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Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern

Titel: Brüder und Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Meinhardt
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Zukünftige, das in den Sternen steht? Und herausreden, herausreden tust du dich, indem du sagst: Ist ja nur so ein Gefühl, ist ja alles halb so wild. Gefühle werden aber zu Behauptungen, wenn man sie so einsetzt wie du. Zu Peitschen! Die Peitschen der Frauen sind überhaupt ihre Gefühle …«
    »Ach, laß das doch«, erwiderte Marieluise matt, »du tust ja gerade so, als würde ich mir einen Spaß daraus machen. Und Absicht unterstellst du mir, schlaue Zielgerichtetheit. Aber da irrst du. Nichts von meinen Ahnungen wollte ich dir eigentlich sagen, denn das weiß ich auch, daß ich den Teufel an die Wand male und wahrscheinlich maßlos übertreibe. Aber wenn ich ihn nunmal sehe oder gesehen habe? Jetzt, da ich über ihn gesprochen habe, ist er ja schon kleiner, aber mit wem sollte ich je darüber sprechen? Mit Catherine? Niemals! Ich darf doch ihr gegenüber nicht Matti in Zweifel ziehen. Außerdem käme ich, wenn ich es täte, automatisch auf Ruth und die wahren Gründe ihres Sterbens, aber die müssen geheim bleiben, das hat Ruth gefordert, und daran halte ich mich … bleibst nur du, und ausgerechnet du klingelst bei mir ausgerechnet in dem Moment, in dem mir noch ganz wirr ist von der neuen Nachricht.«
    »Das heißt, mein Sohn kann weiter auf dein Wohlwollen zählen?« fragte Willy wie ein Patriarch.
    »Auf meine Zuneigung«, verbesserte ihn Marieluise, und wie zur Bekräftigung schaute sie ihn so liebevoll an, als sei er Matti höchstselbst. War das nicht ein bißchen jäh von ihr? Sogar die besonnensten Weiber, dachte er, haben doch was Sprunghaftes an sich.
    Er blickte, bloß um sich dem zu entziehen, auf die Uhr. Derweil griff Marieluise nach der Dujardinflasche.
    Willy sagte, er müsse los in den Bunker, das war die Wahrheit, aber Marieluise hatte schon eingeschenkt und bat ihn mit immer noch weichem Blick, auf die Zukunft zu trinken, die sie gerade in Frage gestellt hatte, da sagte er stramm und galant: »Was bist du nur für eine dumme Kuh, Em-El.«
    Sie fing an zu lachen und zu weinen, Willy hatte sie ganz in der Hand jetzt, das schien ihr wohlzutun, und ihm sowieso. Solch einen Satz gesagt zu haben, es verlieh ihm nochmal was Jugendliches und Verwegenes.
    Kaum war der Kognak heruntergeschluckt, machte Willy sich auf zum Bunker, aber er war doch kein Patriarch und kein Junger mehr, wie er unterwegs merkte, denn Patriarchen und Junge, die kriegen ja nicht Herzschmerzen nach der kleinsten Auseinandersetzung, Patriarchen und Junge müssen nicht so vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen, wie er es jetzt tat.
    Willy bog in die Stichstraße neben dem weitläufigen, von einem hohen Metallzaun begrenzten »Aufbruch«-Gelände, an deren Ende der Bunker lag. Sie war etwa 200 Meter lang und nur spärlich beleuchtet. Das einzige Licht, das herdrang, fiel 15 oder 20 Meter entfernt durch ein schmales blindes Glasband, welches hoch oben in die Mauern einer Werkhalle eingelassen war. Ein gedämpftes Wummern ertönte von dort, jenes Maschinengeräusch, das Willy so vertraut war und das ihm jetzt beinahe zuverlässiger den Weg wies als der schwache Schein, der auf dem Asphalt lag.
    Zu seiner Verblüffung leuchtete heute aber auch vor dem Bunker ein Licht. Was war das für eins? Und befand es sich überhaupt vor dem Bunker, oder drang es nicht aus dem heraus? Willy beschleunigte seine Schritte. Nun entdeckte er ganz hinten am rechten Straßenrand die Umrisse klobiger Kästen, und vor und neben denen, da bewegte sich was. Gebannt starrte er im Gehen dorthin. Das waren Laster und Menschen! Man lud, wenn ihn nicht alles täuschte, gerade etwas ab und trug es in den Bunker, und dabei, das vernahm er mittlerweile, ertönten leise metallische Geräusche. Weil das, was man transportierte und was offensichtlich von ordentlichem Gewicht war, auf den Asphalt stieß? Oder weil es in sich klirrte?
    Er befand sich vielleicht noch 50 Meter vom Eingang entfernt, als sich ihm langsam erschloß, daß dort vorn ein vielköpfiger, straff organisierter Trupp zugange war. Die einen aus der Gruppe reichten jenes Metallische von den Lastern, die anderen schleppten es in den Bunker, und sie, die letzteren, waren so viele, daß immer einige von ihnen schon wieder aus dem Bunker eilten, während einige dort erst hineindrängten. Vielleicht hielten sich drinnen noch weitere Männer auf und nahmen die metallischen Stücke in Empfang? Im übrigen hörte Willy außer jenem leisen Klirren keinen Laut, die Gestalten vermieden jedes Wort.
    Noch

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