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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Bilder zurückbekommen, die Versicherungsgesellschaft wird sich bei uns bedanken, und ich kann mir vorstellen, daß der Gazzettino auf der Titelseite des Lokalteils darüber berichten wird. Schließlich ist Signor Viscardi ein bedeutender Mann, und je schneller diese Sache erledigt ist, desto besser für uns alle.« Plötzlich widerte es Brunetti regelrecht an, daß er jedesmal, wenn er mit Patta sprach, so eine alberne Scharade aufführen mußte. Er blickte zur Seite, dann wieder auf seinen Vorgesetzten.
    Pattas Lächeln war breit und aufrichtig. Konnte es sein, daß Brunetti endlich zur Vernunft kam? Daß er politische Realitäten allmählich zur Kenntnis nahm? Wenn ja, dann war das Verdienst dafür nicht ganz zu Unrecht ihm anzurechnen, fand Patta. Sie waren eigensinnig, diese Venezianer, klammerten sich an ihre Denkweise, eine überholte Denkweise. Ein Glück, daß sie durch seine Berufung zum Vice-Questore mit der großen, moderneren Welt konfrontiert wurden, der Welt von morgen. Brunetti hatte recht. Sie mußten nur diesen Ruffolo finden und die Bilder zuriìckbekommen, dann würde Viscardi in seiner Schuld stehen.
    »Also gut«, sagte er energisch, wie Polizisten in amerikanischen Filmen es immer taten, »verständigen Sie mich, sobald Sie diesen Ruffolo festgesetzt haben. Brauchen Sie noch mehr Leute für den Fall?«
    »Nein, Vice-Questore«, sagte Brunetti nach kurzem Überlegen. »Ich glaube, wir haben genug im Moment. Es ist nur eine Frage des Abwartens, bis er einen falschen Schritt tut. Und das kann nicht mehr lange dauern.«
    Patta interessierte sich nicht im geringsten dafür, was es für eine Frage war. Er wollte eine Festnahme, die Rückgabe der Gemälde und Viscardis Unterstützung für den Fall, daß er sich entschloß, für den Stadtrat zu kandidieren. »Bestens, geben Sie mir Bescheid, wenn Sie Näheres wissen«, sagte er und entließ Brunetti, wenn nicht durch seine Worte, dann durch seinen Ton. Er griff nach einer neuen Zigarette, und Brunetti, der keine Lust hatte, dieser Zeremonie noch einmal zuzusehen, entschuldigte sich und ging nach unten, um mit Vianello zu reden.
    »Haben Sie etwas Neues über Ruffolo?« fragte Brunetti, als er in das Büro trat.
    »Ja und nein«, antwortete Vianello, indem er sich vor seinem Vorgesetzten achtungsvoll ein paar Millimeter vom Stuhl erhob und sich wieder hinsetzte.
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, er hat signalisiert, daß er reden will.«
    »Woher haben Sie das?«
    »Von jemandem, der einen kennt, der ihn kennt.«
    »Und wer hat mit diesem Jemand gesprochen?«
    »Ich selbst. Es ist einer von den Jungen draußen auf Burano.
    Sie wissen schon, die Jugendlichen, die letztes Jahr das Fischerboot gestohlen haben. Seit wir sie damals haben laufenlassen, dachte ich immer, daß er mir noch einen Gefallen schuldig ist, da bin ich gestern mal hingefahren und habe mit ihm gesprochen. Mir war nämlich eingefallen, daß er mit Ruffolo zusammen zur Schule gegangen ist. Und vor einer Stunde hat er mich angerufen. Keine großen Fragen. Nur, daß dieser andere mit einem gesprochen hat, der Ruffolo getroffen hat, und daß er mit uns reden will.«
    »Mit einer bestimmten Person?«
    »Nicht mit Ihnen, Commissario, könnte ich mir vorstellen. Sie haben ihn immerhin zweimal hinter Gitter gebracht.«
    »Wollen Sie es machen, Vianello?«
    Der Ältere zuckte die Achseln. »Warum nicht? Ich möchte es nur nicht gern zu umständlich haben. Er hatte die letzten beiden Jahre nichts anderes zu tun, als im Gefängnis herumzusitzen und sich amerikanische Krimis anzusehen, da wird er wahrscheinlich vorschlagen, daß wir uns um Mitternacht in einem Boot auf der Lagune treffen.«
    »Oder bei Morgengrauen auf dem Friedhof, wenn die Vampire wieder in ihre Nester fliegen.«
    »Warum kann er sich nicht einfach eine Bar aussuchen, dann können wir gemütlich ein Glas Wein trinken.«
    »Also, egal wo, Sie gehen hin und treffen sich mit ihm.«
    »Soll ich ihn festnehmen, wenn er kommt?«
    »Nein, versuchen Sie das nicht. Fragen Sie ihn nur, was er uns sagen will, und finden Sie heraus, was für einen Handel er mit uns vorhat.«
    »Soll ich jemanden mitnehmen, der ihn dann beschattet?«
    »Nein. Damit rechnet er wahrscheinlich. Und wenn er das Gefühl hat, verfolgt zu werden, dreht er womöglich durch. Hören Sie nur, was er will. Und wenn er nicht zuviel verlangt, machen Sie das Geschäft mit ihm.«
    »Glauben Sie, daß er uns etwas über die Sache Viscardi erzahlen wird?«
    »Es gibt keinen

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