Brüllbeton - Kriminalroman
in seiner Begleitung auch Rudi Schumacher.
Zurück zum Col du Tourmalet. Fünf Minuten sind vergangen, bevor die Verfolgergruppe erscheint. Erster von ihnen ist Thibaut Pinot. Dann kommen Pierre Rolland, Jurgen Van den Broeck und André Greipel, der einen tadellosen Eindruck macht.
Dann Rudi Schumacher. Der war zeitweilig zurückgefallen, hat den Anschluss aber wieder gefunden. Wieder einmal eine hervorragende Leistung. Mit fast 14 Minuten Rückstand auf die führenden Cadel Evans und Bradley Wiggins passierte Thomas Voeckler diesen Col.
Doch machen wir uns jetzt mit unserem Reporter-Motorrad auf den Weg zum Col dâAubisque. In der Zwischenzeit können wir Ihnen ein Interview einblenden, das wir mit Rudi Schumacher kurz vor dem Start gemacht haben.
Reporter: Rudi, Sie sind ein Neuling in Ihrem Team. Wie haben Sie sich eingespielt? Klappt alles so, wie Sie sich das vorgestellt hatten?
Rudi: Ja, es sind wunderbare Teamkollegen. Wir verstehen uns prächtig. Jeder weiÃ, wo die Stärken und Schwächen des anderen stecken, und jeder spielt sich nicht selber in den Vordergrund, sondern hat immer das gemeinsame Ziel vor Augen. Es macht sehr viel SpaÃ, dabei zu sein, gerade bei so einem herausragenden Ereignis wie der Tour de France.
Reporter: Was sind denn Ihre Ziele?
Rudi: Wichtig ist, dass wir es als Gesamtteam auf die vordersten Plätze schaffen. Jeder will dazu sein Bestes beitragen, aber keiner wird als Star gehandelt. Bei uns gibt es nicht das übliche SpitzenreiterâWasserträgerâSystem, wie das bei den anderen Teams ja oft der Fall ist.
Reporter: Das heiÃt, die Mannschaft spielt nicht den Windschatten, damit nicht einer im letzten Moment ausbricht, um die Lorbeeren an sich zu reiÃen?
Rudi: Ja, das heiÃt, nicht ganz. Das Wichtigste bei so einem Langstreckenrennen ist die Taktik der Mannschaft, weniger das Stehvermögen eines Einzelnen. Wir haben einen super Trainer, der das mit uns plant. Je nach Strecke, Wetter und sonstigen Bedingungen wird möglichst genau festgelegt, wer wo und wann die Führung übernimmt und wer für den Windschatten eines Kollegen sorgt. Das geschieht mit einer kalkulierten Abwechslung. Ich vergleiche das gern mit dem Flug der Zugvögel. Die bilden ihre V-förmige Formation ja auch nach energetischen Gesichtspunkten. Der Unterschied ist, die machen das instinktiv, wir planen das. Das Team ist also das A und O bei uns. Das wird den Erfolg garantieren.
Reporter: Rudi, Sie sind ja schon seit Längerem als scharfer Kritiker des Dopens bekannt. Was sagen Sie zu dem jüngsten Fall, der jetzt durch die Presse geht?
Rudi: Also, zuerst will ich einmal ganz klarstellen, dass Joaquin Grosz Zapatero ein absolut begnadeter Radsportler ist. Für mich ein Ausnahmetalent vom Niveau eines Eddy Merckx. Bei ihm stimmt einfach alles: sein idealer Körperbau, seine Technik, seine Trainingsmethoden, seine mentale Stärke, seine Erfahrung. Ehe wir ihm Dopingvorwürfe machen, sollten wir das mal ganz klar so sagen. Ich bewundere ihn. Ich kenne ihn auch persönlich. Er ist ein wunderbarer Mensch. Was nun an diesen Dopingvorwürfen dran ist, will ich weder beurteilen noch kommentieren. Das sollen andere tun.
Reporter: Wie man hört, war da Gendoping im Spiel. Was meinen Sie, wird sich das im Radsport durchsetzen?
Rudi: Wie ich schon sagte, so was will und kann ich nicht kommentieren. Ich selber bin jedenfalls absolut clean. Damit will ich auch nichts zu tun haben. Ich konzentriere mich lieber auf die Verbesserung meiner Technik und auf das Zusammenspiel mit meinen Teamkollegen.
Reporter: Vielen Dank, Rudi, für diese offenen Worte. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team viel Erfolg und drücken alle Daumen.
Rudi: Danke.
Zurück zur Liveübertragung. Wir sind jetzt auf dem Col dâAubisque. (Jubel im Hintergrund) Dieser Jubel gilt Bradley Wiggins, der sich gleich zu Beginn des Aufstiegs zum Col dâAubisque, dem schwierigsten Col des heutigen Tages, von seinem gröÃten Widersacher, von Cadel Evans, absetzen konnte und seit über 20 Kilometern im Alleingang hier herauf geradelt ist. Zehntausende von Zuschauern applaudieren Bradley Wiggins zu, dem jetzt die rasante Abfahrt winkt. Es sind noch 60 km bis zum Etappenziel. Wird er das kräftemäÃig durchhalten können? Die Konkurrenz schläft nicht. Es steht auÃer Zweifel, dass das Peloton ihn erbarmungslos jagen wird.
Was Bradley Wiggins
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