Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
anderen Grund, warum er sonst mit uns würde reden wollen, oder?«
    »Nein, ich wüßte nicht.«
    Als Brunetti schon gehen wollte, fragte Vianello: »Und der Handel, den ich mit ihm abschließen soll? Halten wir unseren Teil ein?«
    Bei diesen Worten drehte Brunetti sich um und sah Vianello durchdringend an. »Natürlich. Wenn Kriminelle nicht mehr an einen illegalen Handel mit der Polizei glauben können, woran denn dann?«

19
    Am nächsten Tag hörte Brunetti nichts von Ambrogiani, und Vianello hatte kein Glück bei seinem Versuch, Kontakt mit dem Jungen auf Burano aufzunehmen. Am darauffolgenden Morgen war immer noch kein Anruf gekommen, und als er vom Mittagessen zurückkam, auch nicht. Gegen fünf Uhr kam Vianello zu ihm und sagte, daß der Junge angerufen habe und sie ein Treffen für Samstagnachmittag auf dem Piazzale Roma verabredet hätten. Ein Auto werde kommen, um Vianello, der keine Uniform tragen solle, abzuholen und an den Ort zu bringen, wo Ruffolo mit ihm reden wolle. Als Vianello soweit erzählt hatte, grinste er und fügte hinzu: »Hollywood.«
    »Das heißt wahrscheinlich, daß sie auch noch ein Auto stehlen müssen«, meinte Brunetti.
    »Und wohl auch, daß es nicht die geringste Aussicht auf einen Drink gibt«, sagte Vianello resigniert.
    »Schade, daß sie die Pullman Bar abgerissen haben, dann hätten Sie sich wenigstens vorher noch einen genehmigen können.«
    »Mein Pech. Ich soll an der Haltestelle des Fünferbusses stehen. Sie kommen, halten an, und ich soll einsteigen.«
    »Und woran wollen die Sie erkennen?«
    Wurde Vianello etwa rot? »Ich soll einen Strauß roter Nelken bei mir haben.«
    Jetzt konnte Brunetti sich nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes Gelächter aus. »Rote Nelken? Sie? Mein Gott, ich hoffe nur, es sieht Sie niemand an der Bushaltestelle stehen, auf dem Weg aus der Stadt, mit einem Strauß roter Nelken.«
    »Ich habe es meiner Frau schon gesagt. Es gefällt ihr gar nicht, ganz und gar nicht, und am wenigsten gefällt ihr, daß ich meinen Samstagnachmittag dafür opfern muß. Wir wollten zum Abendessen ausgehen, und ich werde in den nächsten Monaten nichts anderes zu hören kriegen.«
    »Vianello, ich mache Ihnen ein Angebot. Tun Sie es - wir bezahlen sogar die Nelken, aber lassen Sie sich eine Quittung geben -, tun Sie es, und ich frisiere den Dienstplan, so daß Sie nächsten Freitag und Samstag frei haben, ja?« Es schien das mindeste, was er für den Mann tun konnte, der sich freiwillig in die Hände von bekannten Kriminellen begab und, noch mutiger, freiwillig bereit war, Ärger mit seiner Frau zu riskieren.
    »Ist schon in Ordnung, Commissario, aber gefallen tut es mir nicht.«
    »Hören Sie, Sie müssen es nicht machen, Vianello. Früher oder später fällt er uns auch so in die Hönde.«
    »Ist schon gut. Er war nie so dumm, einen von uns tätlich anzugreifen. Und ich kenne ihn vom letzten Mal.«
    Brunetti fiel ein, daß Vianello zwei Kinder hatte und ein drittes unterwegs war. »Wenn die Sache klappt, ist es allein Ihr Verdienst. Das hilft bei der Beförderung.«
    »Na wunderbar, und was sagt er dazu?« Vianello richtete den Blick auf die Decke und damit auf Pattas Büro über ihnen. »Was wird er dazu sagen, wenn wir seinen Freund verhaften, Seine Politische Wichtigkeit Signor Viscardi?«
    »Ach, kommen Sie, Vianello, Sie wissen, was er tun wird. Wenn Viscardi erst hinter Gittern sitzt und der Fall sich zusehends klärt, wird Patta sagen, daß er schon von Anfang an einen Verdacht gehabt, aber gegenüber Viscardi freundlich getan hat, um ihn leichter in die von ihm selbst ersonnene Falle locken zu können.« Beide wußten aus langer Erfahrung, daß dies stimmte.
    Weiteren Überlegungen zum Verhalten ihres gemeinsamen Vorgesetzten kam Vianellos Telefon zuvor. Er meldete sich, hörte einen Augenblick zu und gab den Hörer dann an Brunetti weiter. »Für Sie, Commissario.«
    »Ja?« sagte der, und eine große Erregung packte ihn, als er Ambrogianis Stimme erkannte.
    »Er ist noch hier. Einer meiner Leute ist ihm bis zu seinem Haus nachgefahren. Er wohnt in Grisignano, etwa zwanzig Minuten vom Stützpunkt.«
    »Der Zug hält dort, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Brunetti, der bereits plante.
    »Nur der Bummelzug. Wann willst du mit ihm sprechen?«
    »Morgen früh.«
    »Moment mal, ich habe den Fahrplan hier.« Während Brunetti wartete, wurde am anderen Ende der Hörer beiseite gelegt, dann hörte er erneut Ambrogianis Stimme. »Einer fährt in

Weitere Kostenlose Bücher