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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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könntest du, oder vielleicht...« Er unterbrach sich und sah Brunetti lange an. »... ihr beide mit mir machen, was ihr wollt.« So war das also. Brunetti merkte plötzlich erstaunt, dass er alle Stichworte konsequent verpasst hatte.
    Paola bedachte ihren Mann mit einem warnenden Blick, der völlig unnötig war. Er fand das Exzessive an dem Mann durchaus unterhaltend. Er zweifelte nicht daran, dass die Einladung aufrichtig gemeint war, so verrückt sie auch klingen mochte, aber ärgerlich musste man darüber wohl kaum werden. Er ging wie befohlen eine Flasche Scotch besorgen.
    Es war entweder der Gastfreundschaft des Conte oder der Nachlässigkeit des Personals zu verdanken, dass er ohne weiteres eine Flasche Glenfiddich ausgehändigt bekam. Als er zurückkam, fand er die beiden Arm in Arm und flüsternd wie die Verschwörer. Padovani hieß Paola schweigen und erklärte Brunetti: »Ich habe sie gerade gefragt, ob du mich wohl, sollte ich ein wirklich abscheuliches Verbrechen begehen, wie zum Beispiel, ihrer Mutter zu sagen, was ich von den Vorhängen halte, mit aufs Revier nehmen und foltern würdest, bis ich gestehe.«
    »Wie glaubst du wohl, habe ich das hier bekommen?«, fragte Brunetti und hielt die Flasche hoch.
    Padovani und Paola lachten. »Führe uns, Paola«, gebot der Kritiker, »an einen Ort, wo wir uns hiermit vergnügen können« und mit einem kuhäugigen Blick auf Brunetti, »wenn schon nicht miteinander.«
    Paola antwortete unbeeindruckt und praktisch wie immer: »Wir können uns ins Nähzimmer zurückziehen« und ging ihnen voraus durch den Salon und die massiven Doppeltüren. Dann führte sie die beiden Männer, wie Ariadne, unfehlbar einen Flur entlang, nach links in den nächsten und durch die Bibliothek in ein kleineres Zimmer, wo zierliche, brokatbezogene Sessel im Halbkreis um einen riesigen Fernseher standen.
    »Nähzimmer?«, fragte Padovani.
    »Vor Dallas und Denver«, erklärte Paola.
    Padovani warf sich in den stabilsten Sessel, schwang seine Lackschuhe auf die Intarsientischplatte und sagte: »Na, dann schießt mal los, ihr zwei Schönen«, zweifellos durch die pure Anwesenheit des Fernsehers zu solch legerer Redeweise angeregt. Und als keiner ihm eine Frage stellte, half er nach: »Was also wollt ihr wissen über den verstorbenen und sicher nicht von jedermann beweinten Maestro?«
    »Wer würde ihm den Tod wünschen?«, fragte Brunetti.
    »Du sagst es ganz schön direkt. Kein Wunder, dass Paola mit derart alarmierender Geschwindigkeit kapituliert hat. Aber um deine Frage zu beantworten, die Namen würden ein Telefonbuch füllen.« Er machte eine Pause und hielt Brunetti sein Glas hin. Der goss ihm großzügig ein, bediente sich selbst und füllte Paolas Glas nach. »Willst du sie in chronologischer Reihenfolge, oder vielleicht nach Nationalitäten, oder aufgeschlüsselt nach Stimmlage oder sexuellen Vorlieben haben?« Er setzte das Glas auf die Armlehne seines Sessels und fuhr langsam fort. »Er reicht weit zurück, ich meine Wellauer und ebenso die Gründe, aus denen ihn die Leute hassten. Ihr habt wahrscheinlich die Gerüchte gehört, dass er im Krieg den Nazis nahe stand. Er konnte sie nicht aufhalten, also hat er sie, als der gute Deutsche, der er war, schlicht ignoriert. Und niemand hat sich daran gestört. Nicht im Geringsten. Keiner tut das mehr, oder? Seht euch nur Waldheim an.«
    »Ich habe die Gerüchte gehört«, sagte Brunetti.
    Padovani trank von seinem Whisky und überlegte. »Also gut, nun zur Nationalität. Ich könnte euch mindestens drei Amerikaner nennen, zwei Deutsche und ein halbes Dutzend Italiener, die seinen Tod begrüßt hätten.«
    »Das heißt aber wohl kaum, dass sie ihn auch umgebracht hätten«, warf Paola ein.
    Padovani nickte zustimmend. Er streifte seine Schuhe ab und zog die Beine unter sich auf den Sessel. Er mochte willens sein, den Geschmack der Contessa in Grund und Boden zu verdammen, aber ihre Brokatstühle würde er nie schmutzig machen. »Er war ein Nazi. Das könnt ihr als gegeben annehmen. Seine zweite Frau hat Selbstmord begangen, dem könnte man eventuell nachgehen. Die erste hat ihn nach sieben Jahren verlassen und obwohl ihr Vater einer der reichsten Männer Deutschlands war, hat Wellauer ihr eine großzügige Abfindung zukommen lassen. Damals wurde über hässliche Dinge, hässliche sexuelle Dinge gemunkelt, aber das war zu einer Zeit«, er nippte an seinem Glas, »als noch der Gedanke vorherrschte, es gebe sexuelle Dinge, die hässlich

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