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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Atmosphäre im Raum wahrnahmen.
    »Was ist denn hier los?« fragte einer, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden.
    Brunetti antwortete mit ruhiger Stimme: »Sie haben mir von Bottin und Spadini erzählt.«
    Der Mann, zu dem er das gesagt hatte, sah sich in der Bar um und fand die Bestätigung in den abgewandten Blicken und dem anhaltenden Schweigen. Er schüttelte die Arme, wobei das Wasser nach allen Seiten spritzte, ging an die Bar und sagte: »Einen Grappa, Piero.«
    Der Barkellner stellte ihm wortlos das Glas hin.
    Nach und nach kam die Unterhaltung wieder in Gang, aber verhalten. Brunetti winkte dem Kellner und zeigte auf den alten Mann neben ihm. Der Kellner brachte ein Glas Weißwein für den Alten, der es nahm und in einem Zug hinunterkippte, als wäre es Wasser, worauf er das Glas auf den Tresen knallte. Brunetti nickte, und der Kellner füllte es wieder. Brunetti wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu und fragte: »Targhetta?«
    »Sein Neffe«, antwortete der Alte und kippte das neue Glas hinunter.
    »Wessen Neffe, Spadinis?«
    Der Mann sah Brunetti an und hielt das Glas dem Kell-ner hin, der es von neuem füllte. Statt zu trinken, stellte der Alte es auf den Tresen und starrte hinein. Er hatte die wäßrigen Augen des Gewohnheitstrinkers, der zum Aufstehen Wein trank und abends mit Wein auf der Zunge zu Bett ging.
    »Wo ist Targhetta jetzt?« fragte Brunetti, wobei er die Zeitung zusammenfaltete, als hätte er die uninteressanteste Frage gestellt, die er sich nur ausdenken konnte.
    »Zum Fischen wahrscheinlich, mit seinem Onkel. Ich hab sie vor einer halben Stunde noch am Anleger gesehen.« Der Alte schürzte mißbilligend die Lippen, und Brunetti wartete schon darauf, daß er etwas über die Bora sagen würde und die Luft, die sich nicht gut anfühle, aber statt dessen sagte er: »Hat wahrscheinlich wieder diese Frau mitgenommen. Bringt Unglück, eine Frau auf dem Boot.«
    Brunetti spannte die Hand um die Zeitung. »Was für eine Frau?« zwang er sich im Ton eines Unbeteiligten zu fragen.
    »Na, die er gerade vögelt, die aus Venedig.«
    »Aha«, sagte Brunetti und zwang seine Hand, die Zeitung loszulassen und das Weinglas zu nehmen. Nachdem er ein Schlückchen getrunken hatte, nickte er anerkennend zu dem alten Mann und dem Kellner hinüber. Dann vertiefte er sich mit einer bewußten Anstrengung wieder in die Zeitung, als interessierte er sich überhaupt nicht für diese Frau aus Venedig und dafür, was Carlo mit ihr anstellte, um so mehr hingegen für die Fußballergebnisse des Vortags.
    Licht zuckte über die Fensterscheiben, kurz darauf krachte Donner, daß die Flaschen hinter der Bar wackelten. Die Tür ging auf, und noch ein Mann kam herein, naß wie ein Otter. Als er kurz in der offenen Tür stehenblieb, wurde alles Geräusch in der Bar übertönt vom Prasseln des Regens, der nur so vom Himmel herunterklatschte und vom Straßenpflaster hochspritzte. Noch ein Blitz, und alle in der Bar wappneten sich für die Detonation, die gleich folgen mußte. Und schon war sie da, grollte noch sekundenlang nach, und kaum begann sie abzuebben, wurde sie abgelöst vom Kreischen der Bora, die von Norden heruntergefegt kam. Selbst in der Bar fühlte man den plötzlichen Temperatursturz.
    »Wo könnten sie jetzt sein?« fragte Brunetti den alten Mann.
    Der trank seinen Wein und sah Brunetti fragend an. Brunetti nickte dem Kellner zu, und wieder wurde das Glas gefüllt. Bevor der Alte es anrührte, sagte er: »Sie sind noch nicht so lange weg. Versuchen wahrscheinlich, da rauszukommen.« Er deutete dabei mit dem Kinn zur Tür und über die Tür hinaus in das Tosen von Blitzen, Sturm und Regen, das den Tag in ein Chaos verwandelt hatte.
    »Wie denn?« fragte Brunetti, der gegen seine aufkommende Angst ankämpfen mußte, damit es nur nach mäßigem Interesse an den Tücken der Lagune und den Männern klang, die in ihren Wassern fischten.
    Der Alte wandte sich an den Mann rechts von ihm, den ersten, der aus dem Regen zurückgekommen war. »Marco«, fragte er, »wohin würde Vittono abdrehen?«
    Brunetti war sich der angespannten Stille bewußt, als die Fischer alle miteinander abwarteten, wer wohl als erster dem Alten folgen und von der Fahne gehen würde, indem er mit dem Polizisten sprach.
    Der Befragte starrte in sein Glas, und ein Instinkt hielt Brunetti davon ab, dem Kellner zu winken, daß er es füllen solle. Statt dessen stand er nur ruhig da und wartete auf die Antwort.
    Der mit Marco Angesprochene sah den Alten

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