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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Gewürm, das in dieser lichtlosen Welt existierte. Nur selten hatten sie sich herausgewagt, um frisches Fleisch zu jagen oder die Häute der Panzerechsen zu gewinnen, die ihnen als Rüstungen dienten.
    Die garstigen Stimmen der Kreaturen schallten weit über die Stadt, doch sie waren zu weit entfernt, um einzelne Worte zu verstehen. Befremdlich klangen die harschen Laute in den menschlichen Ohren, mit denen Eins den Stimmen lauschte. Zu lange hatte er unter Firions Kindern gelebt; viele Jahrhunderte waren vergangen, seit Car-Angoth gefallen war – viele Jahrhunderte und viele Leben. Er hatte stets die Gebote seines Schöpfers geachtet, einige seiner Kameraden waren jedoch weniger beherrscht. Besonders Vier war immer mehr den Versuchungen erlegen, mit denen Thaur-Angoth die Menschen vom rechten Weg abbringen wollte. Zu viele Leben hatten sie nun in den schwachen Körpern der Menschen verbracht, und es wurde Zeit, dass dies endete.
    Wenn es gelang, das Tor zu öffnen, dann würde Thaur-Angoths ewiges Reich anbrechen, und Firions Menschen sollten für immer versklavt werden. Schon zum dritten Mal hatten die Alten sich hier in dieser Stadt versammelt, um den Großen Zauber zu wirken. Obwohl sie bereits zweimal gescheitert waren, spürte Eins , dass nun eine Entscheidung bevorstand. Die Drachen waren fort, und die Menschen zerfleischten sich gegenseitig in einem sinnlosen Krieg – allerdings schien König Calidor mehr zu wissen, als er sollte.
    Acht hatte sich seit dem Tag der Schlacht um Car-Osidia nur noch ein Mal gemeldet, sein letzter Bericht war jedoch ermutigend gewesen: Viele Menschen waren gestorben oder so ernsthaft verwundet, dass sie für Wochen kein Schwert führen konnten. Auch wenn der Rest von Calidors Streitmacht nun auf dem Weg nach Car-Angoth sein sollte, sah Eins keinen Anlass zur Beunruhigung. Immer noch warteten Angbolds Soldaten am Rand des Drachenlandes auf ihren Einsatz. Sie waren nicht viele, doch sie würden Calidors Streitmacht weiter schwächen, und der Rest des Heeres würde vernichtet werden, noch bevor es in Sichtweite von Car-Angoth war. Auch die Auserwählten mit ihren Runen würden das Heer der Dunklinge nicht überwinden.
    Und doch – sie würden es versuchen. Aus dem Süden würden sie kommen, über das Meer. Die Zeichen waren klar genug gewesen. Erst die Vernichtung von Ul’ur und nun die Vorfälle in Car-Danaan. Über die Weite des Meeres hinweg hatte Angbold mit den Fischmenschen in Kontakt gestanden. Obwohl die Gedankengänge der Meereswesen fremdartig waren, hatten sie eine klare Nachricht übermittelt: Ein grausames Licht war dort aufgetaucht, ein Licht, das wie Eril-Firion Furcht in die Herzen von Thaur-Angoths Kreaturen säte. Und von einem Schwert hatten die Fischmenschen berichtet, von dem eine unheimliche Macht ausgegangen war. Die Reinen waren einen weiten Weg gegangen, und sie würden nicht kampflos aufgeben, so viel war sicher.
    Keine Flotte konnte nun mehr ausgesandt werden, um die Feinde aufzuhalten. Vielleicht würde Thaur-Angoth selbst einen Sturm schicken, der das Schiff dieser Auserwählten auf den Grund des Meeres sandte. Doch fast wünschte Eins , dass dies nicht geschehen würde, denn nur, wenn die Reinen das Meer heil überquerten, dann würde es eine bedeutende Schlacht geben. Gerne hätte Angbold selbst in dieser Schlacht gekämpft, der letzten Schlacht vor dem großen Sieg. Ja – Angbold war es, der diesen Wunsch verspürte, auch wenn der ergraute Offizier nur ein Teil des Wesens war, das sich Eins nannte. Und Eins wusste, dass sein Wissen als Offizier in diesem Kampf von großem Nutzen sein könnte. Wissen der Menschen war es, die selbst aus dem Krieg eine Wissenschaft gemacht hatten.
    Den entscheidenden Kampf würden Thaur-Angoths Kreaturen allerdings ohne seine Hilfe bestreiten müssen. Dunklinge und Bluttrinker würden so kämpfen, wie ihr Schöpfer es sie gelehrt hatte – ohne Taktik und Gelehrsamkeit, nur getrieben von dem Hass auf Firions Kreaturen und dem Verlangen nach Blut. Denn Eins ahnte, dass die Reinen erst dann erscheinen würden, wenn das Ritual bereits im Gange war – das Ritual, bei dem keiner der Alten fehlen durfte.
    Erwartungsvoll blickte er zum Himmel hinauf – nur noch ein paar Tage, dann würde es soweit sein. Schon jetzt erfüllte Eril-Angoths Licht den Himmel, und seine Kraft war fast greifbar. Die vier Türme fingen die Macht des Himmelswanderers ein, um sie auf Car-Angoth zu bündeln. Erst wenn die Konjunktion vollendet war,

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