusetzen, wo er sie wenige Augenblicke zuvor unterbrochen hatte. Endlich lag Grimstans Geist vor ihm, und Timon

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