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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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an. Ebenfalls attackiert wurden Barère und Collot, Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses.
     
    Sitzungsprotokoll des Jakobinerclubs (1):
     
    BÜRGER COLLOT [auf der Rednertribüne] : Philippeaux und Camille Desmoulins –
    BÜRGER HÉBERT : Gerechtigkeit! Ich verlange, gehört zu werden!
    PRÄSIDENT : Ruhe im Saal! Ich schlage vor, dass die fünfte Ausgabe vorgelesen wird.
    JAKOBINER : Wir haben sie alle gelesen.
    JAKOBINER : Ich würde mich schämen zuzugeben, dass ich ein Aristokraten-Pamphlet gelesen habe.
    JAKOBINER : Hébert will nicht, dass es vorgelesen wird – er will nicht, dass die Wahrheit verbreitet wird.
    BÜRGER HÉBERT : Nein, dieses Pamphlet sollte auf keinen Fall vorgelesen werden! Camille versucht nur alles zu komplizieren. Er versucht die Aufmerksamkeit von sich selbst abzulenken. Er beschuldigt mich, öffentliche Gelder gestohlen zu haben, und das ist vollkommen falsch.
    BÜRGER DESMOULIN S: Ich habe die Beweise hier in der Hand.
    BÜRGER HÉBERT : O Gott, er will meinen Ruf zerstören!
    Sitzungsprotokoll des Jakobinerclubs (2):
    PRÄSIDENT : Wir ersuchen Camille Desmoulins, sein Verhalten zu rechtfertigen.
    JAKOBINER : Er ist nicht da.
    JAKOBINER : Zu Robespierres Erleichterung.
    PRÄSIDENT : Ich werde seinen Namen drei Mal aufrufen, damit er die Gelegenheit hat, vorzutreten und sich vor der Versammlung zu rechtfertigen.
    JAKOBINER : Ein Jammer, dass er keinen Hahn hat, den er dazu bringen könnte, drei Mal zu krähen. Es wäre sehr erhellend zu sehen, was Danton dann täte.
    PRÄSIDENT : Camille Desmoulins –
    JAKOBINER : Er ist nicht da. Er weiß schon, warum.
    JAKOBINER : Es ist doch sinnlos, immer wieder seinen Namen aufzurufen, wenn er nicht da ist.
    BÜRGER ROBESPIERRE : Wir werden stattdessen darüber reden –
    BÜRGER DESMOULINS : Genau genommen bin ich da.
    BÜRGER ROBESPIERRE [laut] : Ich sagte, wir werden stattdessen über die Verbrechen der britischen Regierung sprechen.
    JAKOBINER : Immer ein verlässliches Thema.
    BÜRGER DESMOULINS [auf der Rednertribüne] : Ich nehme an … Ich nehme an, Sie werden sagen, dass ich mich geirrt habe. Ich gebe zu, dass das sein kann – jedenfalls was Philippeaux’ Motive angeht. Ich habe in meiner Laufbahn eine Menge Fehler gemacht. Ich bitte um Hilfe, denn ich … ich weiß wirklich nicht mehr, wo ich in dem Ganzen stehe.
    JAKOBINER : Ich wusste, dass er zusammenbrechen würde.
    JAKOBINER : Immer eine verlässliche Taktik.
    JAKOBINER : Da, Robespierre ist schon aufgesprungen.
    BÜRGER ROBESPIERRE : Ich verlange das Wort.
    BÜRGER DESMOULINS : Aber Robespierre, ich möchte –
    BÜRGER ROBESPIERRE : Still, Camille, ich möchte sprechen.
    JAKOBINER : Setz dich, Camille, du handelst dir bloß noch mehr Ärger ein.
    BÜRGER ROBESPIERRE [auf der Rednertribüne] : Bürger, Camille hat uns versprochen, sich von seinen Fehlern zu distanzieren und von den politischen Ketzereien in seinem Pamphlet abzurücken. Er hat Unmengen von Exemplaren verkauft, die Adligen haben ihn in ihrer Falschheit und Heimtücke mit Lob überhäuft, und das alles ist ihm zu Kopf gestiegen.
    JAKOBINER : Er hat diesen Manierismus abgelegt, ihr wisst schon, diese langen Pausen.
    BÜRGER ROBESPIERRE : Die Schriften sind gefährlich, weil sie die öffentliche Ordnung stören und unseren Feinden Hoffnung machen. Aber wir müssen zwischen dem Autor und seinem Werk unterscheiden. Camille – ach, Camille ist doch nur ein verzogenes Kind. Er hat gute Anlagen, aber er ist in schlechte Gesellschaft geraten und ernstlich fehlgeleitet. Wir müssen uns gegen diese Schriften, zu denen sich nicht einmal Brissot bekannt hätte, entschieden verwahren, aber Camille muss bei uns bleiben. Ich fordere, dass die Anstoß erregenden Nummern des Vieux Cordelier – als symbolische Geste – vor dieser Versammlung verbrannt werden.
    BÜRGER DESMOULIN S: »Verbrennen ist keine Antwort.«
    JAKOBINER : Wie wahr! Das hat Rousseau gesagt!
    JAKOBINER : Dass wir das noch erleben dürfen!
    JAKOBINER : Robespierre, von seinem Gott Jean-Jacques widerlegt! Er sieht ganz grün aus.
    JAKOBINER : Ich würde nicht gern mit den Folgen dieser Schlagfertigkeit leben müssen.
    JAKOBINER : Vielleicht muss er das auch nicht.
    BÜRGER ROBESPIERRE : Oh, Camille – wie kannst du diese Schriften verteidigen, die den Adligen so eine diebische Freude bereiten? Glaubst du, Camille, wir würden dich mit solcher Nachsicht behandeln, wenn du irgendjemand anders wärst?
    BÜRGER DESMOULINS : Ich verstehe dich nicht, Robespierre.

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