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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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umkränzt.«
     
    »Das stimmt natürlich nicht«, sagte er zu Lucile. »Aber ich werde den Brief trotzdem sorgfältig bei meinen Papieren verwahren.«
     
    »Welch Großtat von Ihnen, herüberzukommen und mit mir zu sprechen!«, sagte Hérault. »Sie hätten sich genauso gut abwenden und in eine andere Richtung weitergehen können. Ich werde doch nicht etwa ein Fall für Ihre Barmherzigkeit sein, so wie Barnave? Wussten Sie übrigens, dass Saint-Just zurück ist?«
    »Oh.«
    »Vielleicht spricht doch etwas dafür, Hébert nicht mit allen Mitteln gegen sich aufzubringen?«
    »Mein fünftes Pamphlet ist in Vorbereitung«, sagte Camille. »Ich werde die Öffentlichkeit von diesem hirnlosen, angeberischen Scheusal befreien, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    »Gut möglich, dass es genau das sein wird.« Hérault lächelte, aber es war kein angenehmes Lächeln. »Ich weiß, dass Sie eine privilegierte Position innehaben, aber Robespierre mag Niederlagen nicht.«
    »Er bevorzugt Milde. Na gut, wir haben einen Rückschlag erlitten. Wir werden einen anderen Weg finden.«
    »Wie denn? Ich glaube, für ihn ist das mehr als ein Rückschlag. Er hat keine Machtbasis, wissen Sie – außer der patriotischen Meinung. Er hat sehr wenige Freunde. Einige seiner alten Gefolgsleute hat er im Tribunal untergebracht, aber er hat keine Minister in der Tasche, keine Generäle – das hat er alles versäumt. Seine Macht besteht nur in unseren Köpfen, und ich bin mir sicher, dass er das weiß. Wenn man ihm einmal eine Niederlage beibringen kann, warum nicht ein zweites Mal, warum nicht immer wieder?«
    »Warum versuchen Sie mir Angst zu machen?«
    »Zu meiner Erheiterung«, sagte Hérault kühl. »Ich habe Sie nie recht verstanden. Sie setzen auf seine Zuneigung – dabei sagt er immer, dass wir persönliche Gefühle beiseitelassen sollten.«
    »Oh, das sagen wir alle. Wir müssen das sagen. Aber keiner von uns hält sich daran.«
    »Warum haben Sie das getan, Camille?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich wollten Sie mal wieder der öffentlichen Meinung voraneilen.«
    »Ach ja? Glauben Sie das? Die Leute behaupten, es sei Kunst, ich hätte nie etwas Besseres geschrieben. Glauben Sie, ich bin stolz auf die Verkaufszahlen?«
    »Ich an Ihrer Stelle wäre es.«
    »Ja, die Pamphlete sind ein großer Erfolg. Aber was interessiert mich Erfolg schon noch? Ich ertrage es nicht mehr, all das Unrecht, all den Undank, all die Ungerechtigkeit.«
    Ein schönes Epitaph, dachte Hérault, wenn du mal eins brauchen solltest. »Sagen Sie Danton, falls es ihn interessiert – und mir ist klar, dass er das durchaus als Belastung empfinden könnte –, dass die Kampagne für Milde meine volle Unterstützung hat.«
    »Oh, Danton und ich stehen auf gespanntem Fuß.«
    Hérault runzelte die Stirn. »Auf gespanntem Fuß? Wieso denn das? In was manövrieren Sie sich da gerade hinein, Camille?«
    »Ach …« Camille strich sich das Haar aus der Stirn.
    »Haben Sie wieder über seine Frau hergezogen?«
    »Nein, ganz gewiss nicht. Meine Güte – unsere persönlichen Gefühle lassen wir stets beiseite.«
    »Worum geht es dann? Um irgendeine Belanglosigkeit?«
    »Alles, was ich tue, ist belanglos«, sagte Camille in einer jähen Anwandlung von Feindseligkeit. »Sehen Sie denn nicht, dass ich ein schwacher und belangloser Mensch bin? Also, Hérault – gibt es sonst noch etwas auszurichten?«
    »Nur dass er es meines Erachtens mit dem Abwarten ein wenig übertreibt.«
    »Haben Sie Angst, dass die Politik der Milde für Sie zu spät kommen wird?«
    »Für irgendjemanden kommt sie immer zu spät.«
    »Er wird seine Gründe haben … All diese obskuren Bündnisse … Fabre denkt, ich wüsste alles über Georges, aber das stimmt nicht. Ich glaube, ich würde es gar nicht aushalten, alles über ihn zu wissen. Kein Mensch würde das aushalten.«
    »Manchmal klingen Sie genau wie Robespierre.«
    »Wir sind einander schon lange verbunden. Darauf zähle ich.«
    »Ich habe heute Morgen«, sagte Hérault, »einen Brief von meinen Kollegen aus dem Ausschuss bekommen. Ich werde des Geheimnisverrats gegenüber den Österreichern beschuldigt.« Er verzog den Mund. »Das Beweismaterial wird noch etwas ergänzt werden müssen, bevor die Sache vor Gericht kommt, aber das dürfte für Saint-Just kein Problem sein. Er hat schon im Elsass versucht, mich zu ruinieren. Ich bin nun wahrlich nicht auf den Kopf gefallen, aber es hat mich einige

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