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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Sergeant.«
    Ambrogiani lächelte nur und nickte, machte aber keine Anstalten, sich vorzustellen. Er überließ Brunetti die Unterhaltung.
    »Na, dann fragen Sie mal«, sagte der Amerikaner und meinte dann: »Tut mir leid, daß ich Sie nicht auf einen Kaffee ins Haus bitten kann, aber meine Frau schläft noch, und sie bringt mich glatt um, wenn ich die Kinder wecke. Samstag ist der einzige Tag, an dem sie ausschlafen kann.«
    »Das verstehe ich«, sagte Brunetti. »Bei mir zu Hause ist das ganz genauso. Ich mußte mich heute morgen wie ein Einbrecher aus der Wohnung schleichen.« Sie grinsten sich verständnisinnig an ob der unglaublichen Tyrannei schlafender Ehefrauen, und Brunetti begann: »Es geht um Ihren Sohn.«
    »Daniel?« fragte der Amerikaner.
    »Ja.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Es scheint Sie nicht zu überraschen«, bemerkte Brunetti.
    Der Sergeant stellte sich neben seinen Wagen und lehnte sich dagegen, bevor er antwortete. Brunetti nahm die Gelegenheit wahr, sich zu Ambrogiani umzudrehen und ihn auf italienisch zu fragen: »Kannst du folgen?«
    Der Carabiniere nickte.
    Der Amerikaner stellte die Beine überkreuz und zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche. Er hielt sie den Italienern hin, aber beide schüttelten den Kopf. Er zündete sich eine an, wobei er die Flamme des Feuerzeugs mit den Händen sorgsam vor nichtvorhandenem Wind schützte, dann verstaute er Zigarettenschachtel und Feuerzeug wieder in der Hemdtasche.
    »Die Sache mit der Ärztin, ja?« fragte er, wobei er den Kopf in den Nacken legte und eine Rauchfahne in die Luft blies.
    »Wie kommen Sie darauf, Sergeant?«
    »Dazu muß man wohl kein Hellseher sein, oder? Sie war Dannys Ärztin, und sie war verdammt nochmal ganz schön von der Rolle, als sein Arm so schlimm wurde. Immer wieder hat sie ihn gefragt, was passiert ist, und dann kam dieser Freund von ihr, den es in Venedig erwischt hat, und hat mich geradezu bombardiert mit Fragen.«
    »Sie wußten, daß die beiden befreundet waren?« Brunetti war ehrlich überrascht.
    »Na ja, geredet haben die Leute darüber erst, als er tot war, aber ich nehme an, daß doch einige es vorher gewußt haben. Ich gehörte nicht dazu, aber ich habe ja auch nicht mit ihnen gearbeitet. Schließlich sind wir nur ein paar Tausend Leute hier, und wir leben und arbeiten praktisch auf Tuchfühlung. Da kann man nichts geheimhalten, jedenfalls nicht sehr lange.«
    »Was für Fragen hat er Ihnen denn gestellt?«
    »Vor allem wollte er die genaue Stelle wissen, wo Danny an dem Tag herumgelaufen ist. Und was wir da noch gesehen haben. So was alles.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich es nicht mehr weiß.«
    »Sie wußten es nicht mehr?«
    »Jedenfalls nicht genau. Wir waren an dem Tag irgendwo über Aviano, in der Nähe vom Lago di Barcis. Aber auf dem Rückweg aus den Bergen haben wir noch woanders angehalten; da hatten wir unser Picknick. Und Danny ist ein Weilchen allein im Wald herumgestreift, aber er konnte sich nicht mehr erinnern, wo er hingefallen ist, ich meine an welcher Stelle. Das habe ich Foster gesagt und versucht, ihm zu beschreiben, wo das war, aber ich wußte nicht mehr genau, wo wir den Wagen geparkt hatten. Wenn man drei Kinder und einen Hund im Auge behalten muß, achtet man auf so etwas nicht weiter.«
    »Wie hat er reagiert, als Sie sagten, daß Sie sich nicht genau erinnern können?«
    »Himmel, er wollte, daß ich mit ihm hinfahre. Ich sollte an einem Samstag den ganzen Weg da mit ihm rauffahren und die Stelle suchen und sehen, ob ich den Parkplatz wiederfinde.«
    »Und, haben Sie das getan?«
    »Um Himmels willen, nein, nicht mal für Geld und gute Worte. Ich habe drei Kinder und eine Frau und, wenn ich Glück habe, einen freien Tag die Woche. Den werde ich doch nicht damit verbringen, in den Bergen herumzurennen und nach der Stelle zu suchen, wo ich mal irgendwann gepicknickt habe. Außerdem war das gerade in der Zeit, als Danny im Krankenhaus war, und da wollte ich meine Frau nicht unbedingt einen ganzen Tag allein lassen, nur um Gemseneier zu suchen.«
    »Was hat er gemacht, als Sie ihm das sagten?«
    »Also, man sah ihm an, daß er ziemlich wütend war, aber ich habe eben gesagt, daß ich nicht kann, und daraufhin hat er sich wohl beruhigt. Er hat dann nicht mehr gefragt, ob ich mitgehe, aber ich glaube, er ist allein hingefahren, vielleicht auch mit Dr. Peters.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Na ja, er ist zu einem Freund von mir gegangen, der in

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