Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
Vom Netzwerk:
Mühe gekostet, den Kopf über Wasser zu halten. Nicht dass es etwas gebracht hätte.«
    »Sie sind nun mal dummerweise adliger Abstammung.«
    »So ist es. Ich bin unterwegs, um meinen Rücktritt vom Ausschuss einzureichen. Vielleicht sagen Sie das Georges. Ach, und wünschen Sie ihm ein gutes neues Jahr.«
     
    SAINT-JUST : Wer bezahlt Camille dafür, dass er so etwas schreibt?
    ROBESPIERRE : Nein, nein, du verstehst das nicht. Die jüngsten Entwicklungen haben ihn völlig verstört –
    SAINT-JUST : Er ist ein ausgezeichneter Schauspieler. Das muss man ihm lassen. Offenbar sind ja die meisten von euch auf ihn hereingefallen.
    ROBESPIERRE : Warum musst du ihm bei allem, was er tut, böse Absichten unterstellen?
    SAINT-JUST : Sieh den Tatsachen ins Auge. Entweder hat er böse Absichten und ist deshalb ein Konterrevolutionär, oder er ist politisch weich geworden, und dann ist er auch ein Konterrevolutionär.
    ROBESPIERRE : Sehr geschickt. Nur warst du 1789 nicht hier.
    SAINT-JUST : 1789 gibt es nicht. Wir haben einen neuen Kalender.
    ROBESPIERRE : Du kannst nicht über Camille urteilen, denn du weißt nichts über ihn.
    SAINT-JUST : Seine Taten sprechen für sich. Außerdem kenne ich Camille schon seit Jahren. Er hat sich treiben lassen, bis er seine Nische als literarischer Prostituierter gefunden hat. Er lässt sich vom Meistbietenden kaufen – deshalb haben er und Danton auch so viel gemein.
    ROBESPIERRE : Ich verstehe nicht, wie du es als literarische Prostitution bezeichnen kannst, wenn jemand Milde fordert.
    SAINT-JUST : Ach nein? Kannst du mir dann vielleicht erklären, wieso seit einem Monat jede adlige Tischgesellschaft auf ihn trinkt? Warum Leute wie diese Beauharnais ihm Briefe des Dankes und der Bewunderung schicken? Kannst du mir erklären, warum es zu Unruhen in der Bevölkerung gekommen ist?
    ROBESPIERRE : Das waren keine Unruhen. Diese Leute haben rechtmäßig einen Antrag an den Konvent gestellt.
    SAINT-JUST : Mit seinem Namen auf den Lippen. Er ist der Held der Stunde.
    ROBESPIERRE : Ja, schon zum zweiten Mal.
    SAINT-JUST : Diese Art von Egotismus lässt sich zu üblen Zwecken missbrauchen.
    ROBESPIERRE : Zum Beispiel?
    SAINT-JUST : Zum Beispiel zur Konspiration gegen die Republik.
    ROBESPIERRE : Wer soll da konspirieren? Camille konspiriert mit niemandem.
    SAINT-JUST : Danton konspiriert. Mit Orléans. Mit Mirabeau. Mit Dumouriez, mit dem Hof, mit England und mit all unseren Feinden im Ausland.
    ROBESPIERRE : Wie kannst du es wagen?
    SAINT-JUST : Wagst du es, mit ihm zu brechen? Bring ihn vors Tribunal, dann soll er sich verantworten.
    ROBESPIERRE : Nehmen wir Mirabeau. Er hat sich mit Mirabeau zusammengetan. Ich nehme an, darauf spielst du an. Mirabeau ist in Ungnade gefallen, aber als Danton ihn kennenlernte, galt er als Patriot. Es war damals kein Verbrechen, mit ihm zu tun zu haben, und du kannst es nicht nachträglich zu einem machen.
    SAINT-JUST : Wenn ich es recht verstehe, bist du der allgemeinen Verblendung in Bezug auf Riquetti nicht anheimgefallen.
    ROBESPIERRE : Nein.
    SAINT-JUST : Dann hast du Danton sicher gewarnt?
    ROBESPIERRE : Er hat es ignoriert. Auch das ist kein Verbrechen.
    SAINT-JUST : Nein? Also, für mich ist ein Mann, der die Feinde der Republik nicht – sagen wir, nicht hasst, durchaus verdächtig. Vielleicht war es kein Verbrechen, aber auf jeden Fall etwas weit Schlimmeres als Fahrlässigkeit. Es ging um Geld. Und darum geht es bei Danton immer. Begreif das endlich: Dantons Patriotismus bemisst sich in klingender Münze. Wo sind die Kronjuwelen?
    ROBESPIERRE : Für die war Roland verantwortlich.
    SAINT-JUST : Roland ist tot. Du weigerst dich, das Offensichtliche zu akzeptieren: Es gibt eine Verschwörung. Diese ganze Geschichte mit der Milde ist nur ein Trick, um unter den Patrioten Zwietracht zu säen und sich auf die billige Tour ein paar Freunde zu machen. Pierre Philippeaux mit seinen Attacken gegen den Ausschuss ist an dem Komplott beteiligt, und Danton ist der Anführer. Wart’s nur ab. In der nächsten Ausgabe des Vieux Cordelier wird der eigentliche Angriff auf Hébert erfolgen, denn den müssen sie aus dem Weg räumen, ehe sie die Macht ergreifen können. Und der Ausschuss wird ebenfalls attackiert werden. Ich persönlich glaube, dass sie einen Militärputsch planen. Sie haben Westermann und Dillon.
    ROBESPIERRE : Dillon ist wieder festgenommen worden. Wegen eines Komplotts zur Rettung des Dauphin oder so was. Scheint mir nicht sehr plausibel.
    SAINT-JUST :

Weitere Kostenlose Bücher