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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Piazzale Roma gab: Autos, Taxis, Wohnwagen und besonders im Sommer endlose Reihen von Bussen, die hier gerade lange genug parkten, um ihre Touristenladungen auszuspucken. Erst im vergangenen Sommer war eine neue Art von Vehikel dazugekommen, nämlich die dieselbetriebenen, qualmenden Busse, die über Nacht aus einem frisch befreiten Osteuropa angerumpelt kamen. Ihnen entstiegen, von langer Fahrt und Schlafmangel gezeichnet, Tausende sehr höflicher, sehr armer und sehr stämmiger Touristen, um einen einzigen Tag in Venedig zu verbringen und dann betäubt von der Schönheit, die sie an diesem einen Tag gesehen hatten, wieder abzufahren. Hier gewannen sie ihren ersten Eindruck vom Triumph des Kapitalismus und waren viel zu sehr davon bewegt, um zu merken, daß vieles nichts weiter war als Papiermachémasken aus Taiwan und Spitzendeckchen aus Korea.
    Er betrat die Wache und tauschte freundliche Begrüßungsworte mit den beiden Diensthabenden aus. »Noch nichts zu sehen von La Capitana «, sagte der eine und lachte hämisch bei der Vorstellung, daß eine Frau Offizier sein sollte. Daraufhin beschloß Brunetti, sie wenigstens in Hörweite dieser beiden mit ihrem Dienstgrad anzureden und ihr alle Zeichen des Respekts zu erweisen, auf die sie ein Anrecht hatte. Nicht zum ersten Mal zuckte er innerlich zusammen, wenn er seine eigenen Vorurteile bei anderen wiederfand.
    Er tauschte mit den Carabinieri ein paar Nichtigkeiten aus. Welche Siegchancen hatte Neapel an diesem Wochenende? Würde Maradona spielen? Die Regierung stürzen? Er stand an der Glastür und sah den Verkehr in Wellen über den Piazzale Roma schwappen. Fußgänger tänzelten im Zickzack zwischen Autos und Bussen hindurch. Niemand kümmerte sich auch nur einen Deut um die Zebrastreifen oder die weißen Linien, die zur Trennung der Fahrbahnen gedacht waren. Und doch floß der Verkehr reibungslos und rasch dahin.
    Eine hellgrüne Limousine überquerte die Busspur und hielt hinter den beiden blau-weißen Carabinieriwagen. Es war ein neutrales Auto ohne Markierungen oder Blaulicht, das einzig Auffällige daran war das Kennzeichen mit der Aufschrift »AFI Official«. Die Fahrertür ging auf, und ein uniformierter Soldat wurde sichtbar. Er stieg aus und öffnete den Verschlag für eine junge Frau in dunkelgrüner Uniform. Sobald sie neben dem Wagen stand, setzte sie ihre Mütze auf und blickte zuerst um sich, dann zur Carabinieristation hinüber.
    Ohne sich groß von den Männern zu verabschieden, verließ Brunetti die Station und ging auf das Auto zu. »Doctor Peters?« fragte er im Näherkommen.
    Sie sah hoch, als sie ihren Namen hörte, und machte einen Schritt auf ihn zu. Dann streckte sie die Hand aus, drückte die seine kurz und stellte sich als Terry Peters vor. Sie sah aus wie Ende Zwanzig und hatte lockiges braunes Haar, das sich dem Druck ihrer Kopfbedeckung widersetzte. Ihre Augen waren dunkelbraun, die Haut noch vom Sommer getont. Wenn sie gelächelt hätte, wäre sie noch hübscher gewesen. Statt dessen sah sie ihm direkt in die Augen, den Mund zu einer geraden Linie zusammengekniffen, und fragte: »Sind Sie der Inspektor von der Polizei?«
    »Commissario Brunetti. Ich habe ein Boot hier, das uns nach San Michele hinausbringen wird.« Als er ihre Verwirrung sah, erklärte er: »Das ist die Friedhofsinsel. Dorthin ist die Leiche gebracht worden.«
    Ohne auf ihre Antwort zu warten, zeigte er zum Anleger und ging über die Straße voraus. Sie sagte noch irgend etwas zu ihrem Fahrer und folgte ihm dann. Am Wasser angelangt, deutete er auf die blau-weiße Polizeibarkasse, die dort lag. »Hierher, Doctor«, sagte er, indem er vom Ufer an Deck sprang. Sie war dicht hinter ihm und ergriff ohne Zögern seine Hand, um sich an Bord helfen zu lassen. Ihr Uniformrock bedeckte gerade ihre Knie. Sie hatte hübsche Beine, gebräunt und muskulös, mit schmalen Fesseln. Sobald sie in der Kabine Platz genommen hatten, lenkte Monetti das Boot in den Canal Grande. Rasch ging es mit rotierendem Blaulicht am Bahnhof vorbei und links in den Canale della Misericordia, dessen Auslauf direkt gegenüber der Friedhofsinsel lag.
    Wenn Brunetti einen Besucher von auswärts auf einem Polizeiboot mitnehmen mußte, machte er es sich normalerweise zur Aufgabe, ihn auf Sehenswürdigkeiten und andere interessante Punkte hinzuweisen. Diesmal begnugte er sich mit einer Förmlichkeit. »Sie haben hoffentlich gut hierhergefunden, Doctor.«
    Sie blickte auf den schmalen grünen Teppichstreifen

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