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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ordentlich mit Maschine beschriebenes Blatt Papier hinlegte. »Wenn Sie so freundlich wären, das hier noch zu unterschreiben, Commissario«, sagte er. »Ich sorge dann dafür, daß es dahin kommt, wo es hingehört.«
    Brunetti sah sich den Text an. Es war ein ausführlicher Bericht über sein geplantes Treffen mit Ruffolo, allerdings im Futur abgefaßt. Er warf einen Blick auf die Kopfzeile. Dort stand das Datum von gestern, und der Adressat war Patta.
    Eine der Regeln, die Patta in der Questura eingeführt hatte, als er vor drei Jahren das Kommando übernahm, wies die drei Commissarios an, ihm allabendlich bis halb acht einen Bericht über ihre Aktivitäten des Tages vorzulegen, ebenso eine Vorschau auf das, was sie am folgenden Tag vorhatten. Da Patta nie so spät noch in der Questura anzutreffen war, ganz sicher auch nie vor zehn Uhr morgens, wäre es ein leichtes gewesen, ihm diese Berichte auf den Schreibtisch zu praktizieren, wenn es nicht nur zwei Schlüssel zu seinem Büro gegeben hätte. Einen trug er an einer goldenen Schlüsselkette am untersten Knopfloch der Weste seiner dreiteiligen englischen Anzüge. Der andere wurde von Tenente Scarpa gehütet, einem ledergesichtigen Sizilianer, den Patta aus Palermo mitgebracht hatte und der seinem Vorgesetzten treu ergeben war. Scarpa schloß Pattas Zimmer abends um halb acht ab und morgens um halb neun wieder auf. Außerdem sah er nach, was auf dem Schreibtisch seines Herrn lag, wenn er am Morgen aufschloß.
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Vianello«, sagte Brunetti, nachdem er die beiden ersten Absätze des Berichts gelesen hatte, in denen haarklein erklärt wurde, was er bei seinem Treffen mit Ruffolo zu tun gedachte und warum er es für wichtig hielt, daß Patta auf dem laufenden gehalten wurde. Er lächelte müde und reichte Vianello das Blatt zurück, ohne sich die Mühe zu machen, den Rest zu lesen. »Aber ich fürchte, es laßt sich nicht vor ihm verheimlichen, daß ich diese Unternehmung auf eigene Faust gemacht habe und nie vorhatte, ihn zu informieren.«
    Vianello rührte sich nicht. »Wenn Sie nur unterschreiben, Commissario, dann mache ich das schon.«
    »Vianello, was haben Sie vor?«
    Ohne auf die Frage einzugehen, sagte Vianello: »Er hat mich zwei Jahre im Einbruchsdezernat schmoren lassen, nicht? Obwohl ich um Versetzung gebeten hatte.« Er tippte auf den Bogen. »Unterschreiben Sie, und morgen früh liegt es auf seinem Schreibtisch.«
    Brunetti unterschrieb das Blatt und gab es Vianello zurück. »Vielen Dank, Sergente. Ich werde meiner Frau sagen, daß Sie bei Ihnen Hilfe findet, wenn sie sich mal aus der Wohnung ausgesperrt hat.«
    »Nichts leichter als das. Gute Nacht, Commissario.«

25
    Obwohl er nicht vor vier eingeschlafen war, schaffte Brunetti es, um zehn in der Questura zu sein. Auf seinem Schreibtisch lagen Notizzettel, daß die Autopsie an Ruffolo für den Nachmittag angesetzt sei, daß Signora Concetta über den Tod ihres Sohnes informiert worden sei und daß Vice-Questore Patta ihn sprechen wolle, sobald er im Hause sei.
    Patta vor zehn hier. Es geschahen noch Zeichen und Wunder.
    Als er in Pattas Zimmer trat, sah der Cavaliere auf und - Brunetti schob es auf seinen eigenen Schlafmangel - schien ihn tatsachlich anzulächeln. »Guten Morgen, Brunetti. Bitte, setzen Sie sich. Sie mußten wirklich nicht so früh kommen; nach Ihren nächtlichen Heldentaten.«
    Heldentaten?
    »Danke. Nett, Sie so früh hier zu sehen, Vice-Questore.«
    Patta überhörte die Bemerkung und lächelte weiter. »Sie haben diese Ruffolo-Geschichte sehr gut zu Ende gebracht. Ich freue mich, daß Sie sich doch noch dazu durchgerungen haben, die Sache so zu sehen wie ich.«
    Brunetti hatte keine Ahnung, was er meinte, und wählte den Weg der größten Weisheit: »Danke, Vice-Questore.«
    »Dadurch haben wir die Geschichte ja soweit unter Dach und Fach, oder? Wir haben zwar kein Geständnis, aber ich denke, der Procuratore wird sich unserer Ansicht anschließen, daß Ruffolo gekommen war, um einen Handel zu machen. Es war dumm von ihm, die Beweise mitzubringen, aber er dachte wohl, Sie wollten sich nur mit ihm unterhalten.«
    Auf dem winzigen Strand war weit und breit keines der Gemälde zu sehen gewesen, da war Brunetti ganz sicher. Aber vielleicht hatte er, irgendwo an seinem Körper versteckt, einen Teil von Signora Viscardis Schmuck bei sich gehabt. Brunetti hatte ja nur die Hosentaschen durchsucht, möglich war es also.
    »Wo waren sie denn?« fragte

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