Brüder der Drachen
Land ab. Mit stoßbereitem Schwert wandte Danira sich den Gegnern zu, doch Timon war schneller. Schon hatte er seinen magischen Kristall hervorgezogen und murmelte leise ein paar Worte. Sofort erstrahlte der Edelstein in einem gleißenden blauen Licht, das sich in den silbrigen Augen der Fischmenschen spiegelte. Die fremdartigen Kreaturen zauderten, wichen langsam zurück.
»Schnell, weg von dem Steg«, stieß Sad Olgar hervor.
Jandaldon, der den Gegnern am nächsten stand, attackierte einen der Fischmenschen mit seinem Dolch, und seine Klinge drang tief in dessen Leib. Schwer verwundet sackte die Kreatur in sich zusammen, eine seiner Klauen suchte jedoch Halt am Arm des Sängers. Die scharfen Krallen zerfetzten Jandaldons Ärmel und hinterließen blutige Kratzer in seinem Arm, dann stürzte der Fischmensch vom Steg ins Wasser hinunter. Gemeinsam mit dem Priester drang Danira auf die Gegner ein, die ihren Rückweg abschnitten. Der Kampf währte nur kurz, denn die Fischmenschen waren wie gelähmt durch Timons Licht. Schnell sanken mehrere der Kreaturen zu Boden, durchbohrt von Daniras Schwert oder getroffen von Sad Olgars mächtigem Stab. Die restlichen Fischmenschen flohen von dem Steg, zurück in die dunklen Fluten des Wassers.
Auf dem Seedrachen wurde allerdings immer noch gekämpft. Bis zu dem Anlegesteg schallten die Geräusche des Kampfes hinüber, die unheimlichen Schreie der Fischmenschen und die Rufe der Verteidiger. Aber es dauerte nicht lange, bis die Geräusche nachließen und schließlich ganz aufhörten. Die Stille währte nur kurz, denn wieder klangen Stimmen von dem Schiff her. Dieses Mal waren es die triumphierenden Rufe der Verteidiger.
»Wir haben gesiegt«, sagte Timon, den leuchtenden Kristall in seiner rechten Hand, in der linken immer noch den Dolch, an dem das durchsichtige Blut des Fischmenschen klebte. Das Funkeln in seinen Augen war noch nicht erloschen.
»Ja, wir haben gesiegt.« Sad Olgars Stimme klang düster. Er war an Jandaldon herangetreten, um die Wunde an dessen Arm zu untersuchen. »Doch ich frage mich, welchem Zweck dieser Angriff diente.«
»Wie meinst du das?«, fragte Danira.
»Nun, wenn die Alten irgendeinen Weg haben, mit diesen Wesen zu reden, dann werden sie jetzt wissen, dass wir hier sind. Timons Licht und dein Schwert haben ihnen schon früher Kopfzerbrechen bereitet.«
»Und was nützt ihnen dieses Wissen?«
»Nicht viel, hoffe ich. Zumindest wird die Unsicherheit von ihnen fallen, denn sie wissen nun, aus welcher Richtung unser Angriff erfolgen wird. Doch lasst uns nun gehen, wir wollen Jandaldon zu Tirandor bringen.«
*
Eril-Angoths Licht schien hell auf die Mauern der zerstörten Stadt hinunter, und hoch oben am Himmel badete sich ein Dämon in dem roten Leuchten des Himmelswanderers. Eins hatte sich einen erhöhten Aussichtspunkt auf dem Berg gewählt, der über Car-Angoth thronte. Der Schwarze Berg wurde er genannt, denn dies war die Farbe seines Gesteins, aus dem auch die Gebäude der Stadt errichtet waren. Die Ruinen schienen von innen heraus zu glühen, und in dem roten Licht formten sich die Umrisse der Häuser, wie sie früher einmal gewesen waren. Doch substanzlos und durchscheinend war diese Illusion von der früheren Macht der Stadt. Das Bild in seiner Erinnerung zeigte Eins die Metropole, wie sie einst gewesen war – so wie er sie vor Hunderten von Jahren mit seinen eigenen Augen gesehen hatte. Einen anderen Körper hatte er damals besessen, jung und stark und mit zwei sehenden Augen. Sein jetziger Körper war alt, auch wenn seine Stärke und Kampfkraft ungebrochen waren. Angbold – nur ein Name von vielen war es, die er getragen hatte. Ein grimmiges Lächeln erschien auf den Lippen des Mannes. Es war ein interessantes Leben gewesen, ein Leben voller Kämpfe, doch nun war Angbold nur noch eine Erinnerung zwischen vielen anderen Leben, die er gelebt hatte. Rüstung und Schwert hatte er von sich geworfen und sich in ein schwarzes Gewand gehüllt, wie es sich für einen Diener des Dunklen Herrn geziemte. Nur die schwarze Augenklappe über dem linken Auge erinnerte noch an den alten Garnisonsoffizier.
Nachdenklich blickte er auf seine Stadt hinunter, in deren Straßen sich eine große Streitmacht gesammelt hatte. Thaur-Angoths erste Kinder waren aus ihren Verstecken hervorgekommen, um sich hier zur Entscheidungsschlacht gegen die Menschen zu stellen. In den Höhlen des Berges hatten sie sich vermehrt, genährt von schleimigen Pilzen und ekelhaftem
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