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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Großen getroffen, die seine sauber berechnete Flugbahn ruinierten und ihn in wild kreiselnde Bewegung versetzten. Wie oft er von den Kleinen gerammt wurde, zählte er gar nicht erst. Alle Anwesenden – und ihre Jungen, sofern sie welche hatten – waren in turbulenter Bewegung, segelten von Wand zu Wand, vom Boden zur Decke und von der Decke zum Boden. Es sah aus wie ein pelziger Schneesturm. Als es ihm schließlich gelang, ein Wandnetz zu erreichen, richtete er einen Gedanken an die weiße Maus, die auf der anderen Seite des Raumes an das Fell eines Großen geklammert war. Der Gedanke war ein wortloses, allumfassendes Fragezeichen.
    ›Sie üben für die Evakuierung, Felix‹, erläuterte Whitey. ›Und das ist das Problem, das ich erwähnte. Einige von ihnen – besonders die Jungen, fürchte ich – werden es nicht schaffen.‹ Whitey unterbrach sich, um einen Großen zu instruieren, der hilflos in der Luft ruderte, ohne von der Stelle zu kommen, dann sagte er: ›Komm hierher, Felix. Auf kurze Distanz können wir uns besser verständigen.‹
    Auf dem Weg hinüber wurde Felix wieder mehrere Male von fliegenden Großen getroffen. Aber eine Kollision mit einem Meerschweinchen war nicht schmerzhaft, nur irritierend, und er hatte nicht mehr genug Würde übrig, um sich in seinem Stolz verletzt zu fühlen. Er hatte sich eben neben dem Großen niedergelassen, der Whitey trug, als Sänger hereingeflogen kam und sich zu ihnen gesellte. Der Kanarienvogel blieb mit halb angelegten Schwingen dreißig Zentimeter vor Felix’ Nase hängen und drehte sich in der leichten Zugluft der Klimaanlage langsam um seine Achse. Felix fragte sich plötzlich, wie es sein würde, wenn er Sänger den Kopf abbisse. Mit einer plötzlichen Gedankenausstrahlung von Schock und Panik flatterte Sänger verzweifelt außer Reichweite. ›Hör auf damit, Felix!‹
    Whitey war richtig ärgerlich über ihn. Es war der hilflose, frustrierte Zorn, wie er vom schlechten Betragen eines schwer erziehbaren Kindes erzeugt wird. entschuldige, es war nicht so gemeint‹, dachte Felix beschämt zu Sänger. ›Ich würde dich nicht um alles in der Welt verletzen. Komm zurück.‹
    Sänger flatterte nervös näher und dachte an abscheuliche Ungeheuer und große, haarige Kannibalen. Er war noch lange nicht beruhigt.
    Whiteys Verärgerung war verflogen, wie sie gekommen war. Nüchtern begann er das Problem zu schildern.
    ›Wie ihr wißt, wollen wir alle evakuieren, und euch ist auch bekannt, wie wir es machen wollen – in einer der radiogesteuerten Raketensonden. Aber wir haben die Situation nicht richtig beurteilt. Die Entfernung vom Labor hier zu den Abschußrampen beträgt etwas über hundertsechzig Meter, und nun finden wir, daß uns nicht genug Zeit zur Verfügung stehen wird, um alle zur Rakete zu bringen. Für die Jungen muß der Weg mehrere Male gemacht werden, und die Großen sind langsam und ungeschickt. Sie hatten nie die Möglichkeit wie wir, Fortbewegung in der Schwerelosigkeit zu üben, und sie stellen sich viel unbeholfener an, als wir erwarteten. Und manche von ihnen lernen so schwer …‹
    ›Sie lernen so schwer‹, dachte Felix traurig. ›Genau wie ich.‹ Er wußte, daß Whitey die Veränderung meinte, und wie sie jeden von ihnen persönlich und ihre Spezies als Ganzes betroffen hatte.
    Keiner von ihnen wußte, wie es zu der Veränderung gekommen war, aber es gab Theorien. Die allgemein akzeptierte Erklärung war, daß der ständige Aufenthalt in der Schwerelosigkeit und vielleicht auch die Abwesenheit irgendeiner hypothetischen Strahlung, die von der heimatlichen Sonne ausgegangen war, einer Veränderung in der Zellstruktur der Gehirne der Tiere an Bord bewirkt hatte. Das Resultat der Veränderung war eine ständige Zunahme ihrer Intelligenz.
    Die Veränderung war jedoch nicht bei allen einheitlich, sondern variierte je nach Größe des betroffenen Gehirns. Die kleinen Gehirne der Mäuse wurden zuerst von der Verwandlung erfaßt. Sie entwickelten rasch eine hohe Intelligenz und mit ihr die Fähigkeit zu telepathischer Kommunikation. Und genauso wie sie die Gedanken ihresgleichen lesen konnten, konnten sie auch die Gedanken des Mannes der Besatzung anzapfen, der dreimal wöchentlich die automatischen Futterspender auffüllte und die Käfigabteile reinigte.
    Von ihm erfuhren sie viel: über seine Pflichten, seinen persönlichen Hintergrund, seine Vorlieben, über die Ziele der Expedition und über sein Verhältnis zu den anderen

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