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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Venedig um acht Uhr ab; acht Uhr dreiundvierzig ist er in Grisignano.«
    »Und früher?«
    »Sechs Uhr vierundzwanzig.«
    »Kann mich da jemand abholen?«
    »Guido, das wäre um halb acht!« flehte Ambrogiani fast.
    »Ich möchte bei ihm zu Hause mit ihm reden, und ich will nicht, daß er weggeht, bevor ich dazu Gelegenheit hatte.«
    »Guido, du kannst doch nicht morgens vor acht bei den Leuten hereinplatzen, nicht einmal bei Amerikanern.«
    »Wenn du mir die Adresse gibst, kann ich vielleicht hier einen Wagen bekommen.« Aber schon während er es aussprach, wußte er, daß es unmöglich war; die Anforderung eines Dienstwagens würde garantiert Patta zu Ohren kommen, und das würde nichts als Ärger einbringen.
    »Ein ganz schöner Dickschädel, was?« meinte Ambrogiani, aber es klang eher respektvoll als ärgerlich. »Also gut, ich komme selbst an den Zug. Ich nehme meinen eigenen Wagen, damit können wir in der Nähe des Hauses parken, ohne daß die gesamte Nachbarschaft zu spekulieren anfangt, was wir wohl da machen.« Brunetti, für den Autos fremdartige Dinger waren, hatte gar nicht weiter darüber nachgedacht, wieviel Aufsehen ein Auto, das eindeutig den Carabinieri oder der Polizei gehörte, in jeder Wohngegend erregen mußte.
    »Danke, Giancarlo. Das finde ich wirklich nett.«
    »Das will ich auch hoffen. Samstag morgen, um halb acht!« sagte Ambrogiani ungläubig, dann legte er auf, bevor Brunetti noch etwas erwidern konnte. Na, wenigstens mußte er kein Dutzend rote Nelken dabeihaben.
    Am nächsten Morgen schaffte Brunetti es, so rechtzeitig am Bahnhof zu sein, daß er noch einen Kaffee trinken konnte, bevor der Zug abfuhr, und so war er in einigermaßen annehmbarer Verfassung, als Ambrogiani ihn an der kleinen Bahnstation von Grisignano abholte. Der Maggiore, der graue Cordhosen und einen dicken Pullover anhatte, wirkte erstaunlich frisch und munter, als ob er schon seit Stunden auf wäre, ein Umstand, den Brunetti in seinem derzeitigen Zustand etwas befremdlich fand. Gegenüber dem Bahnhof gingen sie in eine Kaffeebar und bestellten sich jeder einen Kaffee und eine Brioche. Ambrogiani bedeutete dem Barmann mit einer Kinnbewegung, daß er einen Schuß Grappa in seinen Kaffee wollte. »Es ist nicht weit von hier«, sagte er zu Brunetti. »Nur ein paar Kilometer. Sie wohnen in einer Doppelhaushälfte. In der anderen Hälfte wohnt der Besitzer mit seiner Familie.« Auf Brunettis fragenden Blick hin erklärte er: »Ich habe einen meiner Leute hingeschickt, um ein bißchen herumzufragen. Viel gibt es nicht zu berichten. Er hat drei Kinder. Sie wohnen seit über drei Jahren hier, haben immer pünktlich die Miete bezahlt und kommen gut mit dem Vermieter aus. Seine Frau ist Italienerin, das fördert das Verhältnis zu den Nachbarn.«
    »Und der Junge?«
    »Ist wieder hier. Zurück aus dem Krankenhaus in Deutschland.«
    »Und wie geht es ihm?«
    »Seit diesem Monat geht er wieder zur Schule. Es ist offenbar alles in Ordnung, aber eine Nachbarin sagt, daß er eine schlimme Narbe am Arm hat. Wie von einer Brandwunde.«
    Brunetti trank seinen Kaffee aus, stellte die Tasse auf den Tresen und sagte: »Fahren wir also hin, und unterwegs erzähle ich dir, was ich weiß.«
    Während Ambrogiani sie durch verschlafene Gassen und Alleen fuhr, berichtete Brunetti, was er aus den Büchern erfahren hatte, und erzählte von dem fotokopierten Krankenblatt von Kaymans Sohn und dem Artikel in der medizinischen Zeitschrift.
    »Das klingt, als hätte die Dottoressa oder Foster zwei und zwei zusammengezählt. Aber es erklärt noch nicht, warum beide ermordet wurden.«
    »Du glaubst das also auch?« fragte Brunetti.
    Ambrogiani wandte den Blick von der Straße und sah Brunetti an. »Ich habe keine Sekunde geglaubt, daß Foster bei einem Raubüberfall umgebracht wurde, und an eine Überdosis glaube ich auch nicht. Egal wie gut sie beides hingedreht haben.«
    Ambrogiani bog in eine noch kleinere Straße ein und hielt hundert Meter von einem weiß getünchten Haus, das etwas von der Straße zurückversetzt und von einem Drahtzaun umgeben war. Die Eingangstüren zu dem Doppelhaus befanden sich über den Toren einer Zweiergarage. In der Einfahrt lagen nebeneinander zwei Fahrräder, so ungezwungen, wie nur Fahrräder daliegen können.
    »Erzähl mir mehr über diese Chemikalien«, sagte Ambrogiani, als er den Motor abstellte. »Ich habe gestern abend noch versucht, etwas darüber in Erfahrung zu bringen, aber niemand, den ich gefragt habe,

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