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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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kamen die Männer gerannt und umringten den niedergemetzelten Feind in aufgeregten Gruppen. Er würde Befehl geben müssen, die toten Kelgianer zu begraben, dachte Dermod; und ihre Transportfahrzeuge mußten irgendwo getarnt abgestellt werden – für den zukünftigen Gebrauch durch seine Truppe. Am wichtigsten aber war, daß die Gewehre und ihre tödliche Explosionsmunition eingesammelt und sicher verstaut wurden. Später konnte er Männer an diesen Waffen ausbilden, aber zunächst galt es die Spuren dieses Kampfes zu entfernen, um einer möglichen Entdeckung durch die Wache vorzubeugen. Und er mußte seinen Leuten ein paar anerkennende Worte sagen.
    Plötzlich empfand er einen starken Widerwillen gegen alle diese Notwendigkeiten. Er hatte nur den Wunsch, diesem Ort den Rücken zu kehren. Er sehnte sich nach der Stabsbaracke, wo er sich mit Büchern und Karten und Luftaufnahmen und den theoretischen Problemen des Kriegs umgeben konnte, denn die praktische Seite davon war viel weniger erfreulich, als er sich vorgestellt hatte. Aber er hatte seine Pflicht zu erfüllen, sagte er sich, als er langsam aufstand und vom brennenden Spähwagen fortging; er hatte einen Krieg zu gewinnen.
    Das siegreiche zweite Bataillon marschierte zum Basislager zurück, und innerhalb weniger Tage trafen auch die anderen ein. Das Ausbildungsprogramm wurde in der Nachbarschaft der Basis mit unverminderter Intensität fortgesetzt, und der einzige Unterschied war, daß sie ihre Ersatzuniformen mit weißem Lederzeug und allem übrigen Aufputz trugen und ihre neuen Kampfanzüge in den Spinden ließen. Der Psychologe der Wache – Dermod hoffte, daß nicht mehrere kommen würden – wurde täglich erwartet, und er sollte nichts allzu Ungewöhnliches bemerken. Die Psychologen der Wache hatten scharfe Augen, und es gab ohnehin schon genug Unstimmigkeiten.
    Und tatsächlich machte der Psychologe der Wache etwas aus, das falsch war – von seinem Standpunkt aus gesehen. Er kam in die Befehlsbaracke gestürzt, wo sich zu diesem Zeitpunkt der General, ein Oberstleutnant vom Nachschub namens Simons und Dermod aufhielten, und er raste vor Wut.
    Anscheinend hatte er gerade eine Ansprache an die Truppe beendet, nachdem er den Soldaten seinen üblichen Mist über seine Organisation verzapft hatte – wie wohltätig sie sei, und zugleich bemüht, das Ideal größtmöglicher Freiheit für den einzelnen zu verteidigen, und daß sie ihnen natürlich erlaubte, diesen Krieg zu führen, wenn sie ihn wollten, gleichwohl aber ernste Besorgnis angesichts der Tatsache empfinde, daß so viele aussichtsreiche junge Männer beabsichtigten, sich töten zu lassen. Er hatte ausführlich und mit blutigen Details über die Todesarten gesprochen, die sie im Krieg gewärtigen mußten, wenn sie auf ihrer Dummheit beharrten. Er hatte an sie appelliert, den intelligenten und zivilisierten Weg zu gehen und weiterzuleben, statt gräßlich zu sterben …
    Normalerweise konnte nach einer Ansprache wie dieser mit der Desertion von einem Viertel der Anwesenden gerechnet werden, das wußte der Psychologe aus Erfahrung, und der Rest pflegte so demoralisiert zu sein, daß der Krieg im Laufe einiger Wochen einfach im Sande verlief. Aber diesmal kam er überhaupt nicht bei ihnen an. Und als er versucht hatte, einige von ihnen individuell zu bearbeiten, hatten sie ihn entweder ausgelacht oder waren einfach weggegangen!
    Dermod fluchte in sich hinein, als er diesen Teil hörte. Er hatte den Männern immer wieder gesagt, wie sie sich zu benehmen hätten, wenn der Psychologe der Wache zu ihnen spräche. Aber die Männer des zweiten Bataillons hatten ihre Feuertaufe hinter sich – sie stolzierten wie ruhmbedeckte Helden im Lager umher –, und die Soldaten der anderen Bataillone bettelten Dermod, daß er sie zu ähnlichem oder noch größerem Ruhm führe. Es gab kaum noch einen Mann in der ganzen Basis, der wie der Feigling aussah oder handelte.
    Aber sie hätten sich etwas mehr Mühe geben können, dachte Dermod zornig, als er den Tiraden des Psychologen lauschte.
     
    »Was ist hier überhaupt los?« brüllte dieser. »Die Maimer sind Fanatiker geworden! Das ist das einzige Wort, sie zu beschreiben. Das gefällt mir nicht. Es ist nicht unsere Politik, zu erlauben …«
    »Wir hatten Ihren Besuch etwas eher erwartet«, unterbrach der General, »also gehe ich wohl nicht fehl mit der Annahme, daß Sie zuerst mit den Kelgianern gesprochen haben. Wie viele von ihnen konnten Sie zur Desertion

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