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Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern

Titel: Brüder und Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Meinhardt
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die Nähe des Mädchens suchten, und wie das Mädchen in seiner Reinheit und seinem Elan aber so gar nicht dergleichen tat, wie es immer weiter verstrickt blieb ins Spiel, das gefiel ihm ungemein.
    Jetzt erst entdeckte er auf der anderen Seite des Feldes Weißfinger. Nicht nackt wie alle übrigen lag der im Sand, sondern in einem unauffälligen verwaschenen T-Shirt, er hatte schwanenweiße Haut und kupferrote Haare und mußte sich schon vor dem kleinsten Sonnenstrahl schützen.
    Erik stapfte zu ihm, wühlte sich in den herrlich warmen Sand und fragte: »Was ist los mit dir?«
    »Was soll los sein?« Weißfinger schaute erstaunt.
    Erik deutete aufs Feld: »Warum machst du nicht mit?«
    Vielleicht eine Sekunde noch zeigte sich Weißfinger, der vielleicht wer-weiß-wo gewesen war mit seinen Gedanken, irritiert, dann winkte er ab: »Keine Lust.«
    »So’n Tag, und du hast keine Lust, komisch.«
    Nun schaute Weißfinger ihn hintersinnig an: »Hombre, dir kann ich’s ja sagen: Ich hätte schon Lust, große Lust …«
    »Aber?«
    »Soll ich den anderen das Spiel verderben? Ich würde doch alle niederschmettern. Sie würden gar keinen Ball mehr kriegen, wenn ich dabei wäre, guck nur, wie sie sich anstellen!«
    Obwohl das zweifelsohne eine rein rhetorische Aufforderung gewesen war, blickten beide auf das Feld. Wo das Mädchen wieder mal mit Karacho ins Netz rauschte.
    »Nein«, bestätigte Weißfinger, »ich muß schon zurückstecken, damit die anderen ihr Vergnügen haben können, so schwer es mir auch fällt – wirklich!« Dabei griente er nun aber, als übertreibe er mächtig und meine es gar nicht so, sondern ganz anders; und das war es ja, was Erik mehr als alles an ihm mochte: diese Lust an kleinen Volten, diese Selbstsicherheit, der Weißfinger etwas Leichtes und Unernstes gab.
    Dann war das Volleyballmatch aus. Die Spieler liefen ins Wasser, nur das Mädchen sonderte sich ab, und warum? Weil es sich neben Weißfinger legte, weil es dort wohl lieber noch ein wenig verschnaufen wollte, ganz außer Puste war es.
    Da kennen sich die beiden also, schlußfolgerte Erik, da studieren sie sicherlich zusammen, das paßt aber zu diesem hellerlichten Tag, das läuft ja alles wie von selbst.
    Weißfinger dachte leider nicht daran, seinen Freund und seine Kommilitonin einander vorzustellen. Vielmehr begann er, durchaus demonstrativ an der Halsbeuge des verschwitzten Mädchens zu schnüffeln. Er verzog das Gesicht und sagte grienend zu Erik: »Der Duft einer Beststudentin.«
    Erik war aufrichtig, wenn auch lautlos empört. An Weißfinger vorbei zeigte er es durch ein aufmunterndes Kopfschütteln dem Mädchen an. Aber das schien gar keine Hilfe nötig zu haben, das war eine solche Art von Weißfinger offenbar gewohnt. Das empfand sich vielleicht sogar als geneckt. Etwas ungeheuer Einfaches und doch auch Atemberaubendes fiel diesem Mädchen gleich als Antwort ein, es erhob sich lachend, es ließ seinen naserümpfenden Kumpel links liegen und plazierte sich mir nichts dir nichts neben Erik.
    Sie sei die Carla übrigens, sagte sie, und Weißfinger, dem der Abstand zu ihr wohl immer noch nicht groß genug war, entschied sich spontan, jetzt ins Wasser zu gehen.

Mächtiger Lütt
    Wie viele Gremien sich um einen strebsamen jungen Menschen kümmerten. Wie viele Gremien so einen zum Gespräch luden. Wie viele unterschiedliche und am Ende doch gleiche Gremien es überhaupt gab.
    Diesmal war es die Einsatzkommission, von der Erik bestellt worden war. Sie würde ihm mitteilen, welchen Arbeitsplatz sie für ihn nach dem Studium vorgesehen hatte, sie belegte für ein paar Tage im Uni-Hochhaus einen Raum, in dem sie die zukünftigen Außenhändler im 20-Minuten-Takt empfing.
    »Chemieexport«? »Intermed«? »Schiffscommerz«? »Interpelz«? Im Flur wartend, zählte Erik bei sich noch einmal die großen Betriebe auf, von denen ihm wohl einer genannt werden würde, gar nicht so beklommen war ihm heute, schließlich hatte er getan, was er tun konnte, das ganze Studium über. Und war es nicht ein gutes Omen, daß Carla, wie von ihr erhofft, in der vorigen Woche zum Hauptstadt-Blatt beordert worden war? Gerade hatte sich bei ihr alles gefügt, nun war er an der Reihe, schon rief man ihn.
    Zwei grauhaarige Männer in dunklen Anzügen saßen nebeneinander hinter einem schmucklosen Tisch; unterschiedslos wären sie gewesen, hätte der Linke nicht geäderte, bläulich gefärbte Wangen gehabt und der Rechte ein rundum bleiches Gesicht.
    Mit einer

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