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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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er. »Die Leute fühlen sich immer sicherer in ihrer eigenen Sprache.«
    »Für wen soll ich mich denn ausgeben?« fragte Signorina Elettra, als sie nach dem Telefon griff und die 9 wählte, um ein Amt zu bekommen.
    »Sagen Sie, Sie rufen im Auftrag des Questore an.«
    Und das tat sie denn auch, wenngleich ohne Erfolg. Der Direktor der Galerie, ein Monsieur Lablanche, mit dem sie nach langem Hin und Her verbunden wurde, weigerte sich, Auskunft über die fraglichen Zahlungen zu geben, solange ihm kein entsprechender Beschluß eines Schweizer Gerichts vorläge. Brunetti schloß aus Signorina Elettras Miene, daß der Direktor ihr diesen Bescheid alles andere als höflich übermittelt hatte.
    »Und jetzt?« fragte er, als sie ihm die Antwort des Direktors gekonnt in dessen patzigem Ton wiederholt hatte.
    Signorina Elettra schloß kurz die Augen und hob die Brauen, zum Zeichen, daß dieses Problem nicht der Rede wert sei. »Wie sagen die Polizisten im Kino immer zu ihren Pappenheimern: Es liegt ganz bei euch, ob's auf die leichte Tour geht oder auf die harte. Monsieur Lablanche hat die harte Tour gewählt.«
    »Für sich oder für uns?« fragte Brunetti.
    »Erst mal für uns«, versetzte sie. »Aber je nachdem, worauf wir stoßen, vielleicht auch für ihn.«
    »Sollte ich fragen, was Sie vorhaben?«
    »Da es nicht ganz legal ist, lieber nicht, Commissario.«
    »Dacht' ich mir. Wird's lange dauern?«
    »Nicht länger, als Sie brauchen, um unten an den fondamenta einen Kaffee zu trinken. Ich schlage vor«, sagte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr, »ich erledige das rasch und komme dann in ein paar Minuten nach.«
    Brunetti war nicht standhafter als Adam im Paradies. »Ist es wirklich so leicht?« fragte er nur.
    Signorina Elettra, die heute philosophisch gestimmt schien, antwortete wieder mit einem Vergleich: »Ich wollte mal von einem Klempner, der nur drei Minuten brauchte, um meinen Boiler zu reparieren, wissen, wie er sich erdreisten könne, dafür, daß er einen kleinen Schalter umlegt, achtzigtausend Lire zu verlangen. Darauf gab er mir zur Antwort, er habe zwanzig Jahre gebraucht, um zu lernen, welchen Schalter man umlegen müsse. Hier verhält es sich genauso: Es ist vielleicht in ein paar Minuten erledigt, aber ich habe jahrelang dafür trainiert.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti und ging hinunter in die Bar am Ponte dei Greci, wo er dann allerdings gut zwanzig Minuten warten mußte, bis Signorina Elettra nachkam.
    Sobald sie einen Kaffee vor sich stehen hatte, begann sie zu erzählen: »Die Galerie wird von zwei Brüdern geführt, den Enkeln des Gründers. Und die Schweizer Polizei interessiert sich lebhaft für einige ihrer jüngsten Akquisitionen, insbesondere solche aus dem Nahen Osten, denn drei Exponate in ihrem Katalog waren früher in kuwaitischem Privatbesitz. Behaupten zumindest die Kuwaitis; leider haben sie weder dokumentierende Fotos noch Quittungen, was dafür spricht, daß sie die fraglichen Kunstwerke ebenfalls illegal erworben hatten.« Sie nippte an ihrem Kaffee, gab noch ein Löffelchen Zucker hinzu, kostete erneut und stellte dann die Tasse ab.
    »Während des Krieges, als der Großvater die Galerie leitete, übernahm Patmos reihenweise Gemälde aus Deutschland, Frankreich und Italien. Selbstredend alle mit untadeligen Expertisen, Verkaufsquittungen, Zollerklärungen. Natürlich hat man nach dem Krieg Ermittlungen eingeleitet, doch alles verlief im Sande. Die Galerie genießt einen guten Ruf, ist erfolgreich und Gerüchten zufolge sehr diskret.«
    Da das offenbar alles war, was sie über die Galerie in Erfahrung gebracht hatte, fragte Brunetti: »Und die Banküberweisungen? «
    »Genau wie Sie's errechnet hatten: jeden Monat zehn Millionen Lire. Der Auftrag läuft seit ihrem sechzehnten Lebensjahr.«
    Damit, dachte Brunetti, käme man auf eine Gesamtsumme von über einer halben Milliarde Lire. Trotzdem hatte Claudia zuletzt nur drei Millionen Lire auf dem Konto. »Wie ist es möglich«, sinnierte Brunetti, »daß jemand soviel Geld aus dem Ausland bezieht, ohne daß der Fiskus davon Wind bekommt?«
    »Aber Sie wissen doch gar nicht, ob das Geld am Finanzamt vorbeigeschmuggelt wurde, Commissario, oder? Vielleicht hat sie es ja angegeben und ordnungsgemäß versteuert, so unwahrscheinlich das auch klingt. Oder vielleicht hatten die Banken ein diskretes Arrangement getroffen, und das Geld floß ohne Nachricht an den Fiskus, oder die Meldung ging ungelesen durch.«
    »Aber wird die Finanza

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