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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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bei Ihnen?«
    »Ich glaube, sie arbeitet schon zwanzig Jahre für Helmut. Ich habe sie erst kennen gelernt, als wir zum ersten Mal nach Venedig kamen.«
    »Und wann war das?«
    »Vor zwei Jahren.«
    »Ja?«, versuchte er nachzuhelfen.
    »Sie wohnt das ganze Jahr über hier, auch wenn wir nicht da sind.« Sie korrigierte sich rasch: »Wenn wir nicht da waren.«
    »Wie heißt sie?«
    »Hilda Breddes.«
    »Sie ist keine Italienerin?«
    »Nein, Belgierin.«
    Er notierte sich das. »Wie lange waren Sie mit dem Maestro verheiratet?«
    »Zwei Jahre. Wir haben uns in Berlin kennen gelernt, wo ich damals arbeitete.«
    »Und wie haben Sie sich kennen gelernt?«
    »Er dirigierte den Tristan. Ich bin mit Freunden, die auch mit ihm befreundet waren, hinter die Bühne gegangen. Nach der Vorstellung waren wir alle zusammen essen.«
    »Wie lange haben Sie sich gekannt, bevor Sie heirateten?«
    »Ungefähr ein halbes Jahr.« Sie war wieder damit beschäftigt, ihre Zigarette anzuspitzen.
    »Sie sagten, Sie hätten in Berlin gearbeitet, aber Sie sind Ungarin.« Als sie schwieg, fragte er: »Stimmt das nicht?«
    »Ja, ich bin gebürtige Ungarin. Aber ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit. Mein erster Mann war Deutscher, wie Sie sicher inzwischen wissen und als wir nach unserer Heirat nach Deutschland gingen, habe ich seine Staatsangehörigkeit angenommen.«
    Sie drückte ihre Zigarette aus und blickte Brunetti an, als sei sie nun bereit, ihre ganze Aufmerksamkeit seinen Fragen zu widmen. Er wunderte sich, dass sie sich ausgerechnet auf diese Tatsachen konzentrieren wollte, denn sie waren allgemein bekannt. Die Antworten über ihre Ehen stimmten, das wusste er, weil Paola, die hoffnungslos der Regenbogenpresse verfallen war, ihn heute Morgen mit den Details versorgt hatte.
    »Ist das nicht ungewöhnlich?«, fragte er.
    »Ist was ungewöhnlich?«
    »Dass Sie nach Deutschland gehen und die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen durften.«
    Sie lächelte, aber es wirkte nicht amüsiert. »Nicht so ungewöhnlich, wie Sie hier im Westen vielleicht annehmen.« War das Spott? »Ich war eine verheiratete Frau, verheiratet mit einem Deutschen. Seine Aufgabe in Ungarn war beendet und er ging in sein Land zurück. Ich stellte den Antrag, mit meinem Mann gehen zu dürfen und dem wurde stattgegeben. Selbst unter der alten Regierung waren wir keine Wilden. Die Familie bedeutet den Ungarn sehr viel.« Wie sie das sagte, hatte Brunetti den Eindruck, dass sie glaubte, für Italiener sei sie nur von geringer Bedeutung.
    »Ist er der Vater Ihres Kindes?«
    Die Frage überraschte sie sichtlich. »Wer?«
    »Ihr erster Mann.«
    »Ja.« Sie griff nach einer neuen Zigarette.
    »Lebt er noch in Deutschland?«, fragte Brunetti, während er ihr Feuer gab und dabei wusste er doch, dass der Mann an der Heidelberger Universität lehrte.
    »Ja.«
    »Stimmt es, dass Sie vor Ihrer Ehe mit dem Maestro Ärztin waren?«
    »Commissario«, sagte sie mit Zorn in der Stimme, den sie kaum zu verbergen suchte, »ich bin noch immer Ärztin und werde es weiter sein. Im Augenblick praktiziere ich nicht, aber glauben Sie mir, Ärztin bin ich trotzdem.«
    »Es tut mir leid, Dottoressa«, sagte er mit aufrichtigem Bedauern über seine Dummheit. Rasch ging er zu einem anderen Thema über. »Und Ihre Tochter, lebt sie hier bei Ihnen?«
    Er sah den unwillkürlichen Griff zur Zigarettenschachtel, beobachtete, wie sie ihre Hand zu der brennenden Zigarette umlenkte und stattdessen diese nahm. »Nein, sie ist bei ihren Großeltern in München. Es wäre zu kompliziert, sie in eine fremdsprachige Schule zu schicken, solange wir hier sind, darum sind wir übereingekommen, dass es am besten für sie ist, wenn sie in München bleibt.«
    »Bei den Eltern Ihres früheren Mannes?«
    »Ja.«
    »Wie alt ist sie, Ihre Tochter?«
    »Dreizehn.«
    »Ah ja«, sagte er und verstand. Seine eigene Tochter, Chiara, war genauso alt und er wusste, wie herzlos es wäre, sie in einem fremden Land zur Schule zu schicken. »Werden Sie jetzt wieder praktizieren?«
    Sie dachte ein Weilchen nach, bevor sie darauf antwortete. »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Ich würde gern Menschen heilen. Aber es ist noch zu früh, darüber nachzudenken.« Brunetti nickte schweigend.
    »Wenn Sie erlauben, Signora und mir vielleicht im Voraus die Frage verzeihen, könnten Sie mir sagen, ob Ihnen bekannt ist, welche Art finanzieller Vorsorge Ihr Mann getroffen hat?«
    »Sie meinen, was mit seinem Geld passiert?« Bemerkenswert

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