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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Geschäft möchte unser heimlicher Zeuge doch keine Konkurrenz haben.«
    »Gab es auch Gerüchte über die Herkunft der Bilder?« fragte Brunetti.
    »Ahhh.« Leles langgezogenen Seufzer mochte man als Ausdruck der Zufriedenheit deuten, weil Brunetti endlich die richtige Frage gestellt hatte; vielleicht mokierte er sich aber auch nur über die menschlichen Schwächen im allgemeinen. »Da braucht man doch wohl nicht weit zu suchen, oder?« fragte er zurück.
    »Guzzardi?«
    »Na klar.«
    »Wie du die Signora schilderst, sollte man nicht glauben, daß sie sich auf so was eingelassen hat.«
    »Guido«, sagte Lele mit ungewohntem Ernst, »der Polizeidienst sollte dich gelehrt haben, daß ein Mensch viel eher bereit ist, von einem Verbrechen zu profitieren, als es zu begehen.« Und bevor Brunetti etwas einwenden konnte, fuhr er fort: »Darf ich dich an den braven Kardinal und Kirchenfürsten erinnern, gegen den zur Zeit wegen Kungeleien mit der Mafia ermittelt wird?«
    Jahrelang hatte Brunetti ruhig zugehört, wenn sein Freund in diesem Stil loslegte, doch auf einmal war seine Geduld erschöpft. Unwirsch schnitt er Lele das Wort ab. »Sieh zu, was du in Erfahrung bringen kannst, ja?«
    Der Maler nahm ihm die harsche Abfuhr offenbar nicht übel, sondern fragte bloß: »Warum interessierst du dich so für die Signora?«
    Das wußte Brunetti selber nicht genau oder konnte es jedenfalls nicht begründen. »Weil ich nicht weiß, wo ich sonst ansetzen soll«, gestand er.
    »Nicht gerade ein Argument, das mein Vertrauen in die Kompetenz der Behörden stärkt«, sagte Lele.
    »Gibt es überhaupt etwas, das dich bewegen könnte, den Behörden zu trauen?«
    »Soweit kommt's noch«, brummte der Maler und legte auf.
    Brunetti saß da und sann auf eine Möglichkeit, noch einmal in Signora Jacobs' Wohnung zu gelangen. Er sah sie vor sich, wie sie zusammengesunken in ihrem Sessel kauerte und mit gierigen Zügen den Rauch in die Lungen sog, beschwor die Szene aus dem Gedächtnis herauf und nahm sie auseinander wie ein Puzzlespiel: »Was paßt nicht in dieses Bild?« Aschebestreuter Teppich, Fenster, die seit Ewigkeiten keiner mehr geputzt hatte, kostbare Iznickeramiken an der Wand, auf dem Tisch eine allem Anschein nach echte Celadon-Schale, daneben das blaue Päckchen Nazionali und ein billiges Feuerzeug, eine durchgescheuerte Schuhspitze, die Degas-Zeichnung einer jungen Tänzerin. Was stimmte nicht mit diesem Bild?
    Die Antwort war so offensichtlich, daß er sich einen Idioten schalt, weil er ihn nicht früher bemerkt hatte: den krassen Gegensatz zwischen Reichtum und Armut. Jede beliebige dieser Kacheln, eine einzige Zeichnung hätte ausgereicht, um die ganze Wohnung nicht bloß säubern, sondern komplett renovieren zu lassen. Und wer auch nur einen dieser Drucke besaß, brauchte sich gewiß nicht mit der billigsten Zigarettenmarke zu begnügen. Brunetti durchforschte sein Gedächtnis nach weiteren Indizien für den ärmlichen Lebensstil der Signora, versuchte sich zu erinnern, was sie angehabt hatte, aber alten Frauen schenkte man eben nicht viel Beachtung, und so hatte er nur eine verschwommene Vorstellung von etwas Dunklem: grau, braun, schwarz, ein Rock oder ein Kleid, auf jeden Fall ein Gewand, das fast bis zum Boden reichte. Er wußte nicht einmal mehr, ob ihre Kleidung sauber gewesen war oder ob sie Schmuck getragen hatte. Hoffentlich würde er sich wenigstens an sein schlechtes Detailgedächtnis erinnern, bevor er das nächste Mal die Geduld mit einem Tatzeugen verlor, der Mühe hatte, den Verdächtigen zu beschreiben.
    Das Klingeln des Telefons riß ihn aus seinen Grübeleien.
    »Ja?«
    »Wenn Sie vielleicht mal runterkommen würden, Signore«, sagte Signorina Elettra.
    »Ja«, wiederholte er und fragte gar nicht erst, ob sie Nachricht von ihrem Freund aus Genf habe. Oder vielmehr aus Genève.
    Als er ihr Büro betrat und ihr Lächeln sah, erübrigte sich die Frage ohnehin. »Die Überweisungen stammen von einer Galerie namens Patmos in Lausanne«, sagte sie. »Das Geld wurde monatlich bei einer Genfer Bank eingezahlt und von dort auf ihr hiesiges Konto überwiesen.«
    »Irgendwelche besonderen Verfügungen?«
    »Nein, nur der Überweisungsauftrag.«
    »Und haben Sie schon mit ihnen gesprochen?« fragte er.
    »Mit der Bank oder mit der Galerie?«
    »Der Galerie.«
    »Nein. Ich dachte, das würden Sie gern selbst übernehmen, Commissario.«
    »Mir wäre es lieber, wenn das Gespräch auf französisch geführt würde«, sagte

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