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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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direkt.
    »Ja.«
    Ihre Antwort kam ohne Zögern. »Ich weiß nur, was Helmut mir gesagt hat. Wir hatten keine förmliche Vereinbarung, nichts Schriftliches, wie man es heute hat, wenn man heiratet.« Ihr Tonfall schloss solche Denkweise aus. »Meines Wissens erben fünf Personen sein Vermögen.«
    »Und die wären?«
    »Seine Kinder aus den früheren Ehen. Er hatte eines aus der ersten und drei aus der zweiten. Und ich selbst.«
    »Und Ihre Tochter?«
    »Nein«, sagte sie rasch. »Nur seine eigenen Kinder.«
    Es kam Brunetti ziemlich normal vor, dass ein Mann sein Geld nur den Kindern hinterlassen wollte, die mit ihm blutsverwandt waren. »Haben Sie eine Ahnung, um welche Summen es geht?« Witwen wussten das für gewöhnlich und ebenso behaupteten sie für gewöhnlich, es nicht zu wissen.
    »Ich glaube, es ist sehr viel. Aber sein Agent oder sein Anwalt kann Ihnen da besser Auskunft geben als ich.« Seltsamerweise hatte er das Gefühl, als wisse sie es wirklich nicht. Und noch seltsamer: es klang, als interessiere es sie nicht.
    Die Zeichen der Erschöpfung, die ihm schon beim Hereinkommen an ihr aufgefallen waren, hatten sich im Laufe ihres Gesprächs verstärkt. Sie hielt die Schultern nicht mehr so straff und zu beiden Seiten ihres Mundes verliefen scharfe Falten von der Nase zum Kinn. »Ich habe nur noch ein paar wenige Fragen«, sagte er.
    »Möchten Sie etwas trinken?« Es war klar, dass sie nur der Höflichkeit Genüge tat.
    »Danke, aber nein. Ich werde meine Fragen stellen und Sie dann allein lassen.« Sie nickte matt, beinah als wüsste sie, dass jetzt die Fragen kamen, derentwegen er hier war.
    »Signora, ich wüsste gern etwas über die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Mann.« Er merkte, wie sie sichtlich zurückhaltender und defensiver wurde. Er bohrte nach. »Der Altersunterschied zwischen Ihnen war beträchtlich.«
    »Ja, das war er.«
    Er schwieg und wartete. »Helmut war siebenunddreißig Jahre älter als ich«, sagte sie endlich ganz sachlich, nicht wie ein Eingeständnis und es machte sie ihm sympathisch. Dann war sie ein paar Jahre älter, als er geschätzt hatte, so alt wie Paola. Wellauer war acht Jahre jünger als Brunettis Großvater. So seltsam er den Gedanken auch fand, Brunetti versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Wie mochte das für diese Frau gewesen sein, mit einem Mann, der beinah zwei Generationen älter war als sie? Er sah, dass sie unter seinem eindringlichen Blick unbehaglich hin und her rutschte und schaute einen Moment zur Seite, als überlegte er sich seine nächste Frage.
    »Gab es aufgrund dieses Altersunterschiedes Probleme in Ihrer Ehe?« Wie durchsichtig war doch die Wolke von Beschönigungen, die solche Verbindungen stets umgab. So höflich die Frage auch gestellt war, hatte sie doch etwas Voyeuristisches und das machte ihn verlegen.
    Ihr Schweigen zog sich so lange hin, dass er nicht wusste, ob es an ihrem Abscheu über seine Neugier oder an der Gestelztheit seiner Formulierung lag. Plötzlich sagte sie mit sehr müder Stimme: »Durch den Alters- und Generationsunterschied sahen wir die Welt verschieden, aber ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn liebte.« Brunettis Instinkt sagte ihm, dass er eben die Wahrheit gehört hatte, aber derselbe Instinkt sagte ihm auch, dass er in der Aussage über die Liebe nur den Singular gehört hatte. Sein Feingefühl verbot es ihm, darüber noch weitere Fragen zu stellen.
    Zum Zeichen, dass er fertig war, klappte er sein Notizbuch zu und steckte es in die Tasche. »Vielen Dank, Signora. Es war sehr freundlich, dass Sie sich in dieser Situation mit mir unterhalten haben.« Er hielt inne, er wollte nicht wieder in Übertreibungen oder Plattitüden verfallen. »Haben Sie schon irgendwelche Vorkehrungen für die Beerdigung getroffen?«
    »Morgen. Um zehn. In San Moise. Helmut hat diese Stadt geliebt und immer gehofft, einmal das Privileg zu haben, hier beerdigt zu werden.«
    Das wenige, was Brunetti über den Dirigenten gelesen und gehört hatte, ließ ihn vermuten, dass Privilegien für den Toten etwas waren, was nur er verleihen konnte, aber vielleicht hatte Venedig ja genügend Grandeur, um da eine Ausnahme zu bilden. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich hinkomme.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Nun habe ich noch eine Frage, auch eine schmerzliche. Wissen Sie von irgendjemandem, der Ihrem Mann übel wollte? Gibt es jemanden, mit dem er kürzlich Streit hatte, jemanden, den er aus irgendwelchen Gründen fürchten

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